Das Kneißl-Lied
Die ungebrochene Popularität des Räuber Kneißl ist auch der Weiterverbreitung seines Lebens durch das bis heute gern gesungene Kneißl-Lied geschuldet. Diese Moritat sorgt dafür, dass seine Geschichte sich bis in kleinste Einzelheiten von Generation zu Generation weiter überliefert.
I bin vo Weigertshofen, des sag i ungeniert,
mei Vater war a Müller, da Paßkoline Wirt,
mei Muatta war a Zweigerl vom Paßkoline Kern
drum hört des Hexnweiberl die Burschngsangl gern.
Mei Vater hat de Mühl in Pacht vom Sulzermooser Schloss,
des war ja a Leben des war ja ganz famos!
De Burschn, de san kemma aus Nahat und von fern,
drum hat des oide Weiberl de Burschn ja so gern.
In der Schachermühl gehts lustig zua, des war a Leben, so fein
da oa hat gstoihn a Schafi, da ander gar a Schwein,
da hamma oftmois gschlachtlt, frische Bluatwürst hats da gebn
des war ja in da Schachermühl a ganz a lustigs Lebn.
In der Schachermühl gehts lustig zua, bis schließlich is Alarm
bis daß de Gschicht is kemma wohl unter de Gendarm;
mei Muatta, de hams gschlossn, mir Buam, mir san davo,
an Vater hams daschossn, den ehrenbraven Mo.
Jetz lies i´s aus da Zeitung raus, d´Schachermühler san verhaft,
da hams uns hoid recht spöttisch auf Dachau eini gschafft.
Da hamma müaßn sitzn, bis dass der Tag anbricht,
na samma hoid verhandlt worn am hohen Landgericht.
Am Tage bei der Sitzung, des Ding hat uns gfreit,
der Sitzungssaal war grammelt voi mit neugierige Leit.
Das Urteil des hat ghoaßn, des war ja gar net fein,
hat ghoaßn: Sechs Jahr Zuchthaus ins Kloster nach Kaisheim.
Vom Zuchthaus bin i entlassen worn, war wieder a frischer Bua,
i hab aa wieder g´arbat, d´Leit lassn mir koa Ruah,
da Moasta der werd zwunga, muaß mir mei Zeugnis gebn,
und i muaß wieder rutschn ins Vagabundenlebn.
Es war bei Altomünster, war dunkel und scho finster,
da kemma zwoa ins Haus, mir sitzn ebn beim Schmaus.
Da Flecklbauer sagt: „Geh, Hiasl sei net zwider,
nimm aussa deinen Drilling und schiaß de zwoa glei nieder!“
Jetzt lies i´s aus da Zeitung raus, des Ding is unerhört,
an Kneißl Hias sei Köpfi waar tausnd Markl wert!
Der wo de tausnd Markl will, der braucht net lang studiern,
mei Drilling, der is gladn, der derf´n ihn grad probiern.
Es war am vierten März, in aller Hergotts Fruah,
da gehts in Geisenhofen so sakramentisch zua,
160 Mann san aufmarschiert, zwoa Kommissar´, a Arzt,
da hat si da Kneißl Hiasl hinter de Ohrn a bisserl kratzt.
Auf Kommando „oans zwoa drei!“ fliagn tausend Kugln nei,
da Dachstuhl, der hat zittert, des Dacherl fallt schier ei.
Der Hiasl musste retouriern wohl hinter den Kamin,
des war fürn Kneißl Hiasl ein scheußlicher Termin.
Dass´ an Kneißl Hiasl gfanga ham, des is uns wohl bekannt,
zum Krüppl hams´n gschossen, des woaß des ganze Land.
Ois Krüppl hams´n transportiert, a siebn, a acht Gendarm,
des war ja in da Münchner Stadt a fürchterlichs Alarm!
Drei Tag hat d´ Sitzung dauert, an Hiasl hams verdonnert,
zum Tod hams eahm verurteilt, da hat si alles gwundert.
Hättns eahm doch fünfzehn Jahr gebn, er laaft nimmer davo,
da Flecklbauer is freiganga, der „ehrenbrave Mo!“
In Augsburg hams koan Bada ghabt, der an Kneißl kunnt rasiern,
jetzt müassns wegn dem Teifiskerl auf Minka telefoniern.
Da beste Bader z´ Minka, der hat des Ding probiert
und hat an Kneißl Hiasl zum letzten Mal rasiert.
In Notstuih hams´n eini, wia ma d´Ochsn bschlagn duat,
beim letztenmoi Rasieren is gflossen no a Bluat.
Der Kerl der hat grad z´ arbatn, des war a wahrer Graus.
Mei Liadl is jetzt gsunga, mitn Kneißl is´ jetz aus!
(Michaela Karl [2003]: Sozialrebellen in Bayern. Matthäus Klostermair, Michael Heigl, Mathias Kneißl. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg, S. 40-43)
Weitere Kapitel:
Die ungebrochene Popularität des Räuber Kneißl ist auch der Weiterverbreitung seines Lebens durch das bis heute gern gesungene Kneißl-Lied geschuldet. Diese Moritat sorgt dafür, dass seine Geschichte sich bis in kleinste Einzelheiten von Generation zu Generation weiter überliefert.
I bin vo Weigertshofen, des sag i ungeniert,
mei Vater war a Müller, da Paßkoline Wirt,
mei Muatta war a Zweigerl vom Paßkoline Kern
drum hört des Hexnweiberl die Burschngsangl gern.
Mei Vater hat de Mühl in Pacht vom Sulzermooser Schloss,
des war ja a Leben des war ja ganz famos!
De Burschn, de san kemma aus Nahat und von fern,
drum hat des oide Weiberl de Burschn ja so gern.
In der Schachermühl gehts lustig zua, des war a Leben, so fein
da oa hat gstoihn a Schafi, da ander gar a Schwein,
da hamma oftmois gschlachtlt, frische Bluatwürst hats da gebn
des war ja in da Schachermühl a ganz a lustigs Lebn.
In der Schachermühl gehts lustig zua, bis schließlich is Alarm
bis daß de Gschicht is kemma wohl unter de Gendarm;
mei Muatta, de hams gschlossn, mir Buam, mir san davo,
an Vater hams daschossn, den ehrenbraven Mo.
Jetz lies i´s aus da Zeitung raus, d´Schachermühler san verhaft,
da hams uns hoid recht spöttisch auf Dachau eini gschafft.
Da hamma müaßn sitzn, bis dass der Tag anbricht,
na samma hoid verhandlt worn am hohen Landgericht.
Am Tage bei der Sitzung, des Ding hat uns gfreit,
der Sitzungssaal war grammelt voi mit neugierige Leit.
Das Urteil des hat ghoaßn, des war ja gar net fein,
hat ghoaßn: Sechs Jahr Zuchthaus ins Kloster nach Kaisheim.
Vom Zuchthaus bin i entlassen worn, war wieder a frischer Bua,
i hab aa wieder g´arbat, d´Leit lassn mir koa Ruah,
da Moasta der werd zwunga, muaß mir mei Zeugnis gebn,
und i muaß wieder rutschn ins Vagabundenlebn.
Es war bei Altomünster, war dunkel und scho finster,
da kemma zwoa ins Haus, mir sitzn ebn beim Schmaus.
Da Flecklbauer sagt: „Geh, Hiasl sei net zwider,
nimm aussa deinen Drilling und schiaß de zwoa glei nieder!“
Jetzt lies i´s aus da Zeitung raus, des Ding is unerhört,
an Kneißl Hias sei Köpfi waar tausnd Markl wert!
Der wo de tausnd Markl will, der braucht net lang studiern,
mei Drilling, der is gladn, der derf´n ihn grad probiern.
Es war am vierten März, in aller Hergotts Fruah,
da gehts in Geisenhofen so sakramentisch zua,
160 Mann san aufmarschiert, zwoa Kommissar´, a Arzt,
da hat si da Kneißl Hiasl hinter de Ohrn a bisserl kratzt.
Auf Kommando „oans zwoa drei!“ fliagn tausend Kugln nei,
da Dachstuhl, der hat zittert, des Dacherl fallt schier ei.
Der Hiasl musste retouriern wohl hinter den Kamin,
des war fürn Kneißl Hiasl ein scheußlicher Termin.
Dass´ an Kneißl Hiasl gfanga ham, des is uns wohl bekannt,
zum Krüppl hams´n gschossen, des woaß des ganze Land.
Ois Krüppl hams´n transportiert, a siebn, a acht Gendarm,
des war ja in da Münchner Stadt a fürchterlichs Alarm!
Drei Tag hat d´ Sitzung dauert, an Hiasl hams verdonnert,
zum Tod hams eahm verurteilt, da hat si alles gwundert.
Hättns eahm doch fünfzehn Jahr gebn, er laaft nimmer davo,
da Flecklbauer is freiganga, der „ehrenbrave Mo!“
In Augsburg hams koan Bada ghabt, der an Kneißl kunnt rasiern,
jetzt müassns wegn dem Teifiskerl auf Minka telefoniern.
Da beste Bader z´ Minka, der hat des Ding probiert
und hat an Kneißl Hiasl zum letzten Mal rasiert.
In Notstuih hams´n eini, wia ma d´Ochsn bschlagn duat,
beim letztenmoi Rasieren is gflossen no a Bluat.
Der Kerl der hat grad z´ arbatn, des war a wahrer Graus.
Mei Liadl is jetzt gsunga, mitn Kneißl is´ jetz aus!
(Michaela Karl [2003]: Sozialrebellen in Bayern. Matthäus Klostermair, Michael Heigl, Mathias Kneißl. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg, S. 40-43)