Eine ausweglose Situation

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Tatortaufnahme: Hier in Geißenhofen wurde Mathias Kneißl verhaftet.

Obwohl Kneißl es lange Zeit vermochte, seine Verfolger zu täuschen, war es doch nur eine Frage der Zeit, bis er gefasst wurde. Im März 1901 war es so weit – der Räuber wurde verraten. Mit 140 Mann rückte die Polizei am Morgen des 5. März 1901 gegen ein Anwesen in Geisenhofen vor:

Der Umzingelte hielt aus, den ganzen langen Tag, die ganze noch längere Nacht. Er hielt aus wie die Verteidiger der Bergstellung, die unter sich den Feind hören, wie er den Stollen für die Sprengladung gräbt, und wissen, dass sie verloren sind, sobald das Bohren verstummt. Er hielt aus wie der Verschwörer, der sich verraten weiß und wartet, bis ihm Tritte auf dem Treppenhaus das Nahen der Häscher ankündigen.

(Wilhelm Lukas Kristl: Das traurige und stolze Leben des Mathias Kneißl. Bayerns großer Kriminalfall. edition monacensia im Allitera Verlag, München 2008, S. 80)

Fast eine dreiviertel Stunde lang feuerte die Polizei in das Haus, in dem sich Mathias Kneißl verbarg. Als man das Gebäude schließlich stürmte, fand man Mathias Kneißl schwer verletzt hinter dem Kamin kauernd. Er hatte keinen einzigen Schuss abgegeben: „Die aufgestaute Wut der Landpolizisten – beim Ausruf ‚Wir haben ihn!‘, beim Anblick des Kameraden-Mörders durchbrach sie die Dämme der Disziplin, schlug über dem endlich Gefangenen zusammen. Sie schossen auf ihn, hieben auf ihn ein, sie traten ihn, sie wollten ihn zerfetzen.“

(Wilhelm Lukas Kristl: Das traurige und stolze Leben des Mathias Kneißl. Bayerns großer Kriminalfall. edition monacensia im Allitera Verlag, München 2008, S. 82)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

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