Die rote Res
Die Frau, die mit Michael Heigl auf dem Kaitersberg lebte, stand ihm an Furchtlosigkeit und Courage in nichts nach: Therese Pritzl, wegen ihrer roten Haare auch die Rote Res genannt. Gemeinsam mit Heigl rebellierte sie gegen die bestehende Ordnung, suchte Freiheit und Gerechtigkeit. Dem Paar wurden oben auf dem Berg mehrere Kinder geboren, die Michael Heigl allesamt verschiedenen Bauern vor die Türe legte und sie dazu verpflichtete, diese aufzuziehen. Die Münchner Schriftstellerin Monika Bittl stellte das Schicksal der Therese Pritzl 2012 in den Mittelpunkt eines Romans, der vor allem die politische Dimension des Paares in den Vordergrund rückt.
Haben wir jetzt nicht geradezu eine Pflicht, das Land zu verlassen? Nein, sagt der Heigl, wir haben jetzt erst recht die Pflicht, nicht feige abzuhauen, sondern unseren Leuten zu zeigen, dass man sich gegen diese Willkür und Obrigkeit wehren kann. [...]
Reißen wir nicht einen ganzen Landstrich mit in den Untergang? Oder sind wir wahrhaftig mutig, uns der Ungerechtigkeit mit unserem Leben entgegenzustellen? Oder müssten wir noch etwas ganz anderes tun, um eine wirkliche Revolution auf die Beine zu stellen? Könnten wir die Menschen dafür begeistern? Hätten wir überhaupt eine Möglichkeit? Nein, die Menschen bewundern uns und hungern für uns – aber ein Waldler ist kein Pariser, der bewaffnet gegen die Tyrannen vorgeht. Ein Waldler ist kein Revolutionär – und exakt daran werden wir scheitern.
(Monika Bittl: Freiwild. Droemer Verlag, München 2012, S. 284)
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Die Frau, die mit Michael Heigl auf dem Kaitersberg lebte, stand ihm an Furchtlosigkeit und Courage in nichts nach: Therese Pritzl, wegen ihrer roten Haare auch die Rote Res genannt. Gemeinsam mit Heigl rebellierte sie gegen die bestehende Ordnung, suchte Freiheit und Gerechtigkeit. Dem Paar wurden oben auf dem Berg mehrere Kinder geboren, die Michael Heigl allesamt verschiedenen Bauern vor die Türe legte und sie dazu verpflichtete, diese aufzuziehen. Die Münchner Schriftstellerin Monika Bittl stellte das Schicksal der Therese Pritzl 2012 in den Mittelpunkt eines Romans, der vor allem die politische Dimension des Paares in den Vordergrund rückt.
Haben wir jetzt nicht geradezu eine Pflicht, das Land zu verlassen? Nein, sagt der Heigl, wir haben jetzt erst recht die Pflicht, nicht feige abzuhauen, sondern unseren Leuten zu zeigen, dass man sich gegen diese Willkür und Obrigkeit wehren kann. [...]
Reißen wir nicht einen ganzen Landstrich mit in den Untergang? Oder sind wir wahrhaftig mutig, uns der Ungerechtigkeit mit unserem Leben entgegenzustellen? Oder müssten wir noch etwas ganz anderes tun, um eine wirkliche Revolution auf die Beine zu stellen? Könnten wir die Menschen dafür begeistern? Hätten wir überhaupt eine Möglichkeit? Nein, die Menschen bewundern uns und hungern für uns – aber ein Waldler ist kein Pariser, der bewaffnet gegen die Tyrannen vorgeht. Ein Waldler ist kein Revolutionär – und exakt daran werden wir scheitern.
(Monika Bittl: Freiwild. Droemer Verlag, München 2012, S. 284)