Der Robin Hood des Bayerischen Waldes

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Robin Hood und Lady Marian, Poster ca. 1880.

Die Beute eines Michael Heigl bestand vorwiegend aus Nahrungsmitteln und geringen Geldbeträgen, mit denen er sich über die Runden brachte. Er überfiel nur reiche Bauern oder die „feisten Pfaffen“ und teilte seine Beute mit den armen Häuslern, die ihren „Robin Hood” unterstützen, so gut es ging. Noch heute grassieren die abenteuerlichsten Geschichten über Begegnungen mit dem legendären Räuber.

Armen Leuten – und es sollen derer, wie die Fama zu berichten weiß – sehr viele gewesen sein – habe er z.B. wiederholt mit Geld ausgeholfen. Einmal soll er auch einem Mädchen aus Zellertal, das zu seiner Hochzeit nach Hundszell [...] unterwegs war, das gesamte Heiratsgut [...] über den Kaitersberg getragen haben. Der Hochzeiterin gegenüber gab er sich bei dieser Gelegenheit als Metzgergeselle aus dem Dorfe Lam aus und meinte dabei, dass er sie, die recht ängstlich war, vor dem Räuber Heigl schützen wolle [...]. Nach einer anderen Geschichte, die gleichfalls Züge dieser ihm vom Volke angedichteten Gutherzigkeit und Hilfsbereitschaft aufweist, hätte er einem Waldbauern den Erlös aus einem Holzverkauf – sage und schreibe tausend blanke silberne Taler – wohl eine Stunde lang von der Wiesmühle bei Kötzting bis Schönbuchen mitten durch den dazwischenliegenden, dichten Wald getragen.

(Otto Ernst Breibeck: Schurken, Lumpen, Mordgesellen. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg 1977, S. 83f.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl