Im Wald da sind die Räuber I: Michael Heigl
Das niederbayerische Pendant zum Bayerischen Hiasl ist der Räuber vom Kaitersberg, Michael Heigl. Dieser wurde am 3. November 1816 in Beckendorf bei Kötzting im Bayerischen Wald geboren. Auch er war ein armer Leute Kind, das nichts anderes kannte als Hunger und Elend und sich schon früh fern von zu Hause als Knecht durchbringen musste. Sein Bauer, mit dem er zum Wildern ging, lehrte ihn zu schießen. Als der Bauer eingesperrt wurde, kam Michael Heigl als Schlosserlehrling nach Furth im Wald. Hier wurde er von seinem Meister so schikaniert, dass er bald das Weite suchte. Eine Zeitlang trieb er sich im Bayerischen Wald herum, genoss zum ersten Mal ein freies Leben. Doch bald wurde er aufgegriffen und wegen Müßiggangs zu Haft und Stockschlägen verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis reiste er als Hausierer durchs Land und er hätte es wohl doch noch zu einem ehrlichen Leben gebracht, wenn er nicht wegen eines fehlenden Gewerbescheins erneut verhaftet worden wäre. Angesichts der nun drohenden langen Haftstrafe floh er noch aus dem Gerichtssaal hinauf auf den Kaitersberg. In einer ehemaligen Bärenhöhle lebte er von nun an in den dunklen Wäldern rund um den Berg. Die armen Häusler der Gegend stellten sich schützend vor ihn und bildeten trotz der Schikanen durch die Obrigkeit einen undurchdringbaren Sperrgürtel um ihn. Zum Dank legte er seinen Helfern immer wieder Wildbrett und Diebesgut vor die Haustüre. Jahrelang gelang es ihm auf höchst abenteuerliche Weise seinen Verfolgern zu entkommen und manches Schurkenstück wurde abends an den Wirtshaustischen rund um Kötzting erzählt. Bald gesellte sich auch eine treue Gefährtin zu ihm, die Rote Res. Die Behörden versuchten lange Zeit mit allen Mitteln seiner habhaft zu werden, und nach vielen Jahren fand sich tatsächlich ein Verräter, der bereit war den Räuber ans Messer zu liefern. Nachdem sich die Schlinge um die beiden Flüchtenden auf dem Berg immer enger gezogen hatte und sie kaum mehr ins Tal konnten, um Lebensmittel zu holen, stiegen sie im Sommer 1853 halb verhungert wieder einmal vom Kaitersberg herab. Sie wurden entdeckt, verraten und verhaftet. Im nahen Straubing wurde ihnen der Prozess gemacht. Michael Heigl wurde zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt und zu lebenslanger Haftstrafe ins Zuchthaus München Au gebracht. Drei Jahre später erschlug ihn ein Mithäftling mit der Kugel seiner Eisenkette.
(Karl, Michaela [2003]: Sozialrebellen in Bayern. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg)
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Das niederbayerische Pendant zum Bayerischen Hiasl ist der Räuber vom Kaitersberg, Michael Heigl. Dieser wurde am 3. November 1816 in Beckendorf bei Kötzting im Bayerischen Wald geboren. Auch er war ein armer Leute Kind, das nichts anderes kannte als Hunger und Elend und sich schon früh fern von zu Hause als Knecht durchbringen musste. Sein Bauer, mit dem er zum Wildern ging, lehrte ihn zu schießen. Als der Bauer eingesperrt wurde, kam Michael Heigl als Schlosserlehrling nach Furth im Wald. Hier wurde er von seinem Meister so schikaniert, dass er bald das Weite suchte. Eine Zeitlang trieb er sich im Bayerischen Wald herum, genoss zum ersten Mal ein freies Leben. Doch bald wurde er aufgegriffen und wegen Müßiggangs zu Haft und Stockschlägen verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis reiste er als Hausierer durchs Land und er hätte es wohl doch noch zu einem ehrlichen Leben gebracht, wenn er nicht wegen eines fehlenden Gewerbescheins erneut verhaftet worden wäre. Angesichts der nun drohenden langen Haftstrafe floh er noch aus dem Gerichtssaal hinauf auf den Kaitersberg. In einer ehemaligen Bärenhöhle lebte er von nun an in den dunklen Wäldern rund um den Berg. Die armen Häusler der Gegend stellten sich schützend vor ihn und bildeten trotz der Schikanen durch die Obrigkeit einen undurchdringbaren Sperrgürtel um ihn. Zum Dank legte er seinen Helfern immer wieder Wildbrett und Diebesgut vor die Haustüre. Jahrelang gelang es ihm auf höchst abenteuerliche Weise seinen Verfolgern zu entkommen und manches Schurkenstück wurde abends an den Wirtshaustischen rund um Kötzting erzählt. Bald gesellte sich auch eine treue Gefährtin zu ihm, die Rote Res. Die Behörden versuchten lange Zeit mit allen Mitteln seiner habhaft zu werden, und nach vielen Jahren fand sich tatsächlich ein Verräter, der bereit war den Räuber ans Messer zu liefern. Nachdem sich die Schlinge um die beiden Flüchtenden auf dem Berg immer enger gezogen hatte und sie kaum mehr ins Tal konnten, um Lebensmittel zu holen, stiegen sie im Sommer 1853 halb verhungert wieder einmal vom Kaitersberg herab. Sie wurden entdeckt, verraten und verhaftet. Im nahen Straubing wurde ihnen der Prozess gemacht. Michael Heigl wurde zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt und zu lebenslanger Haftstrafe ins Zuchthaus München Au gebracht. Drei Jahre später erschlug ihn ein Mithäftling mit der Kugel seiner Eisenkette.
(Karl, Michaela [2003]: Sozialrebellen in Bayern. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg)