Der Rebell

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"Mathias Brentan oder der sogenante Bajerische Hießl samt seinem Jung und großen Hund nach dem Leben gezeichnet", Druckgraphik um 1780.

Der Bayerische Hiasl rüttelte mit seinem Tun an den Grundfesten des Systems. Ein Mensch der sein Leben lang gegängelt wurde und nie die Möglichkeit zur freien Entscheidung hatte, entschied sich plötzlich für ein autonomes Leben. Er nahm für sich in Anspruch, anders zu leben als es ihm die Gesellschaft zugestand, mit allen Konsequenzen. Der Wille, das Leben selbst in die Hand zu nehmen, erwuchs aus dem Unwillen, sich einer irrationalen Autorität zu unterwerfen. Unbeugsamer Wille und ausgeprägter Gerechtigkeitssinn waren seine vorherrschenden Charakterzüge, was zwangsläufig zu Konflikten mit kleinen und großen Autoritäten führte. Mehr als einmal versuchte man den Hiasl zu beugen. Doch sein rebellischer Geist verwahrte sich dagegen, sich einer ungerechten Ordnung zu unterwerfen.

Die Zustände und Menschen jener Zeit waren so überreif, von einer starken, eigenwilligen und zielbewussten Persönlichkeit gepackt und in eine neue Form gepresst zu werden, dass es nur weniger, äußerlicher Zufälle bedurfte, um den armen Gütlerssohn auf die Höhe des Ruhms zu tragen.

Der junge Matthias besaß freilich jene Gaben, ohne die auch günstigste Zufälle nichts nützen. Er war schlau und anstellig, fasste Neues schnell und leicht auf. Ungewöhnliche Körperkraft und Gewandtheit vereinigten sich mit einem fast tierhaften, in natürlichem bäuerlichem Dasein erworbenen Instinkt und bildeten jenen beweglichen Geist, der Voraussetzung der Erhebung über die Masse und Merkmal des Volksführers ist.

(Erich Müller: Ewig in Aufruhr. 18 Porträts Deutscher Rebellen. Universums-Bücherei, Berlin 1928, S. 161-178)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

Sekundärliteratur:

Wolf, Klaus (2017): Matthias (Matthäus) Klostermayr – der ›Bayerische Hiasl‹ (1736-1771). Räuber, Wilderer und ein Phänomen der Literaturgeschichte (Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, 19).