Ich bin der Fürst der Wälder: Der Bayerische Hiasl
Der Bayerische Hiasl kam am 3. September 1736 als Matthäus Klostermair in Kissing als ältester Sohn eines armen Tagelöhners zur Welt. Als er zwölf Jahre alt war, musste er seine Eltern verlassen und sich fortan als Schweinehirte bei den Jesuiten auf Gut Mergenthau verdingen. Mit 17 Jahren wurde der Bub, der ein ausgezeichneter Schütze war, Jagdgehilfe beim dortigen Jäger. Nachdem er bei einem Fastnachtsstreich einen der Mönche lächerlich gemacht hatte, verlor er seine Anstellung und kehrte nach Kissing zurück. Hier wurde er Oberknecht beim Serehansenbauer Joseph Baumiller und verliebte sich in dessen Tochter Monika, die ihm zeitlebens eine treue Gefährtin blieb. Nach getaner Arbeit ging er weiter seiner großen Leidenschaft nach: dem Jagen. Doch weil er Knecht war und kein Jäger, war es nicht das Jagen, dem er frönte, sondern das Wildern. Matthäus war ein ausgezeichneter Schütze und schoss dem Jagdherrn mehr als einen kapitalen Bock aus dem Revier. Schnell avancierte der unerschrockene Wildschütz innerhalb der Bevölkerung zum Helden. Die Obrigkeit zeigte sich empört und beschloss, dem Treiben ein Ende zu setzen. Als Soldaten auf dem Hof auftauchten, um Matthäus fürs Militär zu rekrutieren, erklärte sich dieser angesichts der Übermacht bereit mitzugehen. Doch bei einer Rast gelang es ihm zu entkommen. In seiner Not stürzte er sich in den reißenden Lech, der zu jener Zeit die Grenze zwischen Bayern und Schwaben bildete. In letzter Sekunde erklomm er das rettende Ufer. Nun, da es kein Zurück mehr gab, fielen alle Hemmungen von ihm ab und aus Matthäus Klostermair wurde der Bayerische Hiasl, Anführer einer berüchtigten Wildererbande. Die Bauern dies- und jenseits des Lechs, die seit Jahren unter dem zunehmenden Wildbestand stöhnten, dankten ihm dafür, dass er das Wild dezimierte und unterstützen ihn so gut sie konnten. Er avancierte zum Fürst der Wälder und verstand sich selbst bald als Rächer und Beschützer der einfachen Leute. Als sich mit den Jahren die Auseinandersetzungen mit den Jägern häuften und es immer mehr Tote auf beiden Seiten gab, wurden schließlich Soldaten losgeschickt, um die Bande dingfest zu machen. Durch Verrat gelang dies am 14. Januar 1771 in einem Wirtshaus in Osterzell. Nach schweren Folterungen wurden der Bayerische Hiasl und seine Leute am 6. September 1771 in Dillingen hingerichtet. Die Bevölkerung aber, deren Not unvermindert weiterging, verehrte den Bayerischen Hiasl über seinen Tod hinaus und sorgte dafür, dass aus Matthäus Klostermaier eine gar mystische Figur wurde.
(Karl, Michaela (2003): Sozialrebellen in Bayern. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg)
Sekundärliteratur:
Wolf, Klaus (2017): Matthias (Matthäus) Klostermayr – der ›Bayerische Hiasl‹ (1736-1771). Räuber, Wilderer und ein Phänomen der Literaturgeschichte (Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, 19).
Weitere Kapitel:
Der Bayerische Hiasl kam am 3. September 1736 als Matthäus Klostermair in Kissing als ältester Sohn eines armen Tagelöhners zur Welt. Als er zwölf Jahre alt war, musste er seine Eltern verlassen und sich fortan als Schweinehirte bei den Jesuiten auf Gut Mergenthau verdingen. Mit 17 Jahren wurde der Bub, der ein ausgezeichneter Schütze war, Jagdgehilfe beim dortigen Jäger. Nachdem er bei einem Fastnachtsstreich einen der Mönche lächerlich gemacht hatte, verlor er seine Anstellung und kehrte nach Kissing zurück. Hier wurde er Oberknecht beim Serehansenbauer Joseph Baumiller und verliebte sich in dessen Tochter Monika, die ihm zeitlebens eine treue Gefährtin blieb. Nach getaner Arbeit ging er weiter seiner großen Leidenschaft nach: dem Jagen. Doch weil er Knecht war und kein Jäger, war es nicht das Jagen, dem er frönte, sondern das Wildern. Matthäus war ein ausgezeichneter Schütze und schoss dem Jagdherrn mehr als einen kapitalen Bock aus dem Revier. Schnell avancierte der unerschrockene Wildschütz innerhalb der Bevölkerung zum Helden. Die Obrigkeit zeigte sich empört und beschloss, dem Treiben ein Ende zu setzen. Als Soldaten auf dem Hof auftauchten, um Matthäus fürs Militär zu rekrutieren, erklärte sich dieser angesichts der Übermacht bereit mitzugehen. Doch bei einer Rast gelang es ihm zu entkommen. In seiner Not stürzte er sich in den reißenden Lech, der zu jener Zeit die Grenze zwischen Bayern und Schwaben bildete. In letzter Sekunde erklomm er das rettende Ufer. Nun, da es kein Zurück mehr gab, fielen alle Hemmungen von ihm ab und aus Matthäus Klostermair wurde der Bayerische Hiasl, Anführer einer berüchtigten Wildererbande. Die Bauern dies- und jenseits des Lechs, die seit Jahren unter dem zunehmenden Wildbestand stöhnten, dankten ihm dafür, dass er das Wild dezimierte und unterstützen ihn so gut sie konnten. Er avancierte zum Fürst der Wälder und verstand sich selbst bald als Rächer und Beschützer der einfachen Leute. Als sich mit den Jahren die Auseinandersetzungen mit den Jägern häuften und es immer mehr Tote auf beiden Seiten gab, wurden schließlich Soldaten losgeschickt, um die Bande dingfest zu machen. Durch Verrat gelang dies am 14. Januar 1771 in einem Wirtshaus in Osterzell. Nach schweren Folterungen wurden der Bayerische Hiasl und seine Leute am 6. September 1771 in Dillingen hingerichtet. Die Bevölkerung aber, deren Not unvermindert weiterging, verehrte den Bayerischen Hiasl über seinen Tod hinaus und sorgte dafür, dass aus Matthäus Klostermaier eine gar mystische Figur wurde.
(Karl, Michaela (2003): Sozialrebellen in Bayern. Friedrich Pustet Verlag, Regensburg)
Wolf, Klaus (2017): Matthias (Matthäus) Klostermayr – der ›Bayerische Hiasl‹ (1736-1771). Räuber, Wilderer und ein Phänomen der Literaturgeschichte (Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, 19).