Tilman Riemenschneider
Der weltberühmte Bildhauer und -schnitzer Tilman Riemenschneider verbündete sich trotz seiner herausragenden gesellschaftlichen Position mit den aufständischen Bauern. Als Ratsherr und Bürgermeister von Würzburg hatte er sich zusammen mit dem Rat der Stadt über Jahre hinweg heftige politische Auseinandersetzungen mit dem Fürstbischof geliefert, der als Landesherr oberhalb der Stadt auf der Festung Marienberg residierte. Während es Bauerkrieges eskalierte die Auseinandersetzung. Die Bürger solidarisierten sich mit den aufständischen Bauern und kämpften gemeinsam mit ihnen gegen den Fürstbischof. Am 4. Juni 1525 kam es zur entscheidenden Schlacht, bei der die Bauernhaufen, durch die Flucht Götz von Berlichingens nunmehr führerlos, vernichtend geschlagen wurden. Mehr als 8000 Menschen verloren ihr Leben. Alle überlebenden Anführer und Ratsherren, darunter auch Tilman Riemenschneider, wurden eingekerkert und gefoltert. Der Legende nach wurden Riemenschneider im Kerker beide Hände gebrochen:
Diese Hand wird keinen Stein mehr zwingen, kein Schnitzmesser mehr führen durch das geliebte Lindenholz, sie ist für ewig stumm und verdorrt. Was haben sie mit dem Meister getan? Kein Werk mehr des sonst unermüdlich Schaffenden, des unerschöpflichen Schöpfers gibt Kunde von dem Rest seiner Lebensjahre, der ihm geblieben ist – respektlos vor der Gnade Gottes haben die Sieger zerstört, was, unschuldig oder schuldig, auch ihnen hätte verehrungswürdig sein müssen.
(Karl Heinrich Stein: Tilman Riemenschneider im deutschen Bauernkrieg. Geschichte einer geistigen Haltung. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1953, S. 344)
Nach seiner Entlassung wurde der Großteil seines Vermögens eingezogen, einen größeren Auftrag erhielt Riemenschneider nie wieder. Er geriet in Vergessenheit und starb als gebrochener Mann.
Der österreichische Schriftsteller und Rechtsanwalt Heinrich Steinitz widmete ihm 1936 einen Roman, den er in Deutschland nur unter dem Pseudonym Karl Heinrich Stein veröffentlichen konnte. Steinitz verteidigte nach dem Anschluss Österreichs viele prominente österreichische Arbeiterführer. 1938 verschleppten ihn die Nazis ins KZ Dachau. 1942 wurde er in Auschwitz ermordet.
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Der weltberühmte Bildhauer und -schnitzer Tilman Riemenschneider verbündete sich trotz seiner herausragenden gesellschaftlichen Position mit den aufständischen Bauern. Als Ratsherr und Bürgermeister von Würzburg hatte er sich zusammen mit dem Rat der Stadt über Jahre hinweg heftige politische Auseinandersetzungen mit dem Fürstbischof geliefert, der als Landesherr oberhalb der Stadt auf der Festung Marienberg residierte. Während es Bauerkrieges eskalierte die Auseinandersetzung. Die Bürger solidarisierten sich mit den aufständischen Bauern und kämpften gemeinsam mit ihnen gegen den Fürstbischof. Am 4. Juni 1525 kam es zur entscheidenden Schlacht, bei der die Bauernhaufen, durch die Flucht Götz von Berlichingens nunmehr führerlos, vernichtend geschlagen wurden. Mehr als 8000 Menschen verloren ihr Leben. Alle überlebenden Anführer und Ratsherren, darunter auch Tilman Riemenschneider, wurden eingekerkert und gefoltert. Der Legende nach wurden Riemenschneider im Kerker beide Hände gebrochen:
Diese Hand wird keinen Stein mehr zwingen, kein Schnitzmesser mehr führen durch das geliebte Lindenholz, sie ist für ewig stumm und verdorrt. Was haben sie mit dem Meister getan? Kein Werk mehr des sonst unermüdlich Schaffenden, des unerschöpflichen Schöpfers gibt Kunde von dem Rest seiner Lebensjahre, der ihm geblieben ist – respektlos vor der Gnade Gottes haben die Sieger zerstört, was, unschuldig oder schuldig, auch ihnen hätte verehrungswürdig sein müssen.
(Karl Heinrich Stein: Tilman Riemenschneider im deutschen Bauernkrieg. Geschichte einer geistigen Haltung. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1953, S. 344)
Nach seiner Entlassung wurde der Großteil seines Vermögens eingezogen, einen größeren Auftrag erhielt Riemenschneider nie wieder. Er geriet in Vergessenheit und starb als gebrochener Mann.
Der österreichische Schriftsteller und Rechtsanwalt Heinrich Steinitz widmete ihm 1936 einen Roman, den er in Deutschland nur unter dem Pseudonym Karl Heinrich Stein veröffentlichen konnte. Steinitz verteidigte nach dem Anschluss Österreichs viele prominente österreichische Arbeiterführer. 1938 verschleppten ihn die Nazis ins KZ Dachau. 1942 wurde er in Auschwitz ermordet.