Die Revolution des gemeinen Mannes: Der Deutsche Bauernkrieg
Dem Deutschen Bauernkrieg (1524-1526) waren jahrzehntelang regional begrenzte Aufstände vorausgegangen, die 1524 zu einer großen sozialen Erhebung führten. Die Bauern, gequält durch Missernten, Abgaben, Steuern, Fron- und Spanndienste waren ihren Feudalherren gegenüber rechtlos, während Kirche und Adel sich selbst angesichts des immer größer werdenden Not der Bauern absolut reformunwillig zeigten. Als Grundherren schafften sie gar seit Jahrhunderten bestehende allgemeine Rechte wie Weide-, Holzschlag-, Fischerei- und Jagdrechte ab. Die Bauern forderten die Wiederherstellung dieses sogenannten alten Rechts und glaubten sich dabei im Einklang mit den Thesen Martin Luthers, der 1520 in Von der Freiheit eines Christenmenschen geschrieben hatte, dass ein Christ niemandem Untertan sei. Mit ihren Thesen untergruben die Reformatoren den Absolutheitsanspruch der Kirche und gestatteten den Bauern zum ersten Mal hochoffiziell, an der Amtskirche zu zweifeln. Seinen Ausgangspunkt nahm der Bauernkrieg am Hochrhein. Über Oberschwaben, Franken, dem Schwarzwald und dem Elsass, das Rheingau und Thüringen erreichte er zuletzt die Alpenländer. Im März 1525 trafen sich Vertreter der Bauernschaft in der freien Reichsstadt Memmingen, einer Hochburg der Reformation. Sie verkündeten die 12 Artikel von Memmingen, die als eine der frühesten Formulierungen der Menschenrechte angesehen werden müssen. Neben der Rückkehr zu einer Art ewig gültigem Naturrecht forderten die Bauern die Abschaffung der Leibeigenschaft, die Rückkehr zum Jagd- und Fischereirecht, die allgemeine Nutzung der Wälder, die Reduzierung der Frondienste sowie die Wahl des Pfarrers:
Kaum gedruckt, wirbelte ein Windstoß die zwölf Artikel von Memmingen über die deutschen Lande und dort, wo sie aufgehoben wurden, fühlten sich die Bauern verstanden, entwarfen eigene Forderungen, fanden sich zu Bruderschaften in ihrer Gegend, und jeder Haufe fühlte sich gerufen, seine Rechte einzufordern.
Als dann mitten im März die Äbte und Grafen zur Fronarbeit riefen: „Auf unsere Äcker, ihr Faulpelze! Spannt euch vor den Pflug! Bringt die Saat aus!“ Da verhallten vom Elsass bis nach Thüringen die Befehle ungehört.
(Tilman Röhrig: Riemenschneider. Historischer Roman. Piper Verlag, München/Zürich 2009, S. 468f.)
Doch die Bauern, die sich zu sogenannten Haufen zusammenschlossen, waren den Heeren der Fürsten und Feudalherren hoffungslos unterlegen. Schlecht organisiert und im Kampf unerfahren verloren mehr als 70.000 Bauern auf den Schlachtfeldern ihr Leben.
Weitere Kapitel:
Dem Deutschen Bauernkrieg (1524-1526) waren jahrzehntelang regional begrenzte Aufstände vorausgegangen, die 1524 zu einer großen sozialen Erhebung führten. Die Bauern, gequält durch Missernten, Abgaben, Steuern, Fron- und Spanndienste waren ihren Feudalherren gegenüber rechtlos, während Kirche und Adel sich selbst angesichts des immer größer werdenden Not der Bauern absolut reformunwillig zeigten. Als Grundherren schafften sie gar seit Jahrhunderten bestehende allgemeine Rechte wie Weide-, Holzschlag-, Fischerei- und Jagdrechte ab. Die Bauern forderten die Wiederherstellung dieses sogenannten alten Rechts und glaubten sich dabei im Einklang mit den Thesen Martin Luthers, der 1520 in Von der Freiheit eines Christenmenschen geschrieben hatte, dass ein Christ niemandem Untertan sei. Mit ihren Thesen untergruben die Reformatoren den Absolutheitsanspruch der Kirche und gestatteten den Bauern zum ersten Mal hochoffiziell, an der Amtskirche zu zweifeln. Seinen Ausgangspunkt nahm der Bauernkrieg am Hochrhein. Über Oberschwaben, Franken, dem Schwarzwald und dem Elsass, das Rheingau und Thüringen erreichte er zuletzt die Alpenländer. Im März 1525 trafen sich Vertreter der Bauernschaft in der freien Reichsstadt Memmingen, einer Hochburg der Reformation. Sie verkündeten die 12 Artikel von Memmingen, die als eine der frühesten Formulierungen der Menschenrechte angesehen werden müssen. Neben der Rückkehr zu einer Art ewig gültigem Naturrecht forderten die Bauern die Abschaffung der Leibeigenschaft, die Rückkehr zum Jagd- und Fischereirecht, die allgemeine Nutzung der Wälder, die Reduzierung der Frondienste sowie die Wahl des Pfarrers:
Kaum gedruckt, wirbelte ein Windstoß die zwölf Artikel von Memmingen über die deutschen Lande und dort, wo sie aufgehoben wurden, fühlten sich die Bauern verstanden, entwarfen eigene Forderungen, fanden sich zu Bruderschaften in ihrer Gegend, und jeder Haufe fühlte sich gerufen, seine Rechte einzufordern.
Als dann mitten im März die Äbte und Grafen zur Fronarbeit riefen: „Auf unsere Äcker, ihr Faulpelze! Spannt euch vor den Pflug! Bringt die Saat aus!“ Da verhallten vom Elsass bis nach Thüringen die Befehle ungehört.
(Tilman Röhrig: Riemenschneider. Historischer Roman. Piper Verlag, München/Zürich 2009, S. 468f.)
Doch die Bauern, die sich zu sogenannten Haufen zusammenschlossen, waren den Heeren der Fürsten und Feudalherren hoffungslos unterlegen. Schlecht organisiert und im Kampf unerfahren verloren mehr als 70.000 Bauern auf den Schlachtfeldern ihr Leben.