Marta Feuchtwanger
In ihren Memoiren Nur eine Frau berichtet Marta Feuchtwanger, sie habe Bertolt Brecht auf den Fall Apfelböck aufmerksam gemacht und ermutigt, darüber zu schreiben. Sie schildert einen Abend, an dem sich die Münchner Kulturszene bei dem Regisseur Erich Engel traf. Im Mittelpunkt stehen Brecht und die junge Schauspielerin Gerda Müller.
Brecht hatte seine Laute mitgebracht und sang mit krächzender Stimme. Er trug, alle hypnotisierend, seine Balladen vor. Gerda Müller saß am Boden zu Füßen Brechts, die Hände um die Knie, den Kopf zurückgelehnt. Brecht sang: Die wahre Ballade vom Apfelböck. Dabei sah er mich an. Als er zu der Stelle kam: „Die Milchfrau aber sprach am Tag danach/ ob wohl das Kind einmal früh oder spät/ ob Jakob Apfelböck wohl einmal noch/ zum Grab seiner Eltern geht“, lächelte er. Ich lächelte zurück. Gerda Müller sprang auf mit sprühenden Augen, fuhr mich an: „Lachen Sie nicht, wenn Brecht singt.“ Sie konnte nicht wissen, dass Brecht die Ballade, nach einer Zeitungsnotiz gedichtet hatte, auf die ich gestoßen war, und die Stelle, die uns einander zulächeln ließ, war die Frage, die meine Zugehfrau an mich richtete, als sie, erfüllt von der Schreckenstat des Apfelböck, zu uns gekommen war. [...] Brecht hat mir die Handschrift des Apfelböck gewidmet. Das Original ist verlorengegangen. Doch das Brecht-Archiv hat mich mit der Kopie seiner eigenhändigen Maschinenabschrift überrascht. Darunter steht: „Frau Dr. Feuchtwanger in Dankbarkeit gewidmet.“
(Marta Feuchtwanger: Nur eine Frau. Tage-Jahre-Stunden. Langen Müller Verlag, München/Wien 1983, S. 140ff.)
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In ihren Memoiren Nur eine Frau berichtet Marta Feuchtwanger, sie habe Bertolt Brecht auf den Fall Apfelböck aufmerksam gemacht und ermutigt, darüber zu schreiben. Sie schildert einen Abend, an dem sich die Münchner Kulturszene bei dem Regisseur Erich Engel traf. Im Mittelpunkt stehen Brecht und die junge Schauspielerin Gerda Müller.
Brecht hatte seine Laute mitgebracht und sang mit krächzender Stimme. Er trug, alle hypnotisierend, seine Balladen vor. Gerda Müller saß am Boden zu Füßen Brechts, die Hände um die Knie, den Kopf zurückgelehnt. Brecht sang: Die wahre Ballade vom Apfelböck. Dabei sah er mich an. Als er zu der Stelle kam: „Die Milchfrau aber sprach am Tag danach/ ob wohl das Kind einmal früh oder spät/ ob Jakob Apfelböck wohl einmal noch/ zum Grab seiner Eltern geht“, lächelte er. Ich lächelte zurück. Gerda Müller sprang auf mit sprühenden Augen, fuhr mich an: „Lachen Sie nicht, wenn Brecht singt.“ Sie konnte nicht wissen, dass Brecht die Ballade, nach einer Zeitungsnotiz gedichtet hatte, auf die ich gestoßen war, und die Stelle, die uns einander zulächeln ließ, war die Frage, die meine Zugehfrau an mich richtete, als sie, erfüllt von der Schreckenstat des Apfelböck, zu uns gekommen war. [...] Brecht hat mir die Handschrift des Apfelböck gewidmet. Das Original ist verlorengegangen. Doch das Brecht-Archiv hat mich mit der Kopie seiner eigenhändigen Maschinenabschrift überrascht. Darunter steht: „Frau Dr. Feuchtwanger in Dankbarkeit gewidmet.“
(Marta Feuchtwanger: Nur eine Frau. Tage-Jahre-Stunden. Langen Müller Verlag, München/Wien 1983, S. 140ff.)