Ende der Monarchie
Fürst zu Wehens Hoffnung erfüllt sich: Der junge Fuhrmann ist munter, neugierig, gesprächig und am neuesten Klatsch interessiert. Als er von den drei Toten berichtet, die es bei einer jugendlichen Rebellion gegeben habe, horcht der Fürst auf und fragt nach. „Zwei Studenten und einen jungen Arbeiter haben die Gendarmen niedergemacht. Viele waren auch verwundet“, bekräftigt der Kutscher. „‚Freiheit!‘ haben sie gerufen. ‚Nieder mit der Regierung!‘ und solche Sprüche eben.“ Dass es einen richtigen Aufstand gegeben hat, kann der Fürst kaum glauben, doch der junge Mann fährt fort:
Die ganzen Studenten von der Universität und später kamen die Arbeiter hinzu. Sie zogen die Ludwigstraße hinab zur Feldherrnhalle, und schon waren die berittenen Gendarmen da und schlugen drauf. Dazu riefen sie: „Im Namen des Königs!“
Das wagt der Fürst zu bezweifeln: „Wohl eher im Namen von Innenminister Feilitzsch!“ Sein Informant nickt: „Das ist ein richtiger Bluthund, haben die Burschen gesagt, weil der Feilitzsch alle Soldaten einsperren will.“ Für den Kutscher ist die Angelegenheit damit vorerst erledigt, er wechselt das Thema, aber Fürst zu Wehen hört nicht mehr zu.
Sie ließen die jungen Leute im Namen des Königs totprügeln, damit sie sich hinter seiner Majestät verstecken konnten. Aber ein Aufstand gegen die Regierung? Kaum vorstellbar. Denn das wäre der Anfang vom Ende der Monarchie und der Untergang des Adels.
Mehr und mehr irritieren ihn die Vorgänge in der großen Stadt. Eine Republik wäre doch keine angemessene Regierungsform. Niemand in Bayern würde sie sich wünschen – außer seiner eigenen Frau, die von den Ideen von Gleichheit und Brüderlichkeit fasziniert ist. Das kann er nicht verstehen. Doch eins ist ihm plötzlich ganz klar: „Der Ruf zum Sturz der Regierung dürfte diese bis zum Siedepunkt reizen und zu Maßnahmen veranlassen, die ihr die Macht sicherte.“
(Uwe Gardein: Die Stunde des Königs. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2009, Kapitel 12)
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Fürst zu Wehens Hoffnung erfüllt sich: Der junge Fuhrmann ist munter, neugierig, gesprächig und am neuesten Klatsch interessiert. Als er von den drei Toten berichtet, die es bei einer jugendlichen Rebellion gegeben habe, horcht der Fürst auf und fragt nach. „Zwei Studenten und einen jungen Arbeiter haben die Gendarmen niedergemacht. Viele waren auch verwundet“, bekräftigt der Kutscher. „‚Freiheit!‘ haben sie gerufen. ‚Nieder mit der Regierung!‘ und solche Sprüche eben.“ Dass es einen richtigen Aufstand gegeben hat, kann der Fürst kaum glauben, doch der junge Mann fährt fort:
Die ganzen Studenten von der Universität und später kamen die Arbeiter hinzu. Sie zogen die Ludwigstraße hinab zur Feldherrnhalle, und schon waren die berittenen Gendarmen da und schlugen drauf. Dazu riefen sie: „Im Namen des Königs!“
Das wagt der Fürst zu bezweifeln: „Wohl eher im Namen von Innenminister Feilitzsch!“ Sein Informant nickt: „Das ist ein richtiger Bluthund, haben die Burschen gesagt, weil der Feilitzsch alle Soldaten einsperren will.“ Für den Kutscher ist die Angelegenheit damit vorerst erledigt, er wechselt das Thema, aber Fürst zu Wehen hört nicht mehr zu.
Sie ließen die jungen Leute im Namen des Königs totprügeln, damit sie sich hinter seiner Majestät verstecken konnten. Aber ein Aufstand gegen die Regierung? Kaum vorstellbar. Denn das wäre der Anfang vom Ende der Monarchie und der Untergang des Adels.
Mehr und mehr irritieren ihn die Vorgänge in der großen Stadt. Eine Republik wäre doch keine angemessene Regierungsform. Niemand in Bayern würde sie sich wünschen – außer seiner eigenen Frau, die von den Ideen von Gleichheit und Brüderlichkeit fasziniert ist. Das kann er nicht verstehen. Doch eins ist ihm plötzlich ganz klar: „Der Ruf zum Sturz der Regierung dürfte diese bis zum Siedepunkt reizen und zu Maßnahmen veranlassen, die ihr die Macht sicherte.“
(Uwe Gardein: Die Stunde des Königs. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2009, Kapitel 12)