Schichtl (1946-1980)
Seit 1869 zeigt die Schaubude Michael August Schichtls (1815-1911) Kuriositäten und artistische Darbietungen. Die Zugnummer, die Enthauptung einer Person aus dem Publikum, wird auch heute noch mit dem Schild „Heute Hinrichtung“ angekündigt.
Schichtls Programm wurde bald auf allen deutschen Jahrmärkten bekannt: Zuerst zog eine kleine Blaskapelle mit Trompete, Bombardon, Klarinette und Trommel auf. Ein Zwerg in blau-roter Livree dirigierte den Tölzer Schützenmarsch. Der dumme August polterte über die Bühne. Dann stellten sich auf der schmalen Veranda der Bude die Mitglieder der Schichtltruppe dem staunenden Publikum vor: Ringkämpfer, Zauberer, Schlangenmenschen, Entfesselungskünstler, Jongleure, Zukunftsdeuter und vier verheißungsvoll verschleierte Haremsdamen.
Siegfried Sommer: Schichtl. In: Ernst Hürlimann (Hg.): Münchner Oktoberfest 1955: 's Wiesnbücherl. Eine kleine Erinnerung an das Oktoberfest 1955. Oktoberfestverlag, München 1955, S. 37
Denn Sylvia schaut mit dem Geiste. Derselbe ist entweder über alle Erfahrung weit voraus oder ebenso weit zurück. Gegenwart ist hier kaum mehr vorhanden. Das Augenblicklichste ist Trance, eine Art von Niemandsland. In dieses Gebiet verfällt sie duch bloße Berührung oder durch sanftes Streicheln. [...] Aber sie arbeitet nur exakt auf ihrem roten Plüschsessel, im Gehäuse des Feentheaters und in der zauberhaften Luft und dem Duft des Oktoberfestes. Wer ihr diesen Rahmen, dieses Medium nimmt, der zerstört die Maschinerie ihres Geistes, der zerschlägt den Raum der vierten Dimension.
Ernst Hoferichter: Das schönste Volksfest der Welt, 1958. In: Mein bayerisches Leben. Langen Müller Verlag, München 1972, S. 264f.
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Seit 1869 zeigt die Schaubude Michael August Schichtls (1815-1911) Kuriositäten und artistische Darbietungen. Die Zugnummer, die Enthauptung einer Person aus dem Publikum, wird auch heute noch mit dem Schild „Heute Hinrichtung“ angekündigt.
Schichtls Programm wurde bald auf allen deutschen Jahrmärkten bekannt: Zuerst zog eine kleine Blaskapelle mit Trompete, Bombardon, Klarinette und Trommel auf. Ein Zwerg in blau-roter Livree dirigierte den Tölzer Schützenmarsch. Der dumme August polterte über die Bühne. Dann stellten sich auf der schmalen Veranda der Bude die Mitglieder der Schichtltruppe dem staunenden Publikum vor: Ringkämpfer, Zauberer, Schlangenmenschen, Entfesselungskünstler, Jongleure, Zukunftsdeuter und vier verheißungsvoll verschleierte Haremsdamen.
Siegfried Sommer: Schichtl. In: Ernst Hürlimann (Hg.): Münchner Oktoberfest 1955: 's Wiesnbücherl. Eine kleine Erinnerung an das Oktoberfest 1955. Oktoberfestverlag, München 1955, S. 37
Denn Sylvia schaut mit dem Geiste. Derselbe ist entweder über alle Erfahrung weit voraus oder ebenso weit zurück. Gegenwart ist hier kaum mehr vorhanden. Das Augenblicklichste ist Trance, eine Art von Niemandsland. In dieses Gebiet verfällt sie duch bloße Berührung oder durch sanftes Streicheln. [...] Aber sie arbeitet nur exakt auf ihrem roten Plüschsessel, im Gehäuse des Feentheaters und in der zauberhaften Luft und dem Duft des Oktoberfestes. Wer ihr diesen Rahmen, dieses Medium nimmt, der zerstört die Maschinerie ihres Geistes, der zerschlägt den Raum der vierten Dimension.
Ernst Hoferichter: Das schönste Volksfest der Welt, 1958. In: Mein bayerisches Leben. Langen Müller Verlag, München 1972, S. 264f.