D. H. Lawrence in Oberbayern: Die Nacht im Heu
Während Johanna aus „irgendeinem Grunde [...] darauf versessen“ ist, „in einem der aus Baumstämmen gezimmerten Almheuschober zu schlafen“ (Mr. Noon, S. 356), betrachtet Gilbert alias Lawrence alias der Ich-Erzähler im flackernden Schein die an der Wand hängenden Votivbilder: „Es war eine Bilderschrift, die mich wie meine eigene Seele ansprach.“ (Der Fremdenlegionär, S. 139) Wieder fühlt er sich dem natürlichen Urglauben nahe und entdeckt die Bittschrift einer Frau (in Mr. Noon heißt sie Anna Eichberg, 1775; in Eine Kapelle in den Bergen dagegen Susanna Grillen, 1783):
„Du heilige Mutter von Rerelmos [Röhrlmoos, Anm. d. Verf.],
Ich bitte, mach mir meinen Sohn von Gefangenschaft los.
Mach ihn von Eisen und Banden frei,
Wenn es dein heiliger Wille sei.“ (Mr. Noon, S. 357)
In seiner Kurzgeschichte zitiert Lawrence mehrere Dankesbezeugungen an Maria und beschreibt die einfachen, aber drastischen Abbildungen von Todesnähe und menschlichem Unglück. Doch schon bald kehrt Johanna alias Frieda alias Anita von ihrer Suche nach einem besseren Schlafplatz zurück, und die Nacht wird in einem Heuschober verbracht. Der englische Dichter hat diese Situation in einer weiteren Kurzgeschichte festgehalten, die inhaltlich an Eine Kapelle in den Bergen anschließt: Ein Heuschuppen in den Bergen (A Hay-Hut Among the Mountains). In Mr. Noon schlagen sich Gilbert und Johanna – trotz Johannas anfänglicher Vorfreude – die Nacht um die Ohren:
Unser müdes Finkenpaar schlief – schlief aber mit dem langsam rieselnden Jucken des Heus und der langsam eindringenden Schneide des eiskalten Windes. Dann hörten sie es regnen – aber zum Glück war das Dach dicht. Sie wachten wieder und wieder und wieder auf, jedesmal war ihnen kälter und kälter und kälter und waren sie mehr und mehr bis zur Raserei gereizt vom Einsickern des Heus, auf ihren Gesichtern, in ihren Nasenlöchern und Ohren und unter ihren Kleidern. Zu frieren und vom Jucken geplagt zu werden. Ach, geneigter Leser. (Mr. Noon, S. 359)
Entsprechend nüchtern sind Frieda Weekleys autobiografische Erinnerungen an die einstige Heunacht: „Einer meiner Wünsche, im Heustadel zu schlafen, ging in Erfüllung. Aber das Schlafen im Heu ist in Wirklichkeit reizlos.“ (Nur der Wind..., S. 82)
Weitere Kapitel:
Während Johanna aus „irgendeinem Grunde [...] darauf versessen“ ist, „in einem der aus Baumstämmen gezimmerten Almheuschober zu schlafen“ (Mr. Noon, S. 356), betrachtet Gilbert alias Lawrence alias der Ich-Erzähler im flackernden Schein die an der Wand hängenden Votivbilder: „Es war eine Bilderschrift, die mich wie meine eigene Seele ansprach.“ (Der Fremdenlegionär, S. 139) Wieder fühlt er sich dem natürlichen Urglauben nahe und entdeckt die Bittschrift einer Frau (in Mr. Noon heißt sie Anna Eichberg, 1775; in Eine Kapelle in den Bergen dagegen Susanna Grillen, 1783):
„Du heilige Mutter von Rerelmos [Röhrlmoos, Anm. d. Verf.],
Ich bitte, mach mir meinen Sohn von Gefangenschaft los.
Mach ihn von Eisen und Banden frei,
Wenn es dein heiliger Wille sei.“ (Mr. Noon, S. 357)
In seiner Kurzgeschichte zitiert Lawrence mehrere Dankesbezeugungen an Maria und beschreibt die einfachen, aber drastischen Abbildungen von Todesnähe und menschlichem Unglück. Doch schon bald kehrt Johanna alias Frieda alias Anita von ihrer Suche nach einem besseren Schlafplatz zurück, und die Nacht wird in einem Heuschober verbracht. Der englische Dichter hat diese Situation in einer weiteren Kurzgeschichte festgehalten, die inhaltlich an Eine Kapelle in den Bergen anschließt: Ein Heuschuppen in den Bergen (A Hay-Hut Among the Mountains). In Mr. Noon schlagen sich Gilbert und Johanna – trotz Johannas anfänglicher Vorfreude – die Nacht um die Ohren:
Unser müdes Finkenpaar schlief – schlief aber mit dem langsam rieselnden Jucken des Heus und der langsam eindringenden Schneide des eiskalten Windes. Dann hörten sie es regnen – aber zum Glück war das Dach dicht. Sie wachten wieder und wieder und wieder auf, jedesmal war ihnen kälter und kälter und kälter und waren sie mehr und mehr bis zur Raserei gereizt vom Einsickern des Heus, auf ihren Gesichtern, in ihren Nasenlöchern und Ohren und unter ihren Kleidern. Zu frieren und vom Jucken geplagt zu werden. Ach, geneigter Leser. (Mr. Noon, S. 359)
Entsprechend nüchtern sind Frieda Weekleys autobiografische Erinnerungen an die einstige Heunacht: „Einer meiner Wünsche, im Heustadel zu schlafen, ging in Erfüllung. Aber das Schlafen im Heu ist in Wirklichkeit reizlos.“ (Nur der Wind..., S. 82)