D. H. Lawrence in Oberbayern: Starnberger See

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Dampfschiff Bavaria am Starnberger See. Fotografie 1880/1900. (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung)

In Mr. Noon schildert der Erzähler einmal, wie Professor Alfred Kramer und Gilbert Noon einen Ausflug zum Starnberger See machen, um Alfreds Frau und dessen Schwiegermutter zu besuchen. Ungefähr acht Meilen ist der Weg vom Dorf Ommerhausen (Ebenhausen) zu Fuß entfernt (Mr. Noon, S. 161). Der Weg selbst wird als beschwerlich beschrieben, die dunklen und stacheligen Tannenbäume haben etwas vom „Anti-Leben, wölfisch, zauberisch“ für Gilbert:

Beide Männer waren müde, als sie die Spitze des letzten Hügels erreichten und auf den langen, fahlen Starnberger See hinabsahen. An einem der königlichen Schlösser oder Landsitze vorbei gingen sie in Serpentinen hinunter und warteten auf dem kleinen Landungssteg auf den Dampfer, der sie zu ihrem Bestimmungsort bringen sollte. Der Nachmittag verblich zum Abend, an dem Lust-See begannen Lichter zu blinken, die Cafés waren schon erleuchtet, und Alfred und Gilbert froren und wurden müde, bis sie ihren Platz auf dem Dampfer hatten. Sie fuhren nur zwei Stationen weit, um Alfreds Schwiegermutter einen Besuch abzustatten.

Es herrschte tiefe Dämmerung, als sie ankamen und läuteten. (Mr. Noon, S. 160f.)

Gilbert und Johanna wiederholen diesen Gang, nachdem sie ihre Landwohnung im Dorf Ommerbach (Icking) bezogen haben und von dort zu ihren Spaziergängen auf dem Land aufbrechen. Gilbert empfindet den Weg aus den dunklen, unermesslichen Wäldern erneut als befreiend:

Wieder gingen sie den meilenweiten Weg zum Starnberger See hinüber. Ah, wie Gilbert es liebte, aus den Wäldern auf die weiten, halb sumpfigen Getreideflächen hinauszutreten. Da lagen die Bauernhöfe mit den breiten Dächern, dort erhob sich eine hohe, weiße Kirche mit schwarzer Haube. Ein Hase flitzte am Wegrand entlang, ein Reh schoß aus dem hohen Roggen herüber und rannte wieder ins tiefe Getreide. [...]

Gilbert und Johanna wanderten durch die flachen Lande. Ein Bauer und seine Frau, in den großen, blauen Baumwollhosen der Bewohnerinnen des Sumpflandes, trugen ihr Heu mit den Armen von den Heureutern und luden es auf den Karren, wo ihr kleiner Junge es flachtrat. (Mr. Noon, S. 315)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Peter Czoik