D. H. Lawrence in Oberbayern: Edgar Jaffé
Vom 19. April bis 17. Juni 1913 halten sich D. H. Lawrence und Frieda Weekley in Irschenhausen in Edgar Jaffés jüngst erbautem „Schweizerhäuschen“, Seeleiten 18 (heute Neubau), auf. Hier entsteht u.a. die Erzählung Ein preußischer Offizier (The Prussian Officer), mit dem Isartal als Hintergrund. Oberhalb des Stockerweihers gelegen, wird die Villa in der Folgezeit zum vielbesuchten Domizil für Lawrence und Frieda. Zwar bleibt sie nach Jaffés Tod 1921 verwaist, doch Friedas Schwester Else stellt sie den beiden erneut zur Verfügung. Lawrence beschreibt das Haus gegenüber seinen Briefpartnern öfters, wobei die Grundstruktur (kleines Holzhaus – Kiefernwald – Wiesenhügel – Alpenblick) immer gleich bleibt:
We are in a lovely little wooden house in a corner of a pine or rather fir forest, looking over to the Alps, which are white with snow – they are some ten miles away. It is quite near Icking, where I was last year. The house belongs to Frieda's brother in law. It is quite new – a lovely place. Prof. Jaffé lives in Munich, so the house is empty. We make a home here for a week or two – quite alone. Don't you [Lawrences Schwester Ada, Anm. d. Verf.] think it is a nice idea? The house stands on a high meadow in an angle of the wood. The meadow has blue patches of gentian and is speckled with Alp primulas and with cowslips. The village is a tiny place. An ox brought up our luggage in dignity from the station. I sit in the little dining room in the lamp-light. It is a room all of wood. There is a warm old stove of green tiles, and queer Bavarian pottery. (The Letters of D. H. Lawrence, Vol. 1, S. 541)
Doch nicht immer ist es so behaglich, wenn es draußen „wie aus Eimern“ regnet (Briefe, S. 87) oder Lawrence sich – nach seiner Italienreise – zunehmend abfällig über Deutschland und Bayern äußert: „Ich seufze noch immer nach Italien. Bayern ist zu feucht, zu grün und saftig, und die Berge bewegen sich nie von der Stelle – sie sind immer da. Sie nehmen alle möglichen Schattierungen und Farben an – aber trotzdem sind sie immer da.“ (Briefe, S. 86) Das wird auch gegenüber dem „Schweizerhäuschen“ deutlich, das verglichen mit dem intellektuellen Heimatort von Lawrence im englischen Kent („the Cearne“), dem Landhäuschen seines Freundes Edward Garnett, an Anziehungskraft einbüßt:
We are in Dr Jaffé's little Holzhaus, here in the country, among the primulas and the gentian, looking away at the Alps. It reminds me a bit of the Cearne, only the Cearne is nicer, and I would rather be there. (The Letters of D. H. Lawrence, Vol. 1, S. 543)
Wir wohnen in einem kleinen Holzhaus (aber mit echten Dürer-Stichen und Perserteppichen) in einem Kiefernwald versteckt. Doch es regnet – o Gott! – der Regen steht tatsächlich wie eine Wand. Manchmal sieht man die Rehe auf und ab springen, wenn sie sich die Nässe aus dem Rock schütteln, und die Eichhörnchen haben sich einfach wie Wäschestücke am eigenen Schwanz aufgehängt. Ich mache einen Morgenlauf rund ums Haus im Badeanzug, statt einer Dusche. (Briefe, S. 89)
Weitere Kapitel:
Vom 19. April bis 17. Juni 1913 halten sich D. H. Lawrence und Frieda Weekley in Irschenhausen in Edgar Jaffés jüngst erbautem „Schweizerhäuschen“, Seeleiten 18 (heute Neubau), auf. Hier entsteht u.a. die Erzählung Ein preußischer Offizier (The Prussian Officer), mit dem Isartal als Hintergrund. Oberhalb des Stockerweihers gelegen, wird die Villa in der Folgezeit zum vielbesuchten Domizil für Lawrence und Frieda. Zwar bleibt sie nach Jaffés Tod 1921 verwaist, doch Friedas Schwester Else stellt sie den beiden erneut zur Verfügung. Lawrence beschreibt das Haus gegenüber seinen Briefpartnern öfters, wobei die Grundstruktur (kleines Holzhaus – Kiefernwald – Wiesenhügel – Alpenblick) immer gleich bleibt:
We are in a lovely little wooden house in a corner of a pine or rather fir forest, looking over to the Alps, which are white with snow – they are some ten miles away. It is quite near Icking, where I was last year. The house belongs to Frieda's brother in law. It is quite new – a lovely place. Prof. Jaffé lives in Munich, so the house is empty. We make a home here for a week or two – quite alone. Don't you [Lawrences Schwester Ada, Anm. d. Verf.] think it is a nice idea? The house stands on a high meadow in an angle of the wood. The meadow has blue patches of gentian and is speckled with Alp primulas and with cowslips. The village is a tiny place. An ox brought up our luggage in dignity from the station. I sit in the little dining room in the lamp-light. It is a room all of wood. There is a warm old stove of green tiles, and queer Bavarian pottery. (The Letters of D. H. Lawrence, Vol. 1, S. 541)
Doch nicht immer ist es so behaglich, wenn es draußen „wie aus Eimern“ regnet (Briefe, S. 87) oder Lawrence sich – nach seiner Italienreise – zunehmend abfällig über Deutschland und Bayern äußert: „Ich seufze noch immer nach Italien. Bayern ist zu feucht, zu grün und saftig, und die Berge bewegen sich nie von der Stelle – sie sind immer da. Sie nehmen alle möglichen Schattierungen und Farben an – aber trotzdem sind sie immer da.“ (Briefe, S. 86) Das wird auch gegenüber dem „Schweizerhäuschen“ deutlich, das verglichen mit dem intellektuellen Heimatort von Lawrence im englischen Kent („the Cearne“), dem Landhäuschen seines Freundes Edward Garnett, an Anziehungskraft einbüßt:
We are in Dr Jaffé's little Holzhaus, here in the country, among the primulas and the gentian, looking away at the Alps. It reminds me a bit of the Cearne, only the Cearne is nicer, and I would rather be there. (The Letters of D. H. Lawrence, Vol. 1, S. 543)
Wir wohnen in einem kleinen Holzhaus (aber mit echten Dürer-Stichen und Perserteppichen) in einem Kiefernwald versteckt. Doch es regnet – o Gott! – der Regen steht tatsächlich wie eine Wand. Manchmal sieht man die Rehe auf und ab springen, wenn sie sich die Nässe aus dem Rock schütteln, und die Eichhörnchen haben sich einfach wie Wäschestücke am eigenen Schwanz aufgehängt. Ich mache einen Morgenlauf rund ums Haus im Badeanzug, statt einer Dusche. (Briefe, S. 89)