Max Halbe
Der aus Güttland bei Danzig stammende Schriftsteller Max Halbe (1865-1944) gründete 1895 das Intime Theater für dramatische Experimente in München. Neben Gerhart Hauptmann zählt er zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Naturalismus. In der Rede, die er anlässlich des 100. Geburtstags von Henrik Ibsen am 20. März 1928 in Oslo hielt, würdigte er das Lebenswerk des norwegischen Dichters, der zweifellos „der kleinen Gruppe der Weltdichter hinzuzuzählen ist“.
Der ach so seltene Glücksfall – hier stellte er sich ein! Es war ein Dichter von hohem Rang, der zu uns kam! Und er kam in dem psychologischen Augenblick, wo er kommen musste! Etwa seit Hebbels Tode hat das Feld der dichterisch vollkornigen Dramatik fast brachgelegen. Die elementare dramatische Urkraft fehlte, die mit ihrer Pflugschar den wie tot liegenden Acker bis in seine Tiefen aufgewühlt hätte. Das war die Stunde für den großen Magier aus dem Norden! Von München aus, das ihm zur Wahlheimat geworden war, zog Henrik Ibsen seine Zauberkreise um die deutsche Seele. Zwischen 1870 und 1880 hat mit den Mitteln der Schaubühne – außer Richard Wagner – keiner stürmischer um sie geworben als er!
(Max Halbe: Ansprache zur Feier des hundertjährigen Geburtstages von Henrik Ibsen, gehalten am 20. März zu Oslo. In: Telegramm-Zeitung vom 21. März 1928)
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Der aus Güttland bei Danzig stammende Schriftsteller Max Halbe (1865-1944) gründete 1895 das Intime Theater für dramatische Experimente in München. Neben Gerhart Hauptmann zählt er zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Naturalismus. In der Rede, die er anlässlich des 100. Geburtstags von Henrik Ibsen am 20. März 1928 in Oslo hielt, würdigte er das Lebenswerk des norwegischen Dichters, der zweifellos „der kleinen Gruppe der Weltdichter hinzuzuzählen ist“.
Der ach so seltene Glücksfall – hier stellte er sich ein! Es war ein Dichter von hohem Rang, der zu uns kam! Und er kam in dem psychologischen Augenblick, wo er kommen musste! Etwa seit Hebbels Tode hat das Feld der dichterisch vollkornigen Dramatik fast brachgelegen. Die elementare dramatische Urkraft fehlte, die mit ihrer Pflugschar den wie tot liegenden Acker bis in seine Tiefen aufgewühlt hätte. Das war die Stunde für den großen Magier aus dem Norden! Von München aus, das ihm zur Wahlheimat geworden war, zog Henrik Ibsen seine Zauberkreise um die deutsche Seele. Zwischen 1870 und 1880 hat mit den Mitteln der Schaubühne – außer Richard Wagner – keiner stürmischer um sie geworben als er!
(Max Halbe: Ansprache zur Feier des hundertjährigen Geburtstages von Henrik Ibsen, gehalten am 20. März zu Oslo. In: Telegramm-Zeitung vom 21. März 1928)