Der Doppelgänger
Doppelgängerlegenden über Henrik Ibsen tauchten in verschiedenen Varianten auf. So wird kolportiert, der junge Josef Hofmiller, damals noch Student und ein glühender Verehrer des norwegischen Dramatikers, habe sich an einem Faschingsdienstag wie sein Idol gekleidet und dessen Platz im Café Maximilian eingenommen. Als Ibsen eintrat und entdeckte, dass sein Stammplatz bereits – von ihm – besetzt war, habe er das Café schnell wieder verlassen.
Als Ibsen in München war, saß er unfehlbar täglich zwischen 6.30 und 7.30 Uhr im Café Maximilian, wo er immer am zweiten oder dritten Tisch rechts vom Eingang Platz nahm, um, ein Glas Bier oder ein Gläschen Kognak vor sich, nach der Zeitung zu greifen, über die er aber alsbald fortsah, starr, unbeweglich, mit einem nach Innen gekehrten Blick, die linke Hand auf dem Schenkel, die rechte leicht gekrümmt auf der Marmorplatte des Tisches, als hielte er die Feder. In diesen Augenblicken entstanden die großen Auftritte und Gedanken seiner Dramen. Das Café aber hatte natürlich einen geschäftlichen Vorteil davon, denn die Fremden strömten zu dieser Stunde hin, um den Dichter zu sehen und zu beobachten, Es geht die Sage, Ibsen habe zu der gewöhnlichen Stunde noch immer im Café gesessen, als er München längst verlassen hatte. Das Café hatte sich nämlich einen Mann engagiert, der Ibsen sehr ähnlich sah und die Rolle des Dichters vollendet spielte...
(Geschichten um Ibsen. In: Münchner-Augsburger Abendzeitung, 17. Juni 1933)
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Doppelgängerlegenden über Henrik Ibsen tauchten in verschiedenen Varianten auf. So wird kolportiert, der junge Josef Hofmiller, damals noch Student und ein glühender Verehrer des norwegischen Dramatikers, habe sich an einem Faschingsdienstag wie sein Idol gekleidet und dessen Platz im Café Maximilian eingenommen. Als Ibsen eintrat und entdeckte, dass sein Stammplatz bereits – von ihm – besetzt war, habe er das Café schnell wieder verlassen.
Als Ibsen in München war, saß er unfehlbar täglich zwischen 6.30 und 7.30 Uhr im Café Maximilian, wo er immer am zweiten oder dritten Tisch rechts vom Eingang Platz nahm, um, ein Glas Bier oder ein Gläschen Kognak vor sich, nach der Zeitung zu greifen, über die er aber alsbald fortsah, starr, unbeweglich, mit einem nach Innen gekehrten Blick, die linke Hand auf dem Schenkel, die rechte leicht gekrümmt auf der Marmorplatte des Tisches, als hielte er die Feder. In diesen Augenblicken entstanden die großen Auftritte und Gedanken seiner Dramen. Das Café aber hatte natürlich einen geschäftlichen Vorteil davon, denn die Fremden strömten zu dieser Stunde hin, um den Dichter zu sehen und zu beobachten, Es geht die Sage, Ibsen habe zu der gewöhnlichen Stunde noch immer im Café gesessen, als er München längst verlassen hatte. Das Café hatte sich nämlich einen Mann engagiert, der Ibsen sehr ähnlich sah und die Rolle des Dichters vollendet spielte...
(Geschichten um Ibsen. In: Münchner-Augsburger Abendzeitung, 17. Juni 1933)