Herz aus Glas // Johann Baptist Lassleben / Mathias von Flurl / Sepp Zupfer
Eine besondere Tradition hatten jedoch die sogenannten „Paterlhütten“ im Tal der Fichtelnaab. „Lass für mich auch ein Paterl fallen!“ ist heute noch in der nördlichen Oberpfalz eine häufige Redensart. Gemeint ist, eine Rosenkranzperle fallen zu lassen, d.h. jemanden ins Gebet einschließen. Der Name kommt von dem beim Rosenkranz zu betenden „Pater noster“ (= Vater unser).
Johann Baptist Lassleben (1864-1928), Begründer der Heimatzeitung Die Oberpfalz, schildert um 1900 in seinem Aufsatz „Die Paterlmacher“ die Herstellung der Paterln. Er schreibt:
Auf dem Wege von Unterlind nach Mehlmeisel drang aus einem Gebäude ein eigentümliches Klopfen und Klingen an mein Ohr. Da die Türe offen stand, trat ich ein. Ich sah mich in einem düstern, von Rauch geschwärztem Raum [...]. In dem Ofen brannte ein mächtiges Feuer, an dem große starke irdene Töpfe standen. Vor jedem Loch stand ein rußiger, nur mit Hose und Hemd bekleideter Arbeiter. Sie hatten etwa zwei Meter lange eiserne Stäbe in der Hand, die vorne in eine lange Spitze von der Dicke einer Stricknadel zuliefen. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte ich die Arbeit der – Paterlmacher – denn solche waren es. Sie tauchten die Spitze des Stabes in den Topf und hoben daraus etwas zähe geschmolzene Glasmasse hervor.
Die Schilderung beschreibt den Zeitpunkt, als sich die Paterlherstellung in Deutschland und in Bayern im Niedergang befand. Ähnlich wie bei Lassleben wird die Paterlherstellung auch schon 100 Jahre früher von Mathias von Flurl (Beschreibung der Gebirge von Baiern und der Oberen Pfalz, 1792) erwähnt.
Und wo gearbeitet wurde, da wurde auch anschließend gefeiert und gesungen, denn die Glasmacher waren auch lustige und recht musikalische Leute. Sie haben ein eigenes „Glasmacherlied“, das der Neustädter Sepp Zupfer als markanter uriger Interpret mit seiner Familie nicht nur in der „Stadt des Bleikristalls“, sondern auch weit darüber hinaus immer wieder vorgetragen hat:
A Glosmacha is mei Ma,
weil a schöi glosmacha ka.
Er oabat Toch und Nacht,
holara, des is a Pracht,
und wenn a nacha nimma ka,
richt a sein Bladschara [= Lehrbub] a,
der oabat zua, bis in da Fruah.
Das populäre „Lied der Glasmacherzunft“ spiegelt den Waldler-Dialekt wieder, den die ersten Glasmacher vom Bayerischen Wald ab 1880 nach Neustadt an der Waldnaab mitbrachten.
Sekundärliteratur:
Ascherl, Heinrich (1982): Geschichte der Stadt und Herrschaft Neustadt a.d. Waldnaab. Neustadt a.d. Waldnaab, S. 502.
Blau, Josef (1983): Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald in Volkskunde und Kultur-Geschichte. Erforscht im Auftr. der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde in München. Repr. 1954 im Verlag Morsak, Grafenau, S. 147.
Weitere Kapitel:
Eine besondere Tradition hatten jedoch die sogenannten „Paterlhütten“ im Tal der Fichtelnaab. „Lass für mich auch ein Paterl fallen!“ ist heute noch in der nördlichen Oberpfalz eine häufige Redensart. Gemeint ist, eine Rosenkranzperle fallen zu lassen, d.h. jemanden ins Gebet einschließen. Der Name kommt von dem beim Rosenkranz zu betenden „Pater noster“ (= Vater unser).
Johann Baptist Lassleben (1864-1928), Begründer der Heimatzeitung Die Oberpfalz, schildert um 1900 in seinem Aufsatz „Die Paterlmacher“ die Herstellung der Paterln. Er schreibt:
Auf dem Wege von Unterlind nach Mehlmeisel drang aus einem Gebäude ein eigentümliches Klopfen und Klingen an mein Ohr. Da die Türe offen stand, trat ich ein. Ich sah mich in einem düstern, von Rauch geschwärztem Raum [...]. In dem Ofen brannte ein mächtiges Feuer, an dem große starke irdene Töpfe standen. Vor jedem Loch stand ein rußiger, nur mit Hose und Hemd bekleideter Arbeiter. Sie hatten etwa zwei Meter lange eiserne Stäbe in der Hand, die vorne in eine lange Spitze von der Dicke einer Stricknadel zuliefen. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte ich die Arbeit der – Paterlmacher – denn solche waren es. Sie tauchten die Spitze des Stabes in den Topf und hoben daraus etwas zähe geschmolzene Glasmasse hervor.
Die Schilderung beschreibt den Zeitpunkt, als sich die Paterlherstellung in Deutschland und in Bayern im Niedergang befand. Ähnlich wie bei Lassleben wird die Paterlherstellung auch schon 100 Jahre früher von Mathias von Flurl (Beschreibung der Gebirge von Baiern und der Oberen Pfalz, 1792) erwähnt.
Und wo gearbeitet wurde, da wurde auch anschließend gefeiert und gesungen, denn die Glasmacher waren auch lustige und recht musikalische Leute. Sie haben ein eigenes „Glasmacherlied“, das der Neustädter Sepp Zupfer als markanter uriger Interpret mit seiner Familie nicht nur in der „Stadt des Bleikristalls“, sondern auch weit darüber hinaus immer wieder vorgetragen hat:
A Glosmacha is mei Ma,
weil a schöi glosmacha ka.
Er oabat Toch und Nacht,
holara, des is a Pracht,
und wenn a nacha nimma ka,
richt a sein Bladschara [= Lehrbub] a,
der oabat zua, bis in da Fruah.
Das populäre „Lied der Glasmacherzunft“ spiegelt den Waldler-Dialekt wieder, den die ersten Glasmacher vom Bayerischen Wald ab 1880 nach Neustadt an der Waldnaab mitbrachten.
Ascherl, Heinrich (1982): Geschichte der Stadt und Herrschaft Neustadt a.d. Waldnaab. Neustadt a.d. Waldnaab, S. 502.
Blau, Josef (1983): Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald in Volkskunde und Kultur-Geschichte. Erforscht im Auftr. der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde in München. Repr. 1954 im Verlag Morsak, Grafenau, S. 147.