Völkerschau

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"Ausstellung Allaska Kanada" (Monacensia, Sammlung Stuffler)

Besonders reizvoll und exotisch wirkte auf die Oktoberfestbesucherinnen und -besucher die Zurschaustellung von Menschen aus ihnen unbekannten Teilen der Erde. Der findige Unternehmer Carl Gabriel zeigte mit dem „Beduinen-Lager“ im Jahr 1901 erstmals eine Völkerschau. 1903 folgte das Aschanti-Dorf auf der Theresienwiese, und 1904 konnte man „Tunis in München“ erleben, 1910 gastierte Samoa in der Stadt und 1930 der Stamm der Sara-Kaba mit den „aussterbenden Lippennegerinnen“. Präsentiert wurden Gesellschaften, ihre „Sitten und Gebräuche“ in szenischen Abfolgen oder in Gestalt von Dörfern. Dabei wurde auf die Neugier der Zuschauer gezielt, auf ihre Vorstellungen und Klischees. Das Publikum reagierte durchaus positiv auf die fremden Menschen, allerdings erkrankten viele von ihnen an europäischen Viren etc. Das Lied der Lippennegerinnen zeichnete Pater Meinulf Küsters, Missionsbenediktiner und Afrikanist aus St. Ottilien, auf dem Oktoberfest auf.

Um 10 Uhr fuhr der Regent in Begleitung des Generaladjutanten von Haag und des Flügeladjutanten von Walther nach der Festwiese und stattete dem Schauunternehmen „Samoa in München“ unter Führung Carl Gabriels einen längeren Besuch ab. Der Regent ließ sich den Fürsten Tamasese und dessen Gemahlin vorstellen, und folgte mit Interesse allen Programm-Nummern. Von Tamasese nahm der Regent eine samoasische Königsmatte und einen Fächer entgegen. Auch die Tätowierung der Samoaner ließ sich der Regent zum Schlusse erläutern und verlieh zur Erinnerung an seinen Besuch dem Fürstenpaar Tamasese die Jubiläumsmedaille.

Ernst von Destouches: Säkular-Chronik des Münchener Oktoberfestes 1810-1910 (Zentral-Landwirtschafts-Festes). Festschrift zur Hundertjahrfeier. Lindauer Verlag, München 1910

 

Näben disser Mänascheri ist ein Zält mit wielde Fölgerschaften, die auch nichd fiel anhaben aber doch ieber die Haubtsache durch die bohlizei mit greßerne hantiecher geschiezt sind und ich mus es dir schreim, das disse Mäntschen nichd fiel wüschter sind wie kadollische Kristen sontern die Weibsbielder sind schehner als wie die meunige und als wie die Deunige, hobwol ich disses ja nichd weis sontern plos errahde, haber disse schwartzen Weibsbielder sind gut geschtellt mein liber Schpezi indem sie schtarke Härzen hahben wie die Krahmer Zentzl und iere hinterkwatire sind mir noch liber und sind ehnlich als wie der bfahrerkechin der ierige und mechte mahn sie gärne schtreicheln, haber disse Gegenschtende dierfen nichd beriert werden, mein liber Schpezi und must die Brazen weglahsen. Bloß anschauhgen derf man sie.

Ludwig Thoma: Jozef Filsers Briefwexel. Langen Müller Verlag, München 1912

 

Als Neuheit hatte Hugo Haase eine Blitzbahn aufgebaut, Gabriel seine bisher größte Völkerschau mit vierhundert Farbigen, meist aus Afrika. Besonders bestaunt wurden die Lippennegerinnen, von denen das Völkerkunde-Museum Schallplattenaufnahmen ihrer Gesänge anfertigen ließ.

Erwin Münz: Das Oktoberfest 1930. In: 1810-1960. Eine kleine Jubiläumschronik. In: Ernst Hoferichter; Heinz Strobl: 150 Jahre Oktoberfest 1810-1960. Münchener Zeitungsverlag, München 1960, S. 78

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

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