Schloss Winkl

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Bohdan von Suchoki im Faschingskostüm (Archiv Monacensia)

An Karl Wolfskehl
Solln, 27.7.1903

Du, im August werden wir uns noch recht oft sehen, ich werde oft hineinfahren du zu euch kommen. Und dann nach dem Schloss am Chiemsee, wo der Such haust – darüber musst Du ja nicht traurig sein und Dich mit mir freuen! Denn es wird doch sehr schön werden. Der „polnische Graf“, dem das Gut gehört, ist nicht dort, will aber später eine Art Malerkolonie dort einrichten, mit Ateliers etc. Im späten Herbst kommt er vielleicht auch hin – ich werde dem Such angeblich bei der Ausmalung und Einrichtung des Schlosses helfen, und es möchte sich vielleicht etwas Günstiges für die Zukunft daraus machen.

(Briefe in Sämtliche Werke 4, S. 422f)

Nach einer gemeinsamen Italienreise beenden Franziska zu Reventlow und Karl Wolfskehl im Sommer 1903 ihre Liebesbeziehung, die in der Silvesternacht begonnen hat. Franziska zu Reventlow ist nun häufig mit Bohdan von Suchocki zusammen, in den sie sich schon im Fasching 1903 verliebt hat. Im Herbst halten sie sich im Schloss Winkl auf. Der Besitzer des Schlosses, der polnische Graf Orlowski, ist ein enger Freund Suchockis, der diesen zur Gründung einer Malerkolonie anregt. Franziska zu Reventlow findet Gefallen an der Idee, die jedoch nicht verwirklicht wird. Sie konzentriert sich nun wieder auf die Malerei und berichtet in ihrem Tagebuch, sie habe innerlich zitternd das erste Mal nach sechs Jahren einen Pinsel in der Hand gehalten und ihren Sohn porträtiert. Zwar sei sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden, habe aber gespürt, dass die Malerei immer noch „dasjenige“ ist.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt

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