Wahnmoching

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Cover der Erstausgabe von „Herrn Dames Aufzeichnungen“, 1913 (Archiv Monacensia)

Im Laufe des Gespräches fragte er mich, ob ich auch in ‚Wahnmoching‘ wohnte. Ich fragte wieso und hielt es für einen Witz – „ich wohne in der K...straße“. Darüber brachen sie alle in Gelächter aus und fanden es enorm, dass ich nicht wüsste, was „Wahnmoching“ sei.
Man erklärte mir, dass der ganze Stadtteil vor dem großen Tor so heiße. Wie sollte ich das wissen, ich habe mich gar nicht darum gekümmert, wie der Stadtteil heißt, in dem ich wohne.

(Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil in Sämtliche Werke 2, S. 22)

Rolf Reventlow berichtet in einem Gespräch mit dem Journalisten Helmut Fritz von der Entstehung des Romans Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil, die er als Fünfzehnjähriger in Ascona miterlebt hat. 1910 hat Franziska zu Reventlow, zusammen mit ihrem Sohn, München verlassen und sich in Ascona am Lago Maggiore angesiedelt. Dort konzentriert sie sich ganz aufs Schreiben und schafft ihr literarisches Werk. Rolf hilft ihr beim Tippen, ist an Wortschöpfungen wie „Wahnmoching“ beteiligt und mit ihrer Einstellung zum Kosmikerkreis um Stefan George vertraut. Sie persifliert dessen Mystizismus, Irrationalismus und die begriflliche Manieriertheit, die sich etwa in dem Gegensatzpaar kosmisch-molochitisch äußert oder im Superlativ aller Superlative „enorm“. Dieses Modewort der Schwabinger Boheme ist damals in aller Munde, ohne dass man weiß, was genau damit gemeint ist.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt

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