Hippodrom

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Hippodrom 1936 (Verlag und Bildarchiv Sebastian Winkler)

Seit 1902 gab es auf der Theresienwiese ein Hippodrom. Um eine Manege herum konnten die Besucherinnen und Besucher sitzen, trinken und die Reitbahn im Blick behalten. Im Hippodrom ging es vornehmer als in anderen Festzelten zu, auf den Tischen lagen zum Beispiel Tischdecken. Die Gäste konnten in der Manege reiten, am Abend wurden Reitvorführungen geboten. Als Recommandeur in Frack und Zylinder lockte Franz Halmanseger von 1920 bis 1962 Besucherinnen und Besucher ins Zelt. In den 1980er Jahren endete die Ära der Pferdebahn, das Zelt blieb jedoch weiter bestehen. Heute ist das Zelt ein beliebter Promitreffpunkt und durch die Einfälle von Festwirt Sepp Krätz immer wieder in den Schlagzeilen.

Der Treffpunkt der Sport- und Lebewelt steht an der Wand, und weil man sich doch gern zur Sport- und Lebewelt rechnen will, betritt man die Halle der Kavaliere, in die der rotgefrackte Ausrufer mit berückenden Gesten und in allen Sprachen der Welt zum Eintritt lädt. Ein Dutzend Pferde jeden Kalibers steht hier zu reiterlichen Künsten bereit. Ich weiß nicht, ob Pferde denken können. Sollte es der Fall sein, so kämen wohl nicht immer erfreuliche Konstatierungen für die Menschheit heraus. Mit vereinten Kräften windet und hebt das Personal die Sport- und Lebewelt in den Sattel.

Julius Kreis: Oktoberfest-Bilderbogen. In: Das Bayerland, 40. Jg., Pfaffenhofen 1929

 

Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es.
Rauch zu Karoline: Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom!
Karoline: Fein! Aber nur keinen Damensattel – von wegen dem festeren Halt.
Rauch: Schneidig! Speer: Das Fräulein denkt kavalleristisch.
Karoline: Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten –
Rauch: Auch dreimal!
Karoline: Fein! Ab in die Manege.

[...]

Rauch: Wacker! Prima!
Speer: Eine Amazone!
Rauch: Ein Talent! Da wackelt der Balkon! Radfahrende Mädchen erinnern von hinten an schwimmende Enten.

Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline (1932). Reclam Verlag, Stuttgart 2009

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

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