Francois René de Chateaubriand / Oberpfälzer Litera-Tour
„Waldmünchen, wo ich am Dienstag, dem 21. Mai [1833], morgens ankam, ist der letzte bayerische Ort vor der böhmischen Grenze. Ich wähnte mich glücklich, in der Lage zu sein, meine Mission so bald erfüllen zu können; von Prag trennten mich lediglich noch fünfzig Meilen“, so schildert Francois René de Chateaubriand (1768-1848), der französische Frühromantiker und Politiker, in seinen Denkwürdigkeiten Mémoires d’outre tombe (= Von jenseits des Grabes, 1850 ) den Eingang Waldmünchens in die Weltliteratur, die auf ein persönliches Missgeschick des Dichters zurückzuführen ist.
Der erfolgreich für die Rückkehr der Bourbonen nach Frankreich kämpfende Vicomte, einer der berühmtesten Franzosen aller Zeiten, durfte mit seinem Sekretär Hyacinthe nicht die Grenze überqueren, weil ihm ein fuchshaariger österreichischer Zöllner die Einreise verweigerte: „Sie passieren die Grenze nicht. Ihr Paß ist alt.“ Rede und Widerrede über fehlendes Visum bzw. Prägesiegel folgen. Chateaubriand schien es, „als bliebe die Sonne plötzlich stehen.“ Der französische Politiker muss warten, bis ein Eilkurier ihm die notwendige „Permis“ (= Erlaubnis) zur Einreise nach Böhmen besorgt.
Jetzt hat er Zeit für Tagebuch-Eintragungen. Schon auf der Reise von Regensburg („Aus der Alten Kapelle ging ich in die Kathedrale, die zwar kleiner ist als in Ulm, aber in einem schönen Stile erbaut.“) nach Waldmünchen notiert er: „Mich entzückt beim deutschen Volke das religiöse Gefühl.“ Chateaubriand erwähnt den Neubau der Kapelle (Ölberg-Kirchlein von 1830: „In Paris stürzte man eine Monarchie und in Waldmünchen errichtete man eine Kapelle.“), den Versehgang, den Totenrosenkranz in der Kirche und eine Beerdigung. Die Schilderung des Dorfhirten, des Auszugs und die Heimkehr der Herden sowie der Mädchen auf der Bleichwiese erinnert deutlich an seinen Erstling Amour de la campagne (1790), seine Liebe zum Landleben, zum einfachen Leben.
Endlich trifft der erforderliche Passierschein des für den Grenzabschnitt zuständigen Grafen von Chotek ein und am 23. Mai 1833, abends acht Uhr, steigt Chateaubriand wieder in seinen Reisewagen: „Wer würde es mir glauben, es tat mir sozusagen leid und weh, dass ich Waldmünchen verließ. Ich hatte mich schon an meine Gastgeber gewöhnt und sie sich mir angepasst…“ Und Chateaubriand endet: „Wenn man Bayern von dieser Seite verlässt, dient ein schwarzer und ausgedehnter Tannenwald für Böhmen…“
Sekundärliteratur:
Setzwein, Bernhard (2023): Monsieur Chateaubriands letzte Reise. Theaterstück.
Schoplocher, Petra (2018): Das Hin und Her in der Böhmerstraße. 1958 wollte Waldmünchen Chateaubriand besonders ehren. Die Bürger waren dagegen, wie sich Alfons Gruber erinnert. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), Regionales/Cham, 15. September.
Weitere Kapitel:
„Waldmünchen, wo ich am Dienstag, dem 21. Mai [1833], morgens ankam, ist der letzte bayerische Ort vor der böhmischen Grenze. Ich wähnte mich glücklich, in der Lage zu sein, meine Mission so bald erfüllen zu können; von Prag trennten mich lediglich noch fünfzig Meilen“, so schildert Francois René de Chateaubriand (1768-1848), der französische Frühromantiker und Politiker, in seinen Denkwürdigkeiten Mémoires d’outre tombe (= Von jenseits des Grabes, 1850 ) den Eingang Waldmünchens in die Weltliteratur, die auf ein persönliches Missgeschick des Dichters zurückzuführen ist.
Der erfolgreich für die Rückkehr der Bourbonen nach Frankreich kämpfende Vicomte, einer der berühmtesten Franzosen aller Zeiten, durfte mit seinem Sekretär Hyacinthe nicht die Grenze überqueren, weil ihm ein fuchshaariger österreichischer Zöllner die Einreise verweigerte: „Sie passieren die Grenze nicht. Ihr Paß ist alt.“ Rede und Widerrede über fehlendes Visum bzw. Prägesiegel folgen. Chateaubriand schien es, „als bliebe die Sonne plötzlich stehen.“ Der französische Politiker muss warten, bis ein Eilkurier ihm die notwendige „Permis“ (= Erlaubnis) zur Einreise nach Böhmen besorgt.
Jetzt hat er Zeit für Tagebuch-Eintragungen. Schon auf der Reise von Regensburg („Aus der Alten Kapelle ging ich in die Kathedrale, die zwar kleiner ist als in Ulm, aber in einem schönen Stile erbaut.“) nach Waldmünchen notiert er: „Mich entzückt beim deutschen Volke das religiöse Gefühl.“ Chateaubriand erwähnt den Neubau der Kapelle (Ölberg-Kirchlein von 1830: „In Paris stürzte man eine Monarchie und in Waldmünchen errichtete man eine Kapelle.“), den Versehgang, den Totenrosenkranz in der Kirche und eine Beerdigung. Die Schilderung des Dorfhirten, des Auszugs und die Heimkehr der Herden sowie der Mädchen auf der Bleichwiese erinnert deutlich an seinen Erstling Amour de la campagne (1790), seine Liebe zum Landleben, zum einfachen Leben.
Endlich trifft der erforderliche Passierschein des für den Grenzabschnitt zuständigen Grafen von Chotek ein und am 23. Mai 1833, abends acht Uhr, steigt Chateaubriand wieder in seinen Reisewagen: „Wer würde es mir glauben, es tat mir sozusagen leid und weh, dass ich Waldmünchen verließ. Ich hatte mich schon an meine Gastgeber gewöhnt und sie sich mir angepasst…“ Und Chateaubriand endet: „Wenn man Bayern von dieser Seite verlässt, dient ein schwarzer und ausgedehnter Tannenwald für Böhmen…“
Setzwein, Bernhard (2023): Monsieur Chateaubriands letzte Reise. Theaterstück.
Schoplocher, Petra (2018): Das Hin und Her in der Böhmerstraße. 1958 wollte Waldmünchen Chateaubriand besonders ehren. Die Bürger waren dagegen, wie sich Alfons Gruber erinnert. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), Regionales/Cham, 15. September.