Lena Christs letzte Briefe

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Lena Christs Abschiedsbrief an ihren Schwiegersohn (Archiv Monacensia)

An Ludwig Thoma schrieb Lena Christ am Tag vor ihrem Selbstmord: „Ich habe meinen Fehltritt freiwillig mit dem Opfer meines Lebens gesühnt, damit die Ehre meiner Kinder bewahrt bleibt.“ In ihrem Brief an Erich Petzet kündigt sie an, sie wolle „die befleckte Ehre“ mit ihrem Leben „abwaschen“ und bittet ihn, ihren unglücklichen Mann zu unterstützen. An einen nicht namentlich genannten Professor richtet sie die Bitte, sich ihrer jüngsten Tochter anzunehmen, „damit sie es leicht hat mit ihrem Leiden und ihrer etwas morschen Seele. Sie kann nichts für ihr Wesen. Sie stammt ja von gleichem Blut und Fleisch wie ich unglückseliges Menschenkind“. Den berührendsten Brief schrieb Lena Christ an Heinrich Dietz, den Verlobten ihrer älteren Tochter – die Sechzehnjährige war damals schon mit ihrem späteren Mann zusammen: „Mein geliebter Sohn, ich muss gehen. Man hetzt mich zu Tod. Mach mir das Kind glücklich und gedenke der Worte, die ich Dir sagte. Hab Dank für all Deine Liebe, Dein Verstehen, Deinen Takt. Leb wohl und nimm meinen innigsten Segenswunsch zusammen mit meinem liebsten Kind. Deine Mutter Lena Christ.“

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt