Da trat eine große Frau in die niedere Stube in einem schwarz und weiß karierten Kleide über einem ungeheuern Cul de Paris. Sie stand da, sah mich kaum an, gab mir auch keine Hand und sagte nur: „Bist auch da! (Erinnerungen einer Überflüssigen, S. 23)
Lena Christs glückliche Lausdirndlzeit in Glonn endete plötzlich und unerwartet. Nachdem ein Brief von ihrer Mutter im Hansschusterhaus angekommen war, herrschte dort beim Abendessen gedrückte Stimmung. Plötzlich schlug der Großvater mit der Faust auf den Tisch und rief: „S’'Lenei soll i eahna bringa; sie verlangts!“ Dann erklärten ihr die Großeltern, dass ihre Mutter geheiratet habe, zusammen mit ihrem Ehemann Josef Isaak in München eine Gaststätte betreibe und ihre Tochter nun zu sich nehmen wolle. Lena protestierte, der Großvater schwieg, bis er schließlich entschied: „In Gott’s Nam’, müaß’ ma’s halt hergebn.” Damit war das letzte Wort gesprochen, und Lenas Widerstand blieb erfolglos. Nachdem sie von der Großmutter für die Stadt neu eingekleidet worden war, brachte sie der Großvater nach München.
Auf der Reise in die Stadt erteilte der Großvater seiner Enkelin einen Schnellkurs in Hochdeutsch. Sie versuchte, sich alles zu merken, doch beim Anblick des Fischbrunnens am Rathaus vergaß sie plötzlich, ihre Begeisterung ins Hochdeutsche zu übersetzen. Die Mutter war entsetzt, der Großvater mahnte: „Mäu derf ma ja jatz nimma sagn, Mund hoaßt’s do jatz!“
Als Wirtsleni durchlebte Lena Christ unterschiedliche Phasen: Anfangs war sie abgestoßen von den Zudringlichkeiten der Männer in der Gaststube. Doch mit zunehmendem Alter gewann sie an Sicherheit und Selbstbewusstsein. Sie hatte gelernt, sich durchzusetzen und resolut ihre Fäuste zu gebrauchen, um Streitigkeiten zu schlichten oder Raufende voneinander zu trennen. In der Rolle der Gastwirtin fühlte sie sich wohl, vor allem wenn sie allein schalten und walten konnte; doch die Freude wurde immer wieder getrübt durch die aggressiven Attacken ihrer Mutter. Schon die Ankündigung einer Strafe wurde zum Horrortrip: Aus Angst, die Mutter könne sie mit einem schweren Hieb „zum Krüppel“ schlagen, schnitt sich Lena Christ die Pulsadern auf. Sie wurde gerettet und wusste, dass sie ihr Zuhause unbedingt verlassen musste.
Weitere Kapitel:
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Auf der Reise in die Stadt erteilte der Großvater seiner Enkelin einen Schnellkurs in Hochdeutsch. Sie versuchte, sich alles zu merken, doch beim Anblick des Fischbrunnens am Rathaus vergaß sie plötzlich, ihre Begeisterung ins Hochdeutsche zu übersetzen. Die Mutter war entsetzt, der Großvater mahnte: „Mäu derf ma ja jatz nimma sagn, Mund hoaßt’s do jatz!“
Als Wirtsleni durchlebte Lena Christ unterschiedliche Phasen: Anfangs war sie abgestoßen von den Zudringlichkeiten der Männer in der Gaststube. Doch mit zunehmendem Alter gewann sie an Sicherheit und Selbstbewusstsein. Sie hatte gelernt, sich durchzusetzen und resolut ihre Fäuste zu gebrauchen, um Streitigkeiten zu schlichten oder Raufende voneinander zu trennen. In der Rolle der Gastwirtin fühlte sie sich wohl, vor allem wenn sie allein schalten und walten konnte; doch die Freude wurde immer wieder getrübt durch die aggressiven Attacken ihrer Mutter. Schon die Ankündigung einer Strafe wurde zum Horrortrip: Aus Angst, die Mutter könne sie mit einem schweren Hieb „zum Krüppel“ schlagen, schnitt sich Lena Christ die Pulsadern auf. Sie wurde gerettet und wusste, dass sie ihr Zuhause unbedingt verlassen musste.