Lena Christ als Gastgeberin
Im April 1914 zogen Lena Christ, ihre beiden Töchter und Peter Jerusalem von Gern nach Nymphenburg in die Pilarstraße 2. Die Wohnung in dem zweistöckigen Mietshaus war endlich groß genug, um Besuch zu empfangen. Ludwig Thoma, der Bibliothekar Hans Ludwig Held, Wilhelm Langewiesche, der Verlagsleiter Korfiz Holm sowie weitere Künstler gehörten zu den Gästen. Lena Christ war eine phantasievolle Gastgeberin: Einmal wollte sie Korfiz Holm und seine Frau mit Gänsebraten, gedünsteten Äpfeln und Erdbeerbowle bewirten. Zwar besaß sie kein Bowlengefäß und hatte – weil die Gans teuer gewesen war – nicht mehr viel Geld zur Verfügung, doch sie wusste sofort Rat, kaufte ein billiges Tongefäß und bemalte es mit Ölfarben. Nach nur einer Stunde hatte sie ihr Werk vollendet: eine Fronleichnamsprozession mit Pfarrer, Ministranten, Bauern und Bäuerinnen. Ganz zum Schluss – unter dem Henkel des Gefäßes – folgte ein einzelner Bauer, der eine Sau vor sich her trieb. Viele Jahre lang erfreute dieses Objekt seine Schöpferin und ihre Gäste. Nahezu all ihre Kunstwerke, so Peter Jerusalem, seien witzig und originell gewesen und hätten die Betrachter heiter gestimmt.
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Im April 1914 zogen Lena Christ, ihre beiden Töchter und Peter Jerusalem von Gern nach Nymphenburg in die Pilarstraße 2. Die Wohnung in dem zweistöckigen Mietshaus war endlich groß genug, um Besuch zu empfangen. Ludwig Thoma, der Bibliothekar Hans Ludwig Held, Wilhelm Langewiesche, der Verlagsleiter Korfiz Holm sowie weitere Künstler gehörten zu den Gästen. Lena Christ war eine phantasievolle Gastgeberin: Einmal wollte sie Korfiz Holm und seine Frau mit Gänsebraten, gedünsteten Äpfeln und Erdbeerbowle bewirten. Zwar besaß sie kein Bowlengefäß und hatte – weil die Gans teuer gewesen war – nicht mehr viel Geld zur Verfügung, doch sie wusste sofort Rat, kaufte ein billiges Tongefäß und bemalte es mit Ölfarben. Nach nur einer Stunde hatte sie ihr Werk vollendet: eine Fronleichnamsprozession mit Pfarrer, Ministranten, Bauern und Bäuerinnen. Ganz zum Schluss – unter dem Henkel des Gefäßes – folgte ein einzelner Bauer, der eine Sau vor sich her trieb. Viele Jahre lang erfreute dieses Objekt seine Schöpferin und ihre Gäste. Nahezu all ihre Kunstwerke, so Peter Jerusalem, seien witzig und originell gewesen und hätten die Betrachter heiter gestimmt.