Achterbahn

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Gebirgsachterbahn bei Nacht, im Hintergrund St. Paul (Verlag und Bildarchiv Sebastian Winkler)

Kein anderes Fahrgeschäft steht exemplarisch wie die Achterbahn für den Rausch und die Höhen, aber auch die Tiefen des Lebens. Der bekannte Schausteller Carl Gabriel stellte zur Eröffnung des Ausstellungsparks an der Theresienhöhe im Jahr 1908 die erste Achterbahn Deutschlands in München auf. Und im Jahr darauf präsentierte Max Stehbeck mit der Figur-8-Bahn die erste transportable Achterbahn auf der Wiesn, die ein amerikanischer Konstrukteur namens Erwin Vettel gefertigt hatte. Joseph Ruprecht, Schausteller und Zimmermann, betrieb in den 1920er Jahren außerdem eine Gebirgsachterbahn auf der Theresienwiese, die spätere Himalaya-Bahn.

Karoline: Ich möcht jetzt mal mit der Achterbahn fahren.
Schürzinger: Das ist ein teurer Spaß.
Karoline: Aber jetzt bin ich auf dem Oktoberfest und ich hab es mir vorgenommen. Geh fahrens halt mit!
Schürzinger: Aber nur einmal.
Karoline: Also das steht bei Ihnen.

[...]

Karoline: Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen – – aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen und ich bin mit der Achterbahn gefahren. Und dann hast du gesagt, daß ich dich automatisch verlasse, weil du arbeitslos bist. Automatisch, hast du gesagt.
Kasimir: Jawohl, Fräulein.

Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline (1932). Reclam Verlag, Stuttgart 2009

 

Große fette Kerle mit kahlgeschorenen Köpfen und Nackenwülsten ritten auf umherwirbelnden und dahinflitzenden Gefährten, oder sie ritten, wieder und wieder, auf den auf- und niedersteigenden Holzpferden der Karusselle im Kreis herum. Heinrich war hingerissen. Ich jagte mehrmals mit ihm über die atemberaubenden Aufs und Abs der großen hölzernen viaduktähnlichen Bahn und wurde hinterher noch in etlichen Apparaturen schwindelig geschleudert und geschlagen.

Thomas Wolfe: Oktoberfest (1939). Manesse Verlag, München 2010

 

Der Kriminalroman Kalteis von Andrea Maria Schenkel spielt im München der 1930er Jahre. Die Figuren in der Geschichte um den Mörder Josef Kalteis unterhalten sich auch über einen Besuch auf dem Oktoberfest.

Auf der Wiesn war sie heute. Ob er denn auch schon draußen gewesen sei? Achterbahn ist sie gefahren. Grad schön war's gewesen. Geschrien hat sie ganz laut, weil es doch so ein schönes Gefühl ist im Bauch, wenn der Wagen hinuntersaust. So ein Kitzeln, kaum zu beschreiben.

Andrea Maria Schenkel: Kalteis. btb Verlag, München 2008

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek