Gérard de Nerval über München IV
Die beiden Cafés der Hofgartengalerie sind nichts Besonderes und haben keine einzige französische Zeitung. Dagegen enthalten ein großer Lesesaal und eine Art Kasino, das „Museum“ genannt, die meisten französischen Blätter, welche die Zensur ungehindert passieren lässt... Die Leute hier machen keinerlei Lärm, die Fahrzeuge rollen dumpf über die staubigen, ungepflasterten Straßen. Den Franzosen erkennt man überall daran, dass er auf der Straße deklamiert oder vor sich hinsummt; im Café spricht er mit lauter Stimme, er vergisst, im Theater den Hut abzunehmen, selbst im Schlaf gibt er keine Ruhe, und ein deutsches Bett hält das keine zehn Minuten aus.
Gérard de Nerval, Auf Sand gebaut, Münchner Eindrücke eines Franzosen, 1840 (Zit. aus: Gérard de Nerval: Auf Sand gebaut. Münchner Eindrücke eines Franzosen im 19. Jahrhundert. In: Süddeutsche Zeitung. 20./21. Mai 1972, S. 128)
Gérard de Nerval (1808-1855), französischer Dichter; Aufenthalt in München: 1840
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Die beiden Cafés der Hofgartengalerie sind nichts Besonderes und haben keine einzige französische Zeitung. Dagegen enthalten ein großer Lesesaal und eine Art Kasino, das „Museum“ genannt, die meisten französischen Blätter, welche die Zensur ungehindert passieren lässt... Die Leute hier machen keinerlei Lärm, die Fahrzeuge rollen dumpf über die staubigen, ungepflasterten Straßen. Den Franzosen erkennt man überall daran, dass er auf der Straße deklamiert oder vor sich hinsummt; im Café spricht er mit lauter Stimme, er vergisst, im Theater den Hut abzunehmen, selbst im Schlaf gibt er keine Ruhe, und ein deutsches Bett hält das keine zehn Minuten aus.
Gérard de Nerval, Auf Sand gebaut, Münchner Eindrücke eines Franzosen, 1840 (Zit. aus: Gérard de Nerval: Auf Sand gebaut. Münchner Eindrücke eines Franzosen im 19. Jahrhundert. In: Süddeutsche Zeitung. 20./21. Mai 1972, S. 128)
Gérard de Nerval (1808-1855), französischer Dichter; Aufenthalt in München: 1840