Marianne von Werefkin über München

Ein herrlicher Tag. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Der Fasching steht auf seinem Höhepunkt. Die Menge der Deutschen ist hässlich und plump. Sie teilen Schläge aus und Küsse, die auch nicht besser als Schläge sind. Sie werfen Konfetti, als ob sie eine Pflicht erfüllen müssten. Kein witziges Wort, kein geistvolles Gelächter.

Marianne von Werefkin, Briefe an einen Unbekannten, 1901-1905 (Zit. aus: Marianne Werefkin: Briefe an einen Unbekannten. 1901-1905. Hg. v. Clemens Weiler. Köln 1960, S. 38)

 

Marianne von Werefkin (1860-1938), russisch-schweizerische Kunstmalerin; Aufenthalt in München: 1896 bis 1911

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek