1880-1938: Amusement auf dem Oktoberfest
Mit der Elektrifizierung der Bierzelte und Schaubuden hatte das Oktoberfest bereits 1880 eine völlig neue Dimension gewonnen. Aus den hell erleuchteten Zelten, die nun auch nach Einbruch der Dunkelheit Bier ausschenken konnten, trat man in die bunte Lichterwelt der Reklameschilder und der sich rasch drehenden Fahrbetriebe. Fast zeitgleich setzten die Schausteller auf den Reiz der Exotik. Völker- und Abnormitätenschauen, Wachsfigurenkabinette, Menagerien sowie Varieté- und Zaubertheater zogen vor und nach dem Ersten Weltkrieg die schaulustigen und vergnügungssuchenden Wiesnbesucher in ihren Bann. So auch Ödön von Horváth, den deutschsprachigen Schriftsteller mit ungarischem Pass. Er war ein leidenschaftlicher Besucher von großen Volksbelustigungen und Sportarenen und liebte es, dabei die enthemmte Volksseele zu beobachten. Er war vernarrt in „Liliputaner“, ins diffamierte „Entartete“, ins „Transzendent-Satirische“, in skurrile Engel und wahrsagende Zigeunerinnen. Die skurrile Welt des Abnormen, Exotischen galt ihm als anregendstes Arbeitsmilieu. In „Carl Gabriel's Abnormitäten“ oder „Beim Schichtl“ fand er um 1930 die Vorlage für die Abnormitäten-Schau in seinem Volksstück Kasimir und Karoline, das er ursprünglich „Die Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“, später dann „Achterbahn und Wiesenbraut“ nennen wollte.
Schade, dass sich die Schriftsteller Ödön von Horváth und sein amerikanischer Kollege Thomas Wolfe auf dem Oktoberfest nicht begegnet sind. Sie hätten sich viel zu erzählen gehabt. Im Oktober 1928 besuchte der damals noch völlig unbekannte Wolfe aus North Carolina zum vierten Mal Europa. Der Sohn eines deutschstämmigen Steinmetzen interessierte sich für den Kontinent seiner Vorfahren und machte mehrere Wochen in München halt. Auf dem Oktoberfest geriet er in eine wüste Schlägerei, die er selber angezettelt hatte. Seine Eindrücke und Erlebnisse verwandelte er zehn Jahre später in seinem Roman Geweb und Fels (1938) in Weltliteratur.
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Mit der Elektrifizierung der Bierzelte und Schaubuden hatte das Oktoberfest bereits 1880 eine völlig neue Dimension gewonnen. Aus den hell erleuchteten Zelten, die nun auch nach Einbruch der Dunkelheit Bier ausschenken konnten, trat man in die bunte Lichterwelt der Reklameschilder und der sich rasch drehenden Fahrbetriebe. Fast zeitgleich setzten die Schausteller auf den Reiz der Exotik. Völker- und Abnormitätenschauen, Wachsfigurenkabinette, Menagerien sowie Varieté- und Zaubertheater zogen vor und nach dem Ersten Weltkrieg die schaulustigen und vergnügungssuchenden Wiesnbesucher in ihren Bann. So auch Ödön von Horváth, den deutschsprachigen Schriftsteller mit ungarischem Pass. Er war ein leidenschaftlicher Besucher von großen Volksbelustigungen und Sportarenen und liebte es, dabei die enthemmte Volksseele zu beobachten. Er war vernarrt in „Liliputaner“, ins diffamierte „Entartete“, ins „Transzendent-Satirische“, in skurrile Engel und wahrsagende Zigeunerinnen. Die skurrile Welt des Abnormen, Exotischen galt ihm als anregendstes Arbeitsmilieu. In „Carl Gabriel's Abnormitäten“ oder „Beim Schichtl“ fand er um 1930 die Vorlage für die Abnormitäten-Schau in seinem Volksstück Kasimir und Karoline, das er ursprünglich „Die Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“, später dann „Achterbahn und Wiesenbraut“ nennen wollte.
Schade, dass sich die Schriftsteller Ödön von Horváth und sein amerikanischer Kollege Thomas Wolfe auf dem Oktoberfest nicht begegnet sind. Sie hätten sich viel zu erzählen gehabt. Im Oktober 1928 besuchte der damals noch völlig unbekannte Wolfe aus North Carolina zum vierten Mal Europa. Der Sohn eines deutschstämmigen Steinmetzen interessierte sich für den Kontinent seiner Vorfahren und machte mehrere Wochen in München halt. Auf dem Oktoberfest geriet er in eine wüste Schlägerei, die er selber angezettelt hatte. Seine Eindrücke und Erlebnisse verwandelte er zehn Jahre später in seinem Roman Geweb und Fels (1938) in Weltliteratur.