Giacomo Girolamo Casanova über München
Wir nahmen die Post und kamen am dritten Tage in München an, wo ich im Gasthof zum „Goldenen Hirsch“ abstieg. Ich fand dort zwei junge Venezianer. Da ich jedoch nicht mit ihnen bekannt und nicht mehr darauf angewiesen war, unterwegs Eremiten zu finden, um leben zu können, so machte ich mir nicht die Mühe, sie zu besuchen und ihnen meine Aufwartung zu machen. Etwas anderes war es mit der Gräfin Coronini. Die erlauchte Dame, die damals siebzig Jahre alt war, empfing mich sehr wohlwollend und versprach mir, gleich mit dem Kurfürsten zu sprechen, um mir Schutzrecht zu verschaffen. Am nächsten Tag erfüllte sie ihr Versprechen und sagte mir, Seine Hoheit sähe keinen Grund, der ihn hindern könnte, mir den sicheren Aufenthalt in seinen Staaten zu verwehren; für Balbi dagegen gäbe es in Bayern keine Sicherheit, weil er als flüchtiger Somaske von den Münchener Somasken reklamiert werden könnte; mit Mönchen wünsche aber Seine Hoheit nichts zu tun zu haben.
Giacomo Girolamo Casanova, Geschichte meines Lebens, 1756 (Zit. aus: Casanova, Giacomo Chevlier de Seingalt: Geschichte meines Lebens. Hg. v. Günter und Barbara Albrecht. Bd. 5. München 1985, S. 18-20)
Giacomo Girolamo Casanova (1725-1798), italienischer Schriftsteller; Aufenthalt in München: 1756, 1761 und 1762
Weitere Kapitel:
Wir nahmen die Post und kamen am dritten Tage in München an, wo ich im Gasthof zum „Goldenen Hirsch“ abstieg. Ich fand dort zwei junge Venezianer. Da ich jedoch nicht mit ihnen bekannt und nicht mehr darauf angewiesen war, unterwegs Eremiten zu finden, um leben zu können, so machte ich mir nicht die Mühe, sie zu besuchen und ihnen meine Aufwartung zu machen. Etwas anderes war es mit der Gräfin Coronini. Die erlauchte Dame, die damals siebzig Jahre alt war, empfing mich sehr wohlwollend und versprach mir, gleich mit dem Kurfürsten zu sprechen, um mir Schutzrecht zu verschaffen. Am nächsten Tag erfüllte sie ihr Versprechen und sagte mir, Seine Hoheit sähe keinen Grund, der ihn hindern könnte, mir den sicheren Aufenthalt in seinen Staaten zu verwehren; für Balbi dagegen gäbe es in Bayern keine Sicherheit, weil er als flüchtiger Somaske von den Münchener Somasken reklamiert werden könnte; mit Mönchen wünsche aber Seine Hoheit nichts zu tun zu haben.
Giacomo Girolamo Casanova, Geschichte meines Lebens, 1756 (Zit. aus: Casanova, Giacomo Chevlier de Seingalt: Geschichte meines Lebens. Hg. v. Günter und Barbara Albrecht. Bd. 5. München 1985, S. 18-20)
Giacomo Girolamo Casanova (1725-1798), italienischer Schriftsteller; Aufenthalt in München: 1756, 1761 und 1762