Epilog

Ein leichter Wind kam auf, rauschte durch den Ahorn über Kidogo und Kohatu, ließ einen rot-goldenen Blätterregen auf sie nieder. Als sie gerade das zweite Tor hinter sich gelassen hatten, hatten sie Aufruhr hinter sich gehört, doch sie waren nicht stehen geblieben. Stumm waren sie durch die ausgestorbenen Ringe Ranuis geschritten, hatten stumm die Elenden außerhalb der Stadt passiert. Sie hatten den Puao erreicht, doch die Fähren lagen verwaist an ihren Stegen. Entweder waren die Fährleute allesamt auf den Platz der Offenbarung geeilt oder hatten heute zu wenig Kundschaft, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Kidogo wollte in den Süden, nach Charalesch und weiter. Vielleicht gab es hinter der großen Wüste einen Ort, an dem er Frieden finden könnte. Die nächste Fährstation befand sich jenseits des Schattenberges, eine Tagesreise flussaufwärts. Nun, das Wandern war nichts, das er fürchtete.

Eine Weile sahen sie stumm auf den Fluss, während die Blätter des Ahorns sie berieselten.

»Komm mit«, sagte Kidogo schließlich.

Kohatu schwieg so lange, dass er glaubte, sie wolle nicht antworten. Da sagte sie: »Ranui ist meine Heimat.«

Ein schönes Wort. Kidogo erinnerte sich, wie er seinen Meister immer und immer wieder angefleht hatte, ihm zu verraten, wo jener ihn gefunden habe. Sein damaliger Eifer kam ihm fern vor, wie aus der Geschichte eines anderen. Er war ein Fremder in der Welt, und nichts würde etwas daran ändern, selbst das Wissen um seine Herkunft nicht.

»Ranui wird untergehen«, sagte Kidogo.

»Meine Mutter ist dort«, sagte Kohatu. »Sie ist zu alt zum Reisen.«

Sie schwiegen. Eine Schar Enten zog durchs Schilf.

»Du hast gesagt, das Leben ist ein Geschenk«, sagte Kohatu. »Glaubst du das?«

»Manchmal.«

Die Enten tauchten nach Nahrung.

»Vielleicht ist es genug«, sagte Kohatu.

»Ja.«

Sie verabschiedeten sich. Kidogo fühlte Kohatus Blick im Rücken, während er das Ufer des Puao entlangschritt, mit keinem größeren Ziel als der nächsten Fährstation. Vielleicht war es genug.