24. Kapitel

Tage und Nächte wechselten sich ab, ohne dass es etwas bedeutet hätte. Noch nie hatte Kidogo so sehr gelitten, selbst nach der Ermordung seines Meisters nicht. Von Gold und Seide hatte er sich blenden lassen, einfältig war er Sokai auf den Leim gegangen, hatte, statt Aki zu retten, zu ihrem Tod beigetragen. Ob er schlief oder wachte, blieb sich gleich, immer sah er den Richtstuhl mit Akis zusammengesunkenem Rumpf, und auf den Holzbrettern daneben ihren abgeschlagenen Kopf.

Sokai hatte ihn in ihrem eigenen Anwesen untergebracht, in einem prachtvollen Raum mit unzweckmäßig hoher Decke, bemalten Wänden und Polstermöbeln. Die Fenster waren aus Glas und boten einen Blick sowohl auf die Tempelpyramide als auch auf den königlichen Palast. Sogar eine persönliche Waschkammer gab es. In keiner klammen Höhle und auf keinem knarzenden Boot hatte Kidogo sich fremder gefühlt. Säfte in allen Farben des Regenbogens brachte man ihm, Schalen mit erlesensten Speisen, so kunstvoll zubereitet, dass er die Zutaten nicht erkannte. Nichts rührte er an. Er lag in einem Bett, groß genug für drei, und wartete darauf, dass die Kissen ihn verschlangen.

»Ihr müsst essen, Herr«, sagte die Magd, die ihn betreute.

»Ich bin kein Herr«, murmelte er bloß und drehte sich auf die andere Seite. Stumm nahm die Magd das Geschirr wieder mit.

»Die erhabene Sprecherin sagt, Ihr seid ein Kundiger des alten Wissens«, begann sie, als sie am nächsten Morgen wiederkam. »Sagt mir, wie ich Euch helfen kann.«

»Für meine Krankheit gibt es kein Heilmittel«, murmelte Kidogo und bat sie, zu gehen.

Der Tag verging in trübem Dämmern, in der Nacht feixten die Geister der Vergangenheit aus den Wandgemälden heraus. Doch am Morgen kam die Magd und füllte ihm ein Glas mit rosafarbenem Saft. »Bitte trinkt zumindest.«

»Verschwinde!«, herrschte Kidogo sie an, und erschrocken eilte sie hinaus.

Kidogo blieb zurück in seinen Kissen und fühlte sich schlechter als zuvor. Sie hatte nur freundlich sein wollen. Das Leben mochte ihm nicht hold gewesen sein, aber sein Selbstmitleid an der warmherzigen Magd auszulassen, war erbärmlich. Es ekelte ihn vor sich selbst.

Als der nächste Tag anbrach, betrat die Magd gesenkten Blicks das Zimmer, wechselte stumm die unangetasteten Essensschalen.

Kidogo allerdings sprach sie an: »Wie heißt du?«

»Pawe, Herr.«

»Es tut mir Leid, dass ich so kalt zu dir war, Pawe.«

»Es ist nichts, Herr«, sagte sie, ohne aufzusehen.

»Ich bin Kidogo.«

Es war ein stürmischer Tag, der Regen schlug wütend gegen die gläsernen Fenster. Kidogo jedoch fühlte einen Hauch von Zuversicht. Noch immer konnte er sich nicht zu dem kleinsten Bissen überwinden, aber das Glas Saft, das Pawe ihm hingestellt hatte, trank er aus.

Als sie am Morgen kam und das leere Glas entdeckte, lächelte sie. Und die ganze Zeit über, in der sie den Raum herrichtete, die Essensschalen austauschte und ein neues Glas füllte, blieb das Lächeln auf ihren Lippen.
Zum ersten Mal musterte Kidogo sie genauer; sie mochte vierzig Winter zählen, in ihr Haar hatten sich bereits graue Strähnen geschlichen. Sie arbeitete zügig, aber ohne Unruhe zu verbreiten, widmete sich völlig dem jeweils nötigen Handgriff. Ihre ruhige Zielstrebigkeit wäre vollkommen gewesen, hätte sie die Schritte ihres linken Beines nicht stets etwas verzögert gesetzt.

»Was ist mit deinem Bein, Pawe?«

»Nichts, Herr ... verzeih – Kidogo.«

»Sprich nur.«

Pawe war gerade dabei, ein zierliches Tischchen zu wischen, jetzt hielt sie inne. »Es ist gebrochen, als ich unter ein Fuhrwerk gekommen bin.«

»Wie wurde es behandelt?«

»Gar nicht«, sagte sie, den Blick auf ihrem Putztuch. »Aber kümmere dich nicht darum, der Unfall ist Jahre her.«

»Warum wurdest du nicht behandelt?«

Eine kleine Weile lang konnte Kidogo beobachten, wie sie um eine Antwort rang. Dann sagte sie: »Die erhabene Sprecherin meinte, ihr Haus sei zu arm, um die Kosten für jedes Missgeschick zu übernehmen.«

Es passte zu dem bisherigen Bild, das Kidogo von Sokai hatte.

Pawe hatte seinen Blick richtig gedeutet, denn sie sagte: »Es ist nicht so, wie du denkst – das Haus Mokara ist tatsächlich bis auf den letzten Stein verschuldet. Die Kosten für das Leben der Satrapa ...«, errötend verstummte sie, hatte wohl mehr gesagt, als ihr zustand.

»Du hast keine Schmerzen mehr?«, half ihr Kidogo aus dem peinlichen Moment.

»Nur in der Hüfte, manchmal.«

Er bat sie, sich gerade vor ihn zu stellen. Nachdem er sie um Erlaubnis gefragt hatte, betastete er ihren Unterschenkel. »Geh zu einer Schusterei«, sagte er, als er fertig war. »Sie sollen dir die Sohle der linken Sandale um zwei Finger erhöhen. Und dann erzähl mir, wie sich die Hüfte anfühlt.«

An diesem Tag trank Kidogo nicht nur mehrere Gläser Saft, sondern aß auch etwas Reis. In der Nacht schlief er zum ersten Mal seit der Hinrichtung, ohne von Alpträumen verfolgt zu werden. In der Morgendämmerung erwachte er vom Knurren seines Magens. Während er auf Pawe wartete, aß er eine halbe Spinatpastete und ein Zitronentörtchen.

Endlich die ersehnten Schritte. Kidogo sprang auf, begierig zu erfahren, ob Pawe die neue Sandale bereits gefertigt bekommen hatte.

Doch als die Tür sich öffnete, war es nicht Pawe, die den Raum betrat, sondern die Hauptfrau mit dem roten Helmbusch. Die Schlächterin Akis.

 

Kidogo war zu betroffen gewesen, um Einspruch zu erheben, als die Hauptfrau ihn aus dem Anwesen führte, begleitet von zwei weiteren Soldaten. Der Weg ging an dem riesigen marmornen Platz vorbei, auf dem Kidogo Akis Enthauptung mit hatte ansehen müssen. Keine Woche war es her, seine Gesichtsmuskeln verkrampften im Kampf gegen die Erinnerung.

Es ging zum Palast der Königin. Wie von außen sah Kidogo sich der nächsten Wendung seines Schicksals entgegenschreiten. Würde es die letzte sein? Auch wenn er nie versucht hatte, den goldenen Käfig, in dem er die vergangenen Tage verbracht hatte, zu verlassen, war er sich recht sicher, dass man ihn bald aufgehalten hätte. Würde er heute herausfinden, aus welchen Gründen man sein Leben bisher verschont hatte?

Statt durch das mächtige Portal an der Vorderseite des Palastes führte die Hauptfrau ihn durch einen Seiteneingang. Trotzdem waren auch hier die Torflügel mit Gold beschlagen, und die Säulenhalle dahinter reichte vier Stockwerke hoch. Sie stiegen ein offenes Treppenhaus hinauf, an mehreren baumhohen Statuen vorbei – ernste Gesichter, in die Ferne gerichtete Blicke. Vergangene Königinnen, vermutete Kidogo.

Vor einer Tür aus poliertem schwarzen Holz wies die Hauptfrau ihre Begleiter an, mit Kidogo zu warten. Sie selbst trat durch die Tür, zog sie jedoch hinter sich sorgfältig wieder zu. Nach einer zähen Minute kehrte sie zurück, bedeutete Kidogo, nun seinerseits durch die Tür zu treten.

Mit bangem Herzen folgte er dem Befehl. Der Raum, der sich ihm öffnete, besaß einen runden Grundriss und war überraschend klein; neben einem wuchtigen Schreibtisch und einer Regalreihe mit Schriftrollen stand nur eine Gruppe aus Polsterstühlen darin. Wären nicht die stuckverzierte Decke und der kristallene Kronleuchter gewesen, hätte Kidogo sich auch in der Geschäftsstube einer Fernhändlerin befinden können.

Es gab vier Stühle, drei waren besetzt; und die Frauen, die darin saßen, hatte Kidogo alle bereits einmal gesehen – am Tag der Hinrichtung. Ein kalter Schauer lief seine Unterarme entlang. Vor ihm saßen die Königin, die Hohepriesterin und die Sprecherin des Hohen Rates. Er hatte gerade einen Raum betreten, in dem er allein der geballten Macht Tiratangas gegenüberstand.

»Setz dich«, sagte Sokai.

Kidogo starrte auf den leeren Sessel, unfähig, der Aufforderung nachzukommen. »Ihr habt mich belogen.«

»Willst du, dass wir dir die Zunge herausschneiden?«, fragte die Königin, doch Sokai hob beschwichtigend die Hand. »Wenn du dachtest, Mahuikas Leben zu retten, wäre im Bereich des Möglichen gewesen, musst du tatsächlich enttäuscht sein. Aber was du getan hast, war ein ungleich wertvolleres Geschenk – du hast sie vor der ewigen Finsternis bewahrt. Nun ja«, sie seufzte, »hättest sie bewahren können, wenn sie nicht bereits zu tief gefallen wäre.«

»Warum bin ich hier?«

»Setz dich doch, nimm einen Schluck«, die Sprecherin deutete auf ein Kristallglas, das auf einem Beistelltischchen zwischen den Lehnstühlen stand. »Dann können wir reden.«

Mit mahlendem Kiefer kam Kidogo der Aufforderung nach. Er bezweifelte, dass sie ihn vergiften wollten – es hätte einfachere Wege gegeben, ihn loszuwerden. Das Getränk roch nach Wein, und der erste Schluck zeigte, dass es kein schlechter war.

»Na also«, nickte die Sprecherin zufrieden, wurde jedoch gleich wieder ernst. »Ich will es kurz machen: Die Gefallene hat mit ihrem Gerede über diesen Dornengott im Rat einige Leute beunruhigt. Und der kleine Zwischenfall während der Hinrichtung hat die Lage nicht verbessert. Gerüchte machen die Runde. Wir können die Entwicklung nicht sich selbst überlassen, wir müssen den Funken der Ketzerei auslöschen, bevor die Flammen zu hoch steigen.«

»Ich kann Euch nicht ...«

»Still. Wir verlangen nichts von dir als eine Schilderung, was in den Nebelzinnen geschehen ist.«

»Und danach lasst ihr mich meiner Wege gehen?« Kidogo lachte freudlos auf.

»Ja.«

»Und warum sollte ich Euch Glauben schenken?«

Sokai zog sich eine Locke, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, hinters Ohr zurück. »Ich fürchte, du hast keine Wahl ...«

»Ich schwöre es dir«, ergriff da die Hohepriesterin zum ersten Mal das Wort, »im Namen der Goldenen Göttin. Du hast eine Gefallene geschützt. Aber du hast nur getan, was dein Glaube dir befahl. Atua-Kore ist weniger rachsüchtig, als das Volk glaubt. Berichte uns aufrichtig, und unbehelligt wirst du Ranui verlassen dürfen.«

Etwas Beruhigendes lag in der Stimme der alten Priesterin, eine Demut, die Kidogo dazu brachte, ihr Glauben zu schenken. So hatte sein Meister Kumbuko gesprochen, wenn jemand im Angesicht des ehrwürdigen Mandrêb zu eingeschüchtert war, um aufrichtig seine Leiden zu schildern.

»Gut, ich werde Euch berichten«, entschied Kidogo, und als die Mächtigen nickten, begann er. Nichts ließ er weg und nichts fügte er hinzu; seinen Angriff auf Deris’ Banner erwähnte er genauso wie die Mittel, mit denen er Mahuikas Mund zum Schäumen gebracht hatte und ihren Arm dazu, dem Feuer zu widerstehen. Er schilderte sogar, wie sie Akis schleichende Vergiftung entdeckt hatten, während sie nach Ranui gebracht worden waren. Allein auf die Erwähnung, dass er dem Richter gegenüber behauptet hatte, Aki sei tatsächlich die Prophetin Alateons, verzichtete er lieber.

Als er geendet hatte, sahen die drei Mächtigen auf das Tischchen in ihrer Mitte.

»Soll ich gehen?«, fragte Kidogo.

»Die Bilder, die du auf den schwarzen Würfeln in der Mitte der Anlage gefunden hast«, sagte die Hohepriesterin, »kannst du sie aufmalen?«

Kidogo nickte. Tagelang hatte er vor den Würfeln gesessen, jeden kleinen Strich hatte er im Kopf. Sokai erhob sich und brachte ihm Papier, außerdem Tusche und Federkiel.

Es war eine merkwürdige, beklemmende Situation, sich die Zeichen in Erinnerung zu rufen, die er mit Aki untersucht hatte. Es war keine drei Wochen her, und doch fühlte es sich an, als lägen Jahrzehnte zwischen damals und heute. Alle Aufmerksamkeit richtete er auf seine Zeichnung, versuchte zu verdrängen, dass er zwischen Akis Henkerinnen saß.

Das erste Bild: der Dreiklang des Erdgottes, der aus dem Boden stieg. Das zweite Bild: Der Erdgott erweckte den Menschen zum Leben, doch dieser war zu stolz, um Dankbarkeit zu zeigen. Das dritte Bild: Der Mensch ergriff das Zepter, der Erdgott zog sich zurück. Das vierte Bild: der Mensch allein, ohne das Zepter und ohne die Verbindung zu seinem Schöpfer.

»Tatsächlich«, murmelte die Hohepriesterin, »deine Überlegungen sind naheliegend: Der Mensch missachtet aus Machtgier seine Göttin, woraufhin diese ihn einsam und machtlos zurücklässt. So muss es gewesen sein – so lehrt es auch Atua-Kore.«

»Nein«, widersprach Sokai; »sowohl der Schamane als auch unsere Soldaten beschreiben das Heiligtum als so gewaltig, dass nur ein machtvolles Volk es errichtet haben kann. Ich glaube, es ist eine Geschichte des Triumphs; das Zepter findet sich bereits auf dem ersten Bild, es wurde dem Menschen von der Göttin gesandt. Doch die Erbauer der Anlage sagen: Seht her, wir haben die Macht der Gottheit zurückgewiesen – und es hat uns nicht aufgehalten, Großes zu errichten.«

»Welch Anmaßung ...« Die Hohepriesterin schlug ein Schutzzeichen.

»Natürlich«, setzte Sokai schnell nach. »Und das würde erklären, warum der Berg das Volk verschlungen hat. Für die Ewigkeit wollte der Erdgott seine frevlerischen Kinder vergraben.«

»Aber wenn ein Gott die Anlage hat verbergen wollen«, fragte Hua mit großen Augen, »warum kam sie dann doch wieder zum Vorschein?«

»Meine königliche Hoheit«, sagte Sokai, und Kidogo hörte die Herablassung in ihrer Stimme, »nichts kann sich dem Auge Atua-Kores auf Dauer entziehen, sei es Gottheit, Geist oder sterbliches Wesen.«

»Ach so.« Die Königin starrte auf Kidogos Zeichnung, sog dabei die Wangen ein, hielt sie mit den Zähnen fest wie ein Kind. »Vielleicht schläft die Gottheit auch, und nur der Mensch kann sie befreien, mit der Kraft des königlichen Zepters. Er befreit sie aus den Tiefen der Finsternis, und als er stirbt, umhüllt ihn die Gottheit, er wird selbst göttlich, als ein Teil von ihr.«

»Meine Königin«, Sokai rollte mit den Augen, »Ihr seht die Zeichnung von der falschen Seite«, sie drehte das Papier so, dass die Königin die Perspektive gewann, mit der Kidogo die Bilder gemalt hatte. »Seht Ihr, Ihr habt die Reihenfolge vertauscht.«

»Oh«, murmelte die Königin enttäuscht.

Kidogo stutzte. Dann schlug er sich die Hand gegen die Stirn. Dass er darauf nicht gekommen war. »Die Königin hat recht.«

Die anderen blickten ihn zweifelnd an, Hua selbst schien überrascht.

»Wir sind davon ausgegangen, dass die Bilder von rechts nach links zu lesen sind«, erklärte Kidogo aufgeregt, »aber wieso sollten die Erbauer nicht eine andere Regel besessen haben?«

»Es ist der natürliche Lauf der Dinge«, erklärte die Hohepriesterin. »Atua-Kores Auge wandert von rechts nach links, so ist es seit Anbeginn der Zeit.«

»Nur, wenn wir nach Norden sehen«, widersprach Kidogo. »Zumindest sollten wir die Möglichkeit nicht außer acht lassen. Die Bilder würden eine ganz andere Geschichte ergeben. Vielleicht ist es kein Zepter, sondern eine Schaufel ... der Mensch gräbt, bis er den dunklen Geist befreit, der ...«

»Wie kommst du darauf« unterbrach ihn Sokai, »dass es ein Geist ist und kein Gott? Der göttliche Dreiklang ist unmissverständlich zu erkennen.«

»Wenn jenes Volk nicht einmal von rechts nach links gelesen hat, weshalb sollte es dann unsere Idee des Dreiklangs teilen? Am Ende liegt der Mensch. Er stirbt. Er wurde bestraft dafür, dass er den Geist befreit hat.«

»So muss es geschehen sein«, bestätigte die Hohepriesterin. »Dies war der Geist, der Mahuika befallen hat.«

»Aki hat nicht gegraben«, bemerkte Kidogo. Allein ihren Namen auszusprechen, zog ihm die Eingeweide zusammen. Schnell zwang er sich, seine Gedanken zurück auf das Papier zu richten: »Wir können nicht wissen, ob die Erbauer an Geister und Götter geglaubt haben ...«

»Du selbst warst es«, sagte Sokai scharf, »der von einem Geist gesprochen hat.«

»Wir müssen allgemeiner denken.«

Hua hatte bereits ihr zweites Glas Wein geleert, schenkte sich ein drittes ein. »Was heißt das?«

»Hinter dem Zeichen des Dreiklangs verbirgt sich eine tödliche Gefahr. Doch was für eine genau, das wissen wir nicht. Ein Geist, ein Gift, eine Waffe – es könnte alles sein.«

»Ein Gefängnis«, sagte Sokai. »Die Anlage ist ein Gefängnis.«

»Und weshalb«, fragte die Königin verwirrt, »hat man dann die Bilder gemalt?«

Sokai seufzte auf, und auch Kidogo konnte sich einen ungläubigen Blick nicht verkneifen. War die Königin die letzte halbe Stunde nicht mit im Raum gewesen? Hatte sie gar nichts verstanden?

Es war die Hohepriesterin, die der Armen den Zusammenhang erklärte. »Dort unten lauert das Böse. Und die Bilder sind eine Warnung davor, es zu befreien.«

»Warum sollten wir das tun?«, fragte Hua, worauf niemand eine Antwort fand.