3. Kapitel

Abgesehen von dem Tempel Atua-Kores war kein Gebäude in Ranui höher als der Palast der Königin. Auf seinem flachen Dach hatte man einen Rosengarten angelegt, viele Jahre später zusätzlich noch ein Bad.

»Das Bad ist bereit, Eure Hoheit.«

Torokaha ließ sich die Robe abnehmen. Der Dampf, der aus dem Becken stieg, war von Lavendelduft erfüllt. Sie stieg die Stufen hinunter ins Wasser, drehte sich auf den Rücken, stöhnte auf, als die Hitze sie umspülte. Mit geschlossenen Augen hob sie ihren Pokal, sofort füllte eine Dienerin ihn mit neuem Wein. In Torokahas Kopf summte es bereits, der Wein war schwerer als der, den sie gestern getrunken hatte.

»Bringt die Männer herauf.« Mit einem wohligen Seufzen ließ sie sich tiefer ins Becken sinken.

»Alle?«

»Habe ich gesagt, nur einen? Alle.«

Unwirsch nahm sie einen Schluck vom Wein, während sie darauf wartete, die wegeilenden Schritte der Dienerin zu hören. Doch es blieb still.

»Verzeiht, Eure Hoheit.«

»Gib mir den Namen.«

»Verzeiht, Eure Hohheit, ich verstehe nicht ...?«

»Offensichtlich seid ihr daran gescheitert, meinen Auftrag auszuführen – warum sonst solltest du um Verzeihung bitten. Wer ist schuld? Nenn mir den Namen.«

»Eurem Befehl wurde nachgekommen. Die Männer sind da«, stotterte die Dienerin. »Sie warten in der Treppenhalle.«

»Dann bring sie hoch.« Langsam wurde Torokaha ungeduldig. Aber sie hatte diese Woche bereits zwei Dienerinnen aufs Feld geschickt, also zwang sie sich zur Nachsicht.

»Verzeiht«, wand sich die Dienerin, »wir dürfen nicht.«

Verfluchter Styrkurschleim. Torokaha öffnete die Augen, hob den Kopf aus dem Wasser. »Wer sagt das?«

»Die Hauptfrau der Palastwache, Eure Hoheit.«

»Kohatu? Schick sie her.«

»Sehr wohl, Eure Hoheit.«

 

Es brauchte für Kohatu länger, den Dachgarten zu erreichen, als für Torokaha, ihren Pokal zu leeren. Endlich näherte sich die Gerufene dem Bad. Seit Torokaha denken konnte, hatte die Kriegerin ihre Kammer bewacht, und trotzdem war sie noch immer eingeschüchtert von ihr. Wie stets war Kohatu voll gerüstet, trug Panzer, Helm und Mordaxt.

Sie nahm den Helm ab, ging auf ein Knie. »Eure Hoheit.«

»Was soll das? Schick die Männer her.«

»In der Kürze der Zeit konnten wir sie nicht genügend prüfen«, entgegnete Kohatu, ohne den Kopf zu heben, »sie alle auf einmal einzulassen, wäre leichtsinnig.«

»Leichtsinnig?« Wütend streckte Torokaha den Pokal hoch, ließ sich nachschenken. »Ich bin deine Königin.«

Ungerührt blickte Kohatu zu Boden. Dass sie sich hinter solch lächerlichen Demutsgesten versteckte, reizte Torokaha nur weiter. Auf einen Zug trank sie den Pokal aus, warf ihn in die Rosenbüsche. »Wie viele Krieger dienen meinem Schutz?«

»Im Palast einhundert, Eure Hoheit.«

»Dann sammel eben zwanzig davon ein und stell sie hier oben auf. Mit ein paar unbewaffneten Besitzlosen werdet ihr ja wohl fertig werden.«

Nun wollte die Wächterin tatsächlich den Kopf heben.

»Nein, nein«, sagte Torokaha schnell. »Kein weiteres Wort.« Sie winkte einer Dienerin nach neuem Wein.

 

»Eure Hoheit?«

Torokaha kämpfte sich aus dem Nebel, der sich um ihre Sinne gelegt hatte. »Was?«

»Die Männer sind da.«

»Was für Männer?« Mit Mühe gelang es ihr, die Augenlider zu heben. Mit Mühe zog sie sich am Beckenrand hoch. Ein Ring von Kriegern hatte das Becken umstellt. War irgendetwas Schlimmes passiert? Sie bemerkte Kohatu, winkte sie heran. »Was soll das?« Im selben Moment entdeckte sie die Gruppe Ungerüsteter. Wie verloren standen sie da, drehten ihre Locken; hin und wieder wagte einer einen Blick zu ihr herüber, ein unsicheres Lächeln auf den Lippen. Die Schals aus Seide, die sie um ihre Körper gewickelt hatten, verhüllten nur wenig.

»Die Männer erwarten Euren Befehl, Eure Hoheit.«

Das hatte ihr gerade noch gefehlt. »Weg«, schimpfte sie matt. »Sie sollen sich davonmachen.« Erschöpft ließ sie sich zurück ins warme Wasser sinken.

 Warum konnte man sie nicht eine einzige Stunde in Ruhe lassen? Zwei Monde war es her, dass ihre Schwester Mahuika zur Königin hatte gekrönt werden sollen. Jede Nacht kehrten die Bilder zurück – die Trommler, die Hohepriesterin, der goldene Dolch. Ihr ganzes Leben war Torokaha darauf vorbereitet worden, sich für Tiratanga zu opfern. Aber offenbar hatte Atua-Kore ihr Opfer verschmäht. Nun, es sollte ihr recht sein: Lieber war sie Königin als tot. Auf die Kopfschmerzen freilich hätte sie verzichten können.

»Eure Hoheit?«

Torokaha stöhnte vor Verzweiflung. »Was?«

»Der Hohe Rat möchte Euch sprechen.«

»Sag ihm, er soll seine Zehen lutschen.«

»Prinzessin Torokaha.« Eine neue Stimme jetzt, streng, befehlsgewohnt.

Es verschlug ihr den Atem, Badewasser schwappte ihr in den Mund, sie verschluckte sich, keuchte. Als sie sich halbwegs gefangen hatte, versuchte sie blinzelnd, einen klaren Blick zu bekommen. Ja, direkt am Beckenrand stand niemand anderes als Sokai aus dem Hause Mokara, Sprecherin des Hohen Rates, Bewahrerin des Goldenen Reifes, Erste ihres Hauses.

»Warum habt Ihr keinen Boten geschickt?«, fragte Torokaha entsetzt, noch immer hustend.

Sokai hatte ihre Hände in den weiten Ärmeln ihrer Robe verborgen. »Haben wir. Mehrere, um genau zu sein. Sie wurden nicht vorgelassen. Es wurde ihnen gesagt, die Prinzessin sei in einer wichtigen Angelegenheit beschäftigt, in der sie nicht gestört werden dürfe.« Ihr Blick glitt zum Treppenturm, in dem gerade der letzte der Besitzlosen verschwand.

Das Wasser war mit einem Male lau geworden, trotzdem wäre Torokaha am liebsten ganz darin versunken. »Um was geht es?«, brachte sie hervor.

»Um die Thronfolge.«

Mit offenem Mund starrte Torokaha die Ratssprecherin an. »Das war heute?«

»Kommt Ihr?«

Schmerzlich bloßgestellt watete sie aus dem Becken. Wie konnte sie von allen Tagen ausgerechnet diesen vergessen haben? Ihre Sicht verschwamm, die Beine gaben ihr nach, eine Dienerin musste sie stützen.

»Vielleicht möchte Eure Hoheit sich ankleiden, bevor sie vor den Rat tritt?« Sokais gleichgültige Stimme war das Letzte, was Torokaha hörte. Dann zog sich ihr Magen zusammen, und sie erbrach sich, bis ihr Tränen in die Augen traten.

 

Das Ratsschloss war weder so hoch wie der Tempel Atua-Kores noch so prächtig wie der Palast der Königin. Dennoch war seine Haupthalle in ganz Tiratanga berühmt – denn keine einzige Säule stützte die gewaltige rote Kuppel, unter welcher ganze Märkte Platz gefunden hätten. Nicht, dass einfaches Volk auch nur ins Gebäude gelassen worden wäre – für die Angelegenheiten der Besitzlosen gab es die Blauen Türme, von denen sich in jedem Stadtteil Ranuis einer finden ließ, ebenso in den Vasallenstädten. Alle Verwaltung und die gewöhnliche Rechtssprechung wurden in den Türmen abgehandelt. Im Schloss des Hohen Rates hingegen entschied man das Schicksal Tiratangas, und somit, wenn es nach dem Selbstverständnis der Hohen Häuser ging, nicht weniger als das Schicksal der Welt.

Als Torokaha hinter Sokai die Haupthalle betrat, schlug ihr Herz schneller. Sokai hatte sie nicht durch den hinteren Treppenturm zur königlichen Loge geführt, sondern zum vorderen Portal, von welchem aus bloß das Parkett zu erreichen war – und der Goldene Thron. Drei Galerien übereinander säumten ringsum die Kuppel, und jede Loge war besetzt. Von den Balustraden hingen die Wappenbanner der versammelten Häuser wie Wäsche zum Trocknen, die kunstvollen Frisuren der Satrapanim bezeugten das Gewicht des Anlasses. Im Spiegel der vollen Ränge fiel die Leere des Thrones doppelt auf. Auf einen Schlag wich das Raunen, das durch den Raum gelaufen war, einer nervösen Stille. Hundert Augenpaare starrten auf Torokaha herunter.

»Torokaha aus dem Hause Atua-Kore, Tochter der Haika«, verkündete Sokai laut, »Kronprinzessin Ranuis, Kind der Goldenen Göttin, Zweite ihres Hauses.« Kaum hatte sie die Ankündigung beendet, eilte sie aus dem Saal, zweifelsohne zum nächsten Aufgang, um ihre eigene Loge aufzusuchen.

Torokaha sah sich nach Kohatu um, doch ihre Wächterin stand jenseits des Portals, wie das Gesetz es befahl. Und die Torflügel schlossen sich bereits, rumsten in ihre Verankerungen. Sie war allein.

Auf der anderen Seite ragte die unterste Galerie spitz in den Raum, formte sich zu der prunkvollen Loge der Hohepriesterin. Drohend wie ein Greifvogel schwebte die Loge über dem Thron.

»Eure Hoheit, tretet vor«, befahl Amokapua, und die Stimme erfüllte klarer den Saal, als es der verrunzelten Greisin zuzutrauen gewesen wäre.

»Eure Heiligkeit«, erwiderte Torokaha feierlich und begann, sich langsam im Kreis zu drehen, »edle Vertreterinnen der Hundert Häuser. Verzeiht mein spätes Erscheinen, dringende Geschäfte haben mich aufgehalten. Doch ich stehe bereit für die Aufgaben, die Ihr mir zuteilen möchtet. Ihr habt gesehen, wie ich das Haupt vor Atua-Kores Wunsch gebeugt habe, bereit, mein Leben für das Reich zu opfern. Und so, wie ich den Tod nicht fürchte, fürchte ich den Dienst nicht, den eine Königin ...«

»Der Hohe Rat hat entschieden.« Es verschlug ihr den Atem – selbst eine Hohepriesterin hatte kein Recht, ihrer Königin ins Wort zu fallen.

»Mahuika, Tochter der Haika, sollte geprüft werden«, fuhr die Priesterin fort, als sei nichts geschehen, »ob sie würdig sei, den Goldenen Reif Atua-Kores zu tragen. Doch indem sie sich ihrer Prüfung entzogen hat, hat sie jeden Anspruch auf den königlichen Dienst an Tiratanga verwirkt.«

Ungeduldig presste Torokaha die Lippen zusammen. Die Alte sagte ihr nichts Neues.

»Indem Mahuika gescheitert ist, kann der Hohe Rat ihrer nächstjüngeren Verwandten das Amt der Königin antragen.«

Torokaha streckte den Rücken durch. »Ich stehe bereit für ...«

»Sofern die Verwandte die Prüfung besteht.«

»Was?« Sie stutzte. »Welche Prüfung verlangt Ihr denn noch?«

»Dieselbe«, erwiderte die Hohepriesterin ungerührt, »welcher Mahuika sich stellen musste.«

»Ich soll eine Verwandte opfern? Ich habe keine neben meiner Schwester.«

Die Hohepriesterin nickte.

»Also bin ich noch nicht frei«, murmelte Torokaha erschüttert. Ihre eigene Schwester opfern. Würde es ihr gelingen? Mahuika hatte ihr Unglück selbst über sich gebracht, als sie geflohen war. Zuerst allerdings würde sie gefunden werden müssen.

»Doch«, sprach da die Hohepriesterin sanft. »Ihr seid frei. Wir entbinden Euch von Eurer Pflicht.«
»Was?« Eine solch direkte Frage an die Hohepriesterin, noch dazu ohne die vorgeschriebene Anrede, hätte einen Besitzlosen die Zunge gekostet. Doch Torokaha war es ganz gleich, ob sie gegen die Sitte verstieß.

Auch Amokapua zeigte keine Regung. »Solange Mahuika verschollen bleibt, können wir nicht prüfen, ob Ihr für den Dienst an Tiratanga geeignet seid.«

»Ich kann den Dienst vorläufig ausführen.« Trotzig blickte die Prinzessin auf das Mosaik, auf dem sie stand. Eine farbenfrohe Darstellung des Reiches. Die Grenzen waren veraltet, zeigten die eisigen Berge der Naalu noch als Niemandsland.

»Nein. Der Rat hat entschieden, dass Ihr ohne Atua-Kores Segen den Thron nicht besteigen sollt.«

»Das heißt«, stammelte sie bestürzt, »ich muss warten, bis Mahuika wieder auftaucht?«

»Wir haben von den Dächern des Tempels bis zur Kanalisation der Unterstadt ganz Ranui durchkämmt, haben Boten bis in unsere entferntesten Provinzen geschickt. Und noch immer fehlt jede Spur von Eurer Schwester. Wir entbinden Euch von Eurer Pflicht.«

»Das könnt ihr nicht! Ich bin Tochter der Haika ... Ihr könnt nicht ... Ich sage ...« Torokahas Wangen glühten. Von den Galerien drückte ein kaltes Schweigen auf sie nieder. »Das Haus Atua-Kore endet mit mir ... wer soll herrschen?«

»Eine Königin Tiratangas herrscht nicht. Sie dient.« Schroff wandte die Hohepriesterin sich ab, trat von der Brüstung ihrer Loge zurück, setzte sich.

Fassungslos starrte Torokaha sie an.

»Das Haus Atua-Kore hängt nicht am Blut«, ertönte es von der Loge nebenan. Sokai, die Sprecherin des Rates. Kerzengerade stand sie da, doch ihre lächerlich hochgesteckten Haare ließen auch kaum etwas anderes zu.

»Bis zur Sommersonnenwende gehört Euch der Palast. Wenn wir Mahuikas bis dahin habhaft werden, und sie bereit ist, für Euch zu sterben, werdet Ihr herrschen. Geschieht dies nicht, wird der Rat entscheiden, wer Königin Haika folgen soll.«

»Mein ganzes Leben habe ich in Atua-Kores Dienst gestellt«, Torokahas Stimme brach vor Wut und Verzweiflung, »und jetzt wollt Ihr mich abstreifen wie Unrat von Euren Sandalen?«

»Bitte verlasst den Saal.« Mit vollendeter Herablassung winkte Sokai den Portaldienern. »Der Hohe Rat hat noch weitere Themen zu besprechen.«

 

Torokaha trank, bis sie nicht mehr in der Lage war, den Pokal zu halten. Irgendwann dämmerte sie weg, in eine finstere, klebrige Welt, in deren Winkeln schauerliche Schatten lauerten; als sie erwachte, haftete ihr das Nachthemd schweißdurchtränkt auf der Haut. Sie stolperte aus dem Bett, taumelte auf den Balkon. Unter ihr lagen die Dächer Ranuis in festem Schlaf, doch am Horizont kündigte der Osten mit einem lila Pinsel den Morgen an.

Bis zur Sommersonnenwende wollte der Rat eine neue Königin bestimmen. Und es war offensichtlich, dass er nicht daran dachte, Torokaha zu ernennen, solange ihre Schwester verschwunden blieb. Torokaha machte sich keine Illusionen darüber, was dies für ihre Zukunft bedeutete: Sie würde eine Besitzlose sein. Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie, Prinzessin Torokaha, Tochter der Haika, aus dem Hause Atua-Kore – eine Besitzlose. Wie sollte sie überleben in der Unterstadt? Grauen stieg in ihr auf. Was würde das Volk mit ihr machen, wenn es sie erst einmal erkannt hätte? Die gefallene Tochter der Königin, ungeschützt, entrechtet.

Nein. Der Hohe Rat mochte sich mit Amokapua verschworen haben, doch ohne Gegenwehr würde sie sich nicht geschlagen geben. Grimmig klingelte sie nach einer Dienerin und befahl, die Hauptfrau der Palastwache herbeizuholen. Während sie wartete, ging sie in die Badestube und wusch sich die Tränen ab.

An der äußeren Tür zu ihren Gemächern klopfte Kohatu. Torokaha forderte sie auf einzutreten. »Ins Bad.«

»Ihr habt mich rufen lassen?«

»Seit wann bewachst du meine Kammer, Kohatu?«

»Seit Eurem sechsten Winter, Herrin.«

»Hast du keine Angst?«

»Wovor?«

»Was aus dir werden wird.«

»Solange Ihr es erlaubt, gehöre ich Euch.«

»Du wirst hungern.«

Die Hauptfrau schwieg.

»Zur Sommersonnenwende werde ich besitzlos sein.«

»Ich habe geschworen, Euch zu schützen.«

»Die Priesterinnen werden dich von deinem Schwur entbinden, sobald ich erst gefallen bin.«

»Das verbietet mir nicht, Euch zu folgen.«

»Und wie soll ich dich ernähren?«

»Womöglich nimmt das Haus Laki Euch als Dienerin.«

Die Waschschüssel war aus Porzellan gefertigt. Mit einem Schrei stieß Torokaha sie von ihrem Sockel. Die Schüssel zerplatzte in zahllose Splitter.

Dem Haus Laki hatte Torokahas Urgroßmutter angehört, bevor jene vom Rat zur Königin bestimmt worden war. Laki war kaum noch ein richtiges Haus zu nennen; bestand nur noch aus Torokahas giftsprühender Großtante Alandra und ein paar anderen Schmarotzern, die von der Nähe zum Palast zehrten. Ohne diese Nähe ...

»Das Haus Laki ist ein Haufen Styrkurschleim.«

»Dann wird die Goldene Göttin auf andere Weise für Euch sorgen.«

Verfluchte Goldene Göttin. Am liebsten hätte Torokaha weitere Gegenstände zertrümmert, doch es befand sich nichts in Reichweite.

»Wie viele Krieger zählt meine Leibwache?«

»Zweitausend, Eure Hoheit.«

»Und Sie hören noch auf deinen Befehl?«

»Bis zur Sommersonnenwende, ja.«

»Schick alle bis auf zwanzig aus, nach meiner Schwester zu suchen.«

»Der Hohe Rat hat bereits Boten ausgesandt ...«

»Die offenbar den Dreck in ihren eigenen Ohren nicht finden.«

»Ich bitte Euch, Herrin. Ihr seid die Tochter Königin Haikas, Eure Feinde sind zahlreicher, als Ihr Euch vorstellen könnt. Wenn Ihr so viele Eurer Leibwächter fortschickt, werden wir Euch nicht schützen können, falls ...«

»Wenn ich sie nicht fortschicke, werde ich sie mir bald nicht mehr leisten können.« Alte Fehden würden nicht plötzlich vergessen werden, nur weil Torokaha aus dem Hause Atua-Kore verbannt wäre. Im Gegenteil. »Finde meine Schwester.« Sie ballte die Fäuste. »Mein Leben lang habe ich getan, was Atua-Kore von mir verlangt hat. Die Ränke des Rates werden mich nicht dazu bringen, die Göttin zu verraten.«

Und wenn es Mahuikas Tod bedeuten sollte.