Jonathan Franzen in Berlin
Während Jonathan Franzen seine Zeit in München im Jahr 1980 als ambivalente in Erinnerung hat, denkt er gerne zurück an das zwei Jahre später folgende Studienjahr in Berlin im Rahmen eines Fulbright-Stipendiums. Berlin bleibt er in der Folge treu, hier hat er mittlerweile Freunde wie den Schriftsteller Thomas Brussig, verfasst Teile von Freiheit und recherchiert für Unschuld. Warum er nach dem für ihn teilweise schwierigen Jahr in München nach Berlin zurückkehrt, erläutert der Autor im bereits mehrfach zitterten SPIEGEL-Interview: „Tja, ich wollte ein Fulbright-Stipendium. Um in einem durchfinanzierten Jahr mit einem Roman beginnen zu können.“ Auf die Frage, ob die damalige Mauerstadt ihn enttäuscht habe, erwidert der Schriftsteller: „Berlin war okay. Es war die große Zeit der Punk-Ästhetik, von der ich mich angezogen fühlte. Und Berlin war amerikanischen Städten viel ähnlicher als München. München war wie Disneyland, die Häuser in Berlin aber befanden sich in einem schlechten Zustand, es gab diese leeren Flächen, ein bisschen wie im südlichen Chicago. Ich habe mich von der dunklen Seite Chicagos immer angezogen gefühlt … Ich dachte auch, es sei in Ordnung, an einem so sonderbaren Ort wie Berlin so sonderbar zu sein, wie ich es war.“ Des Weiteren erzählt er, dass er in Berlin-Reinickendorf ein Souterrain-Zimmer bezogen und dort unter selbst ausgeübtem Erfolgsdruck täglich zwölf Stunden gearbeitet habe.
Im Interview mit der ZEIT (11.12.2014) gibt Franzen zu, es in Berlin mit seinen künstlerischen Ambitionen übertrieben zu haben: „Für mich war deutsche Kultur immer gleichzusetzen mit „Bedeutung“. Auch wenn ich in meiner Zeit in Berlin eine Überdosis von Bedeutung abbekommen habe – ich wurde ein wenig psychopathisch damals … Ich setzte mich fürchterlich unter Druck. Alles, was ich tat, musste literarisch bedeutsam sein und dem Werk nutzen, jede Bewegung musste Signifikanz haben. Ich lebte zeitweise in einer Wahnwelt der bedeutungsvollen Zeichen.“
Wie es zum Aufenthalt in Berlin kommt, erläutert Franzen in einer Fußnote seiner Übersetzung des Aufsatzes von Karl Kraus, „Nestroy und die Nachwelt – zum 50. Todestage“ im Rahmen von Das Kraus-Projekt: „Ein Jahr zuvor hatte mein Studienberater mir empfohlen, mich um ein Fulbright-Stipendium für einen Studienaufenthalt in Deutschland zu bewerben ... Um sicherzugehen, dass ich in Deutschlands interessanteste Stadt kam, Berlin, schrieb ich in meinem Antrag …, ich wolle in bestimmten Berliner Archiven expressionistische Theaterproduktionen erforschen. Meine Zusage traf am selben Tag ein, als V., in die ich mich gerade verliebte und mit der ich bald schlafen sollte, in derselben Poststelle ihre Absage von Fulbright bekam.“
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Während Jonathan Franzen seine Zeit in München im Jahr 1980 als ambivalente in Erinnerung hat, denkt er gerne zurück an das zwei Jahre später folgende Studienjahr in Berlin im Rahmen eines Fulbright-Stipendiums. Berlin bleibt er in der Folge treu, hier hat er mittlerweile Freunde wie den Schriftsteller Thomas Brussig, verfasst Teile von Freiheit und recherchiert für Unschuld. Warum er nach dem für ihn teilweise schwierigen Jahr in München nach Berlin zurückkehrt, erläutert der Autor im bereits mehrfach zitterten SPIEGEL-Interview: „Tja, ich wollte ein Fulbright-Stipendium. Um in einem durchfinanzierten Jahr mit einem Roman beginnen zu können.“ Auf die Frage, ob die damalige Mauerstadt ihn enttäuscht habe, erwidert der Schriftsteller: „Berlin war okay. Es war die große Zeit der Punk-Ästhetik, von der ich mich angezogen fühlte. Und Berlin war amerikanischen Städten viel ähnlicher als München. München war wie Disneyland, die Häuser in Berlin aber befanden sich in einem schlechten Zustand, es gab diese leeren Flächen, ein bisschen wie im südlichen Chicago. Ich habe mich von der dunklen Seite Chicagos immer angezogen gefühlt … Ich dachte auch, es sei in Ordnung, an einem so sonderbaren Ort wie Berlin so sonderbar zu sein, wie ich es war.“ Des Weiteren erzählt er, dass er in Berlin-Reinickendorf ein Souterrain-Zimmer bezogen und dort unter selbst ausgeübtem Erfolgsdruck täglich zwölf Stunden gearbeitet habe.
Im Interview mit der ZEIT (11.12.2014) gibt Franzen zu, es in Berlin mit seinen künstlerischen Ambitionen übertrieben zu haben: „Für mich war deutsche Kultur immer gleichzusetzen mit „Bedeutung“. Auch wenn ich in meiner Zeit in Berlin eine Überdosis von Bedeutung abbekommen habe – ich wurde ein wenig psychopathisch damals … Ich setzte mich fürchterlich unter Druck. Alles, was ich tat, musste literarisch bedeutsam sein und dem Werk nutzen, jede Bewegung musste Signifikanz haben. Ich lebte zeitweise in einer Wahnwelt der bedeutungsvollen Zeichen.“
Wie es zum Aufenthalt in Berlin kommt, erläutert Franzen in einer Fußnote seiner Übersetzung des Aufsatzes von Karl Kraus, „Nestroy und die Nachwelt – zum 50. Todestage“ im Rahmen von Das Kraus-Projekt: „Ein Jahr zuvor hatte mein Studienberater mir empfohlen, mich um ein Fulbright-Stipendium für einen Studienaufenthalt in Deutschland zu bewerben ... Um sicherzugehen, dass ich in Deutschlands interessanteste Stadt kam, Berlin, schrieb ich in meinem Antrag …, ich wolle in bestimmten Berliner Archiven expressionistische Theaterproduktionen erforschen. Meine Zusage traf am selben Tag ein, als V., in die ich mich gerade verliebte und mit der ich bald schlafen sollte, in derselben Poststelle ihre Absage von Fulbright bekam.“