Pragmatische Teufelspakte

Auch in seine Romane fließen die Themen Umweltschutz und Umweltzerstörung ein. In Schweres Beben geht es um Umweltkriminalität: Ein Chemiekonzern leitet illegal Abwasser unter die Erde ein, was Erdbeben auslöst. Die beiden zentralen Romancharaktere, die dies aufdecken, Renee und Louis, sind auch in sinnbildliche familiäre Erschütterungen verwickelt – typisch für Franzen, der vom Kleinen auf das größere Ganze schließt und umgekehrt. Um Umweltschutz und mehr oder weniger pragmatische Teufelspakte diesbezüglich geht es in Franzens Roman Freiheit. Lothar Müller schreibt diesbezüglich in der Süddeutschen Zeitung vom 8.9.2010 in seinem Beitrag „Mustermann, geh‘ Du voran“ über den Protagonisten von Freiheit: „Walter Berglund, zum Helden einer Satire geschrumpft, wird Geschäftsführer einer Stiftung zur Rettung des Pappelwaldsängers. Er organisiert die Errichtung eines Reservates in West Virginia, in dem zunächst der landschaftszerstörende Kohleabbau durch Gipfelsprengung praktiziert und sodann durch „Renaturierung“ dem Vogel eine dauerhafte Heimat gesichert werden soll.“

Die sich zuspitzende Klimakrise geht einher mit immer mehr folgenden Katastrophen wie Hochwasser, Starkregenereignissen, Waldbränden, Dürre und dem Aussterben seltener Tierarten. Weitere weltweite Krisen, etwa die durch den Krieg Russlands in der Ukraine verursachte Energiekrise, stehen zueinander in direkter Kausalität. Daraus ergeben sich weitere Dilemmata, bezüglich Energieabhängigkeit oder Klimaschutz etwa. Die mehr denn je offensichtliche Dysfunktionalität der Welt und vor allem ihrer „Player“ findet sich im Kleinen der Familie und Privatpersonen sowie im zeitgeschichtlichen größeren Ganzen seit jeher in Franzens Romanen und Essays.

Verfasst von: Thomas Steierer