Familie

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Die Familie bildet den elementaren Rahmen in Jonathan Franzens Romanen Schweres Beben, Die Korrekturen, Freiheit und Crossroads. In Die 27ste Stadt und Unschuld ist die Familienkonstellation wichtig für die Handlung sowie das Innenleben und die Entwicklung der Figuren. Dabei erzählt Franzen keineswegs immer wieder ein und dieselbe Geschichte. 

In Jonathan Franzens erstem Roman Die 27ste Stadt, der im Jahr 1984 spielt, steht die neue Polizeichefin der Stadt St. Louis S. Jammu im Zentrum der Handlung. Zugleich ist die zunächst eher intakte Familie des einflussreichen Bauunternehmers Martin Probst mit Ehefrau Barbara und Tochter Luisa für Jammu und ihre Helfer wie Singh ein wichtiger Faktor beim Masterplan, ihre kommunistische Weltanschauung durch Machtergreifung, Terroranschläge und Manipulation umzusetzen: „Ein sehr hübsches Mädchen. Ein besonderes Paar. Singh vermied den Rückschluss, dass Probsts Machtposition in der Stadt durch seine nette Familie begünstigt wurde, aber offensichtlich war die Familie eine Quelle ungewöhnlicher Kraft.“

Elementare Bedeutung kommt der Familie in Jonathan Franzens zweitem Roman Schweres Beben hinsichtlich der Figuren und Handlung zu. Die Hauptfiguren, der Student Louis Holland, 23, und die Seismologin Renee Seitchek, 30, haben zur Zeit der 1980er-Jahre aus unterschiedlichen Gründen jeweils ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer Familie, durch eine Chemiefirma verursachte Erdbeben lassen sich als sinnbildlich für die Erschütterungen in der Familie verstehen.

Die Korrekturen, Franzens dritter Roman, handelt von der Familie Lambert von den 1960er-Jahren bis kurz nach der Jahrtausendwende, von der schwierigen Ehe der Mutter Enid mit Vater Alfred, der an Parkinson und Demenz erkrankt ist und von den drei erwachsenen Kindern Gary, Chip und Denise. Enid wünscht sich noch ein letztes Weihnachtsfest mit dem erkrankten Vater im Kreise der Familie. Der auf Die Korrekturen folgende Roman Freiheit dreht sich um Patty und Walter Berglund sowie den in einer Ménage-à-trois mit Walter und Patty verbundenen Musiker Richard Katz, außerdem Pattys und Walters zunächst heranwachsende, dann studierende und arbeitende Kindern Joey und Jessica. Die Handlung spielt von Ende der 1970er-Jahre bis zur Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten im Jahr 2008.

In Franzens fünftem Roman Unschuld ist die Familie nicht Ausgangspunkt, sondern Teil der Auflösung am Ende. Die Protagonistin Pip arbeitet zwischenzeitlich für eine Wikileaks ähnliche Internet-Enthüllungsplattform des Julian Assange nachempfundenen Andreas Wolf, der aus einer privilegierten DDR-Familie stammt. Von ihrer Mutter wird Pip lange im Unklaren gehalten, wer ihr abwesender Vater ist: Später stellt sich heraus, dass es sich bei dem Journalisten Tom Aberant, der dritten Hauptfigur des Romans, um Pips Vater handelt.

Verfasst von: Thomas Steierer