Sara

Literatur also nicht (nur) als Schauplatz weiterer ehrgeiziger Ambitionen und Strebsamkeiten, sondern vor allem als Ort bitter-süßen Widerstands! Wo bitter nicht verbittert meint. Der Ort der Kunst als jener neben den biografischen Prägungen und hinter den patriarchalen Klippen, fern der Berge von Ansprüchlichkeiten und Needyness. Insofern ist diese, unsere feministische Utopie eine ähnlich der dolce vita für alle von Ann-Kristin Tlusty: Wir sollten alle zärtlich sein können und uns unterstützen, zugleich um unsere Bedürfnisse wissen, diese kommunizieren können, Grenzen setzen, wo nötig, und immer genügend Zeit haben für Erfüllendes, für Solidarität, für sich allein, für Kunst / Kultur / Bildung, für Beziehungen, für Unterstützungs-bedürftige. So ungefähr. Dafür brauchen wir nicht nur das Woolf’sche „Zimmer für uns allein“ sondern noch mehr Platz – allein und mit unseren Verbündeten!

Mely Kiyak verbrachte über längere Zeit hinweg jährlich ein paar Wochen in einem Benediktinerinnen-Kloster und smasht unsere Vorstellungen der dort lebenden Nonnen: „Sie sind überhaupt nicht so, wie ich dachte … In diesem Kloster wird gelacht, in diesem Kloster wird gelesen, in diesem Kloster wird gefeiert – es wird eben auch gebetet ganz viel. Und es ist überhaupt nicht so, dass das zermürbte, vertrocknete Frauen sind, sondern es ist eine lebendige Atmosphäre … Das Verhältnis der Schwestern zu ihrem Garten ist natürlich ein ganz besonderes … Man spricht immer über diesen Garten, und man läuft durch diesen Garten, und wenn Bohnen geerntet werden und eine Schwester sieht eben, dass dort eine kleine Akelei sich verirrt hat, dann wird die nicht eben rausgerupft und weggeworfen oder so, dann wird sie evakuiert … es ist eine Liebe zum Garten.“

Liegt die Lösung also im Garten? Ähnlich der Eingangsszene von Daniel Schreibers autofiktionalem Essay Allein? Kann unser süßer Widerstand darin bestehen, Gärten zu kultivieren? Wo Ambiguitäten ausgehalten und ausgehandelt werden. „Gemeinsam müssen wir die Ärmel hochkrempeln, zusammen greifen wir einander unter die Arme. So können wir den Garten kultivieren und bunter machen, während der Feminismus stets tiefer Wurzeln schlägt“, schlägt Dr. Michaela Dudley vor. Wo Pilze Verbindungen schaffen, die wir an der Oberfläche nicht sehen. Wo das Anthropozän sich selbst eine Natur erschafft und damit eine Zukunft. Wo sich bittere Orangen und süße Feigen finden. Wo wir nie aufhören werden zu arbeiten, um ein fragiles, immer nur momentan schaffbares Gleichgewicht zu halten.

Verfasst von: Alisha Gamisch und Sara Gómez