Sara
Was in mir ist bitter und was süß? Die Biografie hat mir ihren eigenen Stempel aufgedrückt, süßer Nektar, bitterer Stachel. Meine eigenen Eltern spielen dabei natürlich eine unmittelbare Rolle: Je älter ich werde, desto mehr Verständnis empfinde ich für sie, was sie taten oder unterließen, je älter ich werde, desto mehr Ähnlichkeiten entdecke ich zu ihnen. Diese wachsende Ähnlichkeit zu den eigenen Eltern hat eine süße und eine bittere Komponente. Ein gewachsenes Süß, weil es mit zunehmenden Lebensalter ein immer größeres Moment des Wiedererkennens gibt, wenn ich sie betrachte. Bitter, weil auch eine Generation später die Traumata wirken. Weil Schwierigkeiten, Schmerzhaftes, Beschämendes geerbt wurde.
Bitter-süß.
Der Hallux valgus meines Vaters, die Tränen meiner Mutter.
Der Astigmatismus meines Vaters, die Gesten meiner Mutter (der Zeigefinger meines Großvaters, der sich an sie und mich vererbt hat).
Die Tee-Sucht von beiden.
Ich werde immer mehr wie meine Eltern. Bitter-süß. Die Ängste von ihr, die Wut von ihm. Die gegenderten Gefühle ziehen sich durch mich wie ein Wurmfortsatz, unterteilen auch mich in ihre binäre Logik. Gegensätze wie bitter-süß.
Das Bittere des Tees, das sich mit der Süße des Tropfens Milch mischt.
Die Muttersprache von ihr, die Vatersprache von ihm.
Auch die Binationalität zerfällt ins Bitter-Süße: Süß, weil mir die Mehrsprachigkeit eine zweite (Sprach)-Welt erschließt, weil es immer einen Fluchtpunkt in der Welt gibt, in der ich mich gerade nicht bewege, weil meine beiden Familien völlig andere Geschichten erzählen. Bitter, weil ich das Spanische nie wie eine Muttersprache sprechen werde, weil Fehler und Akzent mich von klein auf beschämt haben, mein Assimilationswille in beiden Welten, der sich nie ganz einlöste und bis heute nicht ganz weggegangen ist.
Dass es mehr als eine Identität, zumal Geschlechtsidentität gibt, wusste ich allerdings bereits, bevor ich darüber bewusst nachdenken konnte: Der Schlüssel – la llave. Die Macht – el poder. Die Fluidität, das Doppelgesichtige, das zwischen zwei Sprachen, das in der Mehrsprachigkeit entsteht.
Bloß bei der Frage sind sie sich einig: La pregunta ~ die Frage bleibt Zweifel bleibt weiblich konnotiert.
Weitere Kapitel:
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Bitter-süß.
Der Hallux valgus meines Vaters, die Tränen meiner Mutter.
Der Astigmatismus meines Vaters, die Gesten meiner Mutter (der Zeigefinger meines Großvaters, der sich an sie und mich vererbt hat).
Die Tee-Sucht von beiden.
Ich werde immer mehr wie meine Eltern. Bitter-süß. Die Ängste von ihr, die Wut von ihm. Die gegenderten Gefühle ziehen sich durch mich wie ein Wurmfortsatz, unterteilen auch mich in ihre binäre Logik. Gegensätze wie bitter-süß.
Das Bittere des Tees, das sich mit der Süße des Tropfens Milch mischt.
Die Muttersprache von ihr, die Vatersprache von ihm.
Auch die Binationalität zerfällt ins Bitter-Süße: Süß, weil mir die Mehrsprachigkeit eine zweite (Sprach)-Welt erschließt, weil es immer einen Fluchtpunkt in der Welt gibt, in der ich mich gerade nicht bewege, weil meine beiden Familien völlig andere Geschichten erzählen. Bitter, weil ich das Spanische nie wie eine Muttersprache sprechen werde, weil Fehler und Akzent mich von klein auf beschämt haben, mein Assimilationswille in beiden Welten, der sich nie ganz einlöste und bis heute nicht ganz weggegangen ist.
Dass es mehr als eine Identität, zumal Geschlechtsidentität gibt, wusste ich allerdings bereits, bevor ich darüber bewusst nachdenken konnte: Der Schlüssel – la llave. Die Macht – el poder. Die Fluidität, das Doppelgesichtige, das zwischen zwei Sprachen, das in der Mehrsprachigkeit entsteht.
Bloß bei der Frage sind sie sich einig: La pregunta ~ die Frage bleibt Zweifel bleibt weiblich konnotiert.