Fünf
Als Omen kommenden Unheils, noch bevor der erste Baum gefällt und die erste Schneise für die Bagger geschlagen wurde, verschwand auf der Anhöhe das Gipfelkreuz, das den Talkessel überragte, denn der Rohdenkopf war die höchste Erhebung um das kompakt in die Hügellandschaft eingebettete Föhrenbach. Im Frühjahr hatte der Bau der Autobahntrasse den Südhang des Berges erreicht. Von morgens bis abends, Tag für Tag, trugen die Tieflader auf Rädern, halb so hoch wie unser Haus, fauchend und dröhnend sein Erdreich ab, um das Riedtal damit aufzufüllen. Sie schufen sich dabei ihre eigenen Hohlwege, Schneisen, Rampen, Trassen und Korridore.
Die Flüchtlingsströme der Bergbewohner, von Fuchs, Hase, Reh, Igel und Wildschwein bis zu Maulwurf und Ameise, hatten sich, vorgewarnt durch das Dröhnen der Luft und das Vibrieren des Erdbodens, in die umliegenden Wälder auf den Nachbarbergen zerstreut. Eine Weile zogen Bussarde und Habichte vermehrt ihre Kreise über dem Desaster, das ihnen unverhoffte Beute in die Fänge trieb.
Der Einschnitt zog sich quer durch den Berg wie durch einen gewaltigen Brotlaib. Ingenieurskunst hatte den Böschungswinkel genau berechnet, in dem der tranchierte Rumpf als abgeplattete Pyramidenseite jetzt über den Norden des Talkessels ragte, ohne in Lehm- und Gesteinslawinen weiter zu erodieren und die entstehende Trasse durch eigenmächtiges Nachbeben zu blockieren.
Mich beschämte die Nacktheit dieser Bergflanke, als hätte ich persönlich ihr diese demütigende Entblößung zugefügt. Mit Verblüffung konstatierte ich, dass es mir schwerfiel, weiterhin den vollständigen Namen des Berges auszusprechen. Für mich war der Rohdenkopf jetzt nur noch RK Zwo, beseitigtes Hindernis im Gitternetz von Transport und Verkehr. Doch dieses robuste Kürzel hinterließ beim Aussprechen im Mund einen säuerlichen Geschmack, so als steige wie Sodbrennen eine untergründige Trauer daraus auf. So ähnlich schmeckte der Dunst, der seit neuestem ungehindert von der Müllkippe des Nachbardorfes in die Föhrenbacher Gemarkung drang.
Frühabends stank die Halde nach Diesel und den dumpfen Ausdünstungen frisch aufgeworfenen Erdreichs. Die Muldenkipper und Caterpillars standen in Viererreihen auf den provisorischen Parkplätzen, die sie selbst in den zumeist lehmigen Boden hineingegraben und planiert hatten. Ohne die gelbe Lackierung hätten sie als Kriegsmaschinen in den amerikanischen Kolonnen mit ins Manöver ausrücken können. Ihre Motoren dröhnten gleich laut, fauchten ähnlich im Leerlauf, brachten den Erdboden so zum Vibrieren.
Jetzt, nach Feierabend, nachdem die Bergflanke abermals um eine Schicht geschwunden und die Auffüllung des Riedtals um eine weitere Erdschicht gewachsen war, saßen Krähen reihenweise auf den Führerhäusern und den Kippmulden und ertasteten mit den Schnäbeln die Oberflächen des gelben Stahls und der schwarzen Reifen, vollkommen lautlos, wie um die nach dem Lärm des Werktags endlich eingekehrte Ruhe nicht zu stören. Vielleicht hatten sie das neue aufgebrachte Schüttgut bereits nach Aas abgesucht und waren beim Verdauen. Ein paar Einzelgänger staksten auf den Dächern der Führerhäuser herum oder erforschten von den Motorhauben durch die Windschutzscheiben deren Inneres.
Die frisch aufgeschütteten Lehm-, Sand- und Geröllberge waren gesäumt von fest verbackenen Erdklumpen, zerfetzten Wurzelstrünken und Gesteinsbrocken, deren Größe zwischen Kiesel und Pflasterstein variierte. Als ich kurz vor Einbruch der Dämmerung erstmals die frisch aufgebrachte Erdfracht kontrollierend abschritt, hatte ich Hammer und Meißel im Rucksack.
Nach irgendwelchen Schimmern um einzelne Wacken hielt ich jetzt, mit der doppelten Menge Muskatnuss im Leib, nicht mehr Ausschau. Dafür gewahrte ich, ohne danach zu suchen, seltsame dunkle, sich langsam bewegende Muster auf dem skalpierten und tranchierten Berg, dessen Eingeweide sich vor mir auftürmten.
Wenn man menschlichen Körpern zu sehr Gewalt antat, dann waren sie imstande, Schatten zu werfen, die ihrerseits gewalttätig wurden. Vielleicht drangen genau solche Schatten jetzt aus dem amputierten Körper von RK Zwo alias Rohdenkopf. Nicht etwa nur als vagabundierende Lichtaussparungen im Sonnenschein, sondern als kompakte Dunkelheiten, vielleicht nicht weniger schneidend als meine imaginären Wurfmesser im Dachzimmer. Doch wem könnte ihr Angriff gelten? – Die wabernden dunklen Muster lösten sich wie zergehende Zirruswolken im sich langsam rötenden Abendhimmel auf und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meiner Suche zu.
Auf die äußere Form der zersprengten Brocken war nicht viel zu geben. Dennoch griff ich vor allem nach den Ei- oder annähernd Kugelförmigen, platzierte sie auf die einigermaßen glatte Fläche eines breiten, ebenen Granitstücks und klopfte vorsichtig an die Tür des versteckten Schatzes. Mit zarten Hammerschlägen tastete ich mich an die empfindlicheren Exemplare heran, bei den Robusteren setzte ich auch den Meißel ein. Meist blieb das Innere dem Äußeren treu: ein und dasselbe glanzlose, nur etwas bröckligere Konglomerat aus den gewöhnlichsten Mineralien unserer Gegend blickte mich an.
Anfangs nahm ich den krächzenden Einspruch einzelner schwarzer Späher über mir noch spielerisch. Ich krächzte einige Male unwirsch zurück und versenkte mich nach einem kurzen Blick in den Himmel wieder in mein tastendes Hämmern, Inspizieren und Aussortieren. Es war ja nicht ihr Gelege, was da unter meinen behutsamen Schlägen zerbröckelte, zerstäubte oder in Trümmer zerfiel.
Über der Halde wurde es still. Irgendwann war es dieses seltsam lastende Schweigen, das mich von neuem die Augen von meiner Arbeit lösen ließ. Vor mir sah ich fünf Krähen, die in einem noch weit gezogenen Halbkreis vor mir über den Boden staksten. Mich eher seitlich als frontal beäugend, kamen sie langsam näher, durch neu dazu kommende Artgenossen stetig verstärkt. Links und rechts von mir streiften andere fast das Erdreich der Aufschüttung in Sturzflügen, aus denen sich ihr Körper erst unmittelbar vor dem Boden wieder in die Höhe riss. Ich ließ von meinem Hämmern ab und ging in die Hocke, Hammer und Meißel in der Hand und vor mir ein kleines Arsenal aufgebrochener und noch intakter Steine. Gleichzeitig wie auf Kommando flatterten die Krähen vor mir auf und bildeten eine flatternde, lärmende Wand, die mich von drei Seiten einzuschließen drohte. Als Verteidigungsgeste und um mir tatsächlich Luft zu verschaffen, ließ ich meinen Rucksack an den Riemen kreisen, nach allen Seiten und über den Kopf.
Meine Abwehrreaktion brachte den Schwarm zum Zurückweichen, doch nicht etwa dazu, sich zu zerstreuen. Etwas an meinem Tun oder meiner Person schien die Vögel weiterhin heftig zu provozieren. Lärm und Aufruhr um mich steigerten sich noch einmal, so als sei ich im Begriff, eines ihrer Nester auszurauben. Als die ersten Flügelschläge den Anorak streiften, griff ich zu den Steinen, wich aber gleichzeitig zurück. Ein Vogel folgte meiner ständigen Ausweichbewegung und setzte von vorn zum Angriff an. Jetzt schleuderte ich den Stein, den meine Hand umklammert hielt.
Der Schwarm um mich war zerstoben, verschwunden wie ein Spuk im Morgengrauen. Einen Augenblick lang herrschte gespenstische Stille. Als das Vogelgeschrei wieder einsetzte, hatte es ein anderes Timbre, aus dem die Aggression verschwunden schien. Die wenigen Krähen, die sich allmählich dem Schauplatz wieder näherten, hielten deutlichen Abstand.
Ich hatte die anfliegende Krähe am Kopf getroffen, offensichtlich direkt im rechten Auge. Zumindest quoll eine schleimige Masse daraus hervor. Im Sturz hatte sie sich auch die Beine verletzt. Das hilflos am Boden liegende Tier blieb lange stumm, bis ein Fiepen wie das eines Überdruckventils aus seinem Schnabel drang. Wohin blickte das noch schauende Auge unter der schwarzen Haube des stirnlosen Schädels?
Ich hob die schwere Platte, die mein Arbeitsfeld gewesen war, vom Boden auf. Ich drehte sie um, mit der ebenen Oberseite nach unten. Ich wollte die Schmerzen des Tieres beenden und wusste dafür keine bessere Lösung. Seine Flügel vibrierten heftiger, als würde es meine Absicht ahnen. Meine Füße rahmten es ein, als ich den Stein fallen ließ. Das letzte Fiepen hörte auf. Alles war still. Ich schaute nicht nach unten.
Ich suchte nach kieselgroßen Steinen und legte sie in einem Kreis auf die Platte über dem zerschmetterten Vogel. Unter den größten klemmte ich eine der schwarzen Federn, die verstreut im Gras herumlagen, Die Glimmereinsprengsel funkelten auf dem dunklen Gneis in die Dämmerung. Die Halde war am Wachsen, Tag für Tag, und neue Erdmassen würden das kleine Monument bald tief unter sich begraben.
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Als Omen kommenden Unheils, noch bevor der erste Baum gefällt und die erste Schneise für die Bagger geschlagen wurde, verschwand auf der Anhöhe das Gipfelkreuz, das den Talkessel überragte, denn der Rohdenkopf war die höchste Erhebung um das kompakt in die Hügellandschaft eingebettete Föhrenbach. Im Frühjahr hatte der Bau der Autobahntrasse den Südhang des Berges erreicht. Von morgens bis abends, Tag für Tag, trugen die Tieflader auf Rädern, halb so hoch wie unser Haus, fauchend und dröhnend sein Erdreich ab, um das Riedtal damit aufzufüllen. Sie schufen sich dabei ihre eigenen Hohlwege, Schneisen, Rampen, Trassen und Korridore.
Die Flüchtlingsströme der Bergbewohner, von Fuchs, Hase, Reh, Igel und Wildschwein bis zu Maulwurf und Ameise, hatten sich, vorgewarnt durch das Dröhnen der Luft und das Vibrieren des Erdbodens, in die umliegenden Wälder auf den Nachbarbergen zerstreut. Eine Weile zogen Bussarde und Habichte vermehrt ihre Kreise über dem Desaster, das ihnen unverhoffte Beute in die Fänge trieb.
Der Einschnitt zog sich quer durch den Berg wie durch einen gewaltigen Brotlaib. Ingenieurskunst hatte den Böschungswinkel genau berechnet, in dem der tranchierte Rumpf als abgeplattete Pyramidenseite jetzt über den Norden des Talkessels ragte, ohne in Lehm- und Gesteinslawinen weiter zu erodieren und die entstehende Trasse durch eigenmächtiges Nachbeben zu blockieren.
Mich beschämte die Nacktheit dieser Bergflanke, als hätte ich persönlich ihr diese demütigende Entblößung zugefügt. Mit Verblüffung konstatierte ich, dass es mir schwerfiel, weiterhin den vollständigen Namen des Berges auszusprechen. Für mich war der Rohdenkopf jetzt nur noch RK Zwo, beseitigtes Hindernis im Gitternetz von Transport und Verkehr. Doch dieses robuste Kürzel hinterließ beim Aussprechen im Mund einen säuerlichen Geschmack, so als steige wie Sodbrennen eine untergründige Trauer daraus auf. So ähnlich schmeckte der Dunst, der seit neuestem ungehindert von der Müllkippe des Nachbardorfes in die Föhrenbacher Gemarkung drang.
Frühabends stank die Halde nach Diesel und den dumpfen Ausdünstungen frisch aufgeworfenen Erdreichs. Die Muldenkipper und Caterpillars standen in Viererreihen auf den provisorischen Parkplätzen, die sie selbst in den zumeist lehmigen Boden hineingegraben und planiert hatten. Ohne die gelbe Lackierung hätten sie als Kriegsmaschinen in den amerikanischen Kolonnen mit ins Manöver ausrücken können. Ihre Motoren dröhnten gleich laut, fauchten ähnlich im Leerlauf, brachten den Erdboden so zum Vibrieren.
Jetzt, nach Feierabend, nachdem die Bergflanke abermals um eine Schicht geschwunden und die Auffüllung des Riedtals um eine weitere Erdschicht gewachsen war, saßen Krähen reihenweise auf den Führerhäusern und den Kippmulden und ertasteten mit den Schnäbeln die Oberflächen des gelben Stahls und der schwarzen Reifen, vollkommen lautlos, wie um die nach dem Lärm des Werktags endlich eingekehrte Ruhe nicht zu stören. Vielleicht hatten sie das neue aufgebrachte Schüttgut bereits nach Aas abgesucht und waren beim Verdauen. Ein paar Einzelgänger staksten auf den Dächern der Führerhäuser herum oder erforschten von den Motorhauben durch die Windschutzscheiben deren Inneres.
Die frisch aufgeschütteten Lehm-, Sand- und Geröllberge waren gesäumt von fest verbackenen Erdklumpen, zerfetzten Wurzelstrünken und Gesteinsbrocken, deren Größe zwischen Kiesel und Pflasterstein variierte. Als ich kurz vor Einbruch der Dämmerung erstmals die frisch aufgebrachte Erdfracht kontrollierend abschritt, hatte ich Hammer und Meißel im Rucksack.
Nach irgendwelchen Schimmern um einzelne Wacken hielt ich jetzt, mit der doppelten Menge Muskatnuss im Leib, nicht mehr Ausschau. Dafür gewahrte ich, ohne danach zu suchen, seltsame dunkle, sich langsam bewegende Muster auf dem skalpierten und tranchierten Berg, dessen Eingeweide sich vor mir auftürmten.
Wenn man menschlichen Körpern zu sehr Gewalt antat, dann waren sie imstande, Schatten zu werfen, die ihrerseits gewalttätig wurden. Vielleicht drangen genau solche Schatten jetzt aus dem amputierten Körper von RK Zwo alias Rohdenkopf. Nicht etwa nur als vagabundierende Lichtaussparungen im Sonnenschein, sondern als kompakte Dunkelheiten, vielleicht nicht weniger schneidend als meine imaginären Wurfmesser im Dachzimmer. Doch wem könnte ihr Angriff gelten? – Die wabernden dunklen Muster lösten sich wie zergehende Zirruswolken im sich langsam rötenden Abendhimmel auf und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meiner Suche zu.
Auf die äußere Form der zersprengten Brocken war nicht viel zu geben. Dennoch griff ich vor allem nach den Ei- oder annähernd Kugelförmigen, platzierte sie auf die einigermaßen glatte Fläche eines breiten, ebenen Granitstücks und klopfte vorsichtig an die Tür des versteckten Schatzes. Mit zarten Hammerschlägen tastete ich mich an die empfindlicheren Exemplare heran, bei den Robusteren setzte ich auch den Meißel ein. Meist blieb das Innere dem Äußeren treu: ein und dasselbe glanzlose, nur etwas bröckligere Konglomerat aus den gewöhnlichsten Mineralien unserer Gegend blickte mich an.
Anfangs nahm ich den krächzenden Einspruch einzelner schwarzer Späher über mir noch spielerisch. Ich krächzte einige Male unwirsch zurück und versenkte mich nach einem kurzen Blick in den Himmel wieder in mein tastendes Hämmern, Inspizieren und Aussortieren. Es war ja nicht ihr Gelege, was da unter meinen behutsamen Schlägen zerbröckelte, zerstäubte oder in Trümmer zerfiel.
Über der Halde wurde es still. Irgendwann war es dieses seltsam lastende Schweigen, das mich von neuem die Augen von meiner Arbeit lösen ließ. Vor mir sah ich fünf Krähen, die in einem noch weit gezogenen Halbkreis vor mir über den Boden staksten. Mich eher seitlich als frontal beäugend, kamen sie langsam näher, durch neu dazu kommende Artgenossen stetig verstärkt. Links und rechts von mir streiften andere fast das Erdreich der Aufschüttung in Sturzflügen, aus denen sich ihr Körper erst unmittelbar vor dem Boden wieder in die Höhe riss. Ich ließ von meinem Hämmern ab und ging in die Hocke, Hammer und Meißel in der Hand und vor mir ein kleines Arsenal aufgebrochener und noch intakter Steine. Gleichzeitig wie auf Kommando flatterten die Krähen vor mir auf und bildeten eine flatternde, lärmende Wand, die mich von drei Seiten einzuschließen drohte. Als Verteidigungsgeste und um mir tatsächlich Luft zu verschaffen, ließ ich meinen Rucksack an den Riemen kreisen, nach allen Seiten und über den Kopf.
Meine Abwehrreaktion brachte den Schwarm zum Zurückweichen, doch nicht etwa dazu, sich zu zerstreuen. Etwas an meinem Tun oder meiner Person schien die Vögel weiterhin heftig zu provozieren. Lärm und Aufruhr um mich steigerten sich noch einmal, so als sei ich im Begriff, eines ihrer Nester auszurauben. Als die ersten Flügelschläge den Anorak streiften, griff ich zu den Steinen, wich aber gleichzeitig zurück. Ein Vogel folgte meiner ständigen Ausweichbewegung und setzte von vorn zum Angriff an. Jetzt schleuderte ich den Stein, den meine Hand umklammert hielt.
Der Schwarm um mich war zerstoben, verschwunden wie ein Spuk im Morgengrauen. Einen Augenblick lang herrschte gespenstische Stille. Als das Vogelgeschrei wieder einsetzte, hatte es ein anderes Timbre, aus dem die Aggression verschwunden schien. Die wenigen Krähen, die sich allmählich dem Schauplatz wieder näherten, hielten deutlichen Abstand.
Ich hatte die anfliegende Krähe am Kopf getroffen, offensichtlich direkt im rechten Auge. Zumindest quoll eine schleimige Masse daraus hervor. Im Sturz hatte sie sich auch die Beine verletzt. Das hilflos am Boden liegende Tier blieb lange stumm, bis ein Fiepen wie das eines Überdruckventils aus seinem Schnabel drang. Wohin blickte das noch schauende Auge unter der schwarzen Haube des stirnlosen Schädels?
Ich hob die schwere Platte, die mein Arbeitsfeld gewesen war, vom Boden auf. Ich drehte sie um, mit der ebenen Oberseite nach unten. Ich wollte die Schmerzen des Tieres beenden und wusste dafür keine bessere Lösung. Seine Flügel vibrierten heftiger, als würde es meine Absicht ahnen. Meine Füße rahmten es ein, als ich den Stein fallen ließ. Das letzte Fiepen hörte auf. Alles war still. Ich schaute nicht nach unten.
Ich suchte nach kieselgroßen Steinen und legte sie in einem Kreis auf die Platte über dem zerschmetterten Vogel. Unter den größten klemmte ich eine der schwarzen Federn, die verstreut im Gras herumlagen, Die Glimmereinsprengsel funkelten auf dem dunklen Gneis in die Dämmerung. Die Halde war am Wachsen, Tag für Tag, und neue Erdmassen würden das kleine Monument bald tief unter sich begraben.