Landleben

In Quits gibt Tautphoeus einen ausführlichen Einblick in das Leben der lokalen Bevölkerung. Im Gegensatz zum Rest ihrer Familie spricht Nora Deutsch und zeigt ein großes Interesse daran, mehr über die Einheimischen zu erfahren; durch sie werden ein Großteil der Beschreibungen gefiltert. Ein großer Strang der Handlung beschäftigt sich mit den Liebesbeziehungen der jungen Leute im Dorf: Die Förstertochter Rosel Hartmann möchte den Bauernsohn Seppel heiraten; ihre Väter haben aber Schwierigkeiten, die finanziellen Angelegenheiten, die mit der Hochzeit einhergehen, zu klären. Seppels Vater, der den Grund von seinen Eltern übernommen hat, beschreibt beispielsweise, welche Abgaben er laut einem Vertrag seinen Eltern jährlich machen musste:

1 Scheffel Waizen, 2 Scheffel Speltz, 1 Maaß Gerste, 18 Pfund Butter, 100 Eier, 25 Pfund Fleisch, 6 Pfund Leinöl, 12 Pfund Flachs, ein Viertel von den Früchten im Obstgarten, Kraut, Erdbirnen und Rüben nach dem Bedarf, ein Maaß Milch jeden Tag, Brennholz und die nöthigen Ausbesserungen an dem Auszugshaus; ein Paar Schuhe und ein Paar Pantoffeln jährlich und alle Jahre zwanzig Gulden, vierteljährlich zahlbar.

(Quitt, Bd. II, S. 227f.)  

Dazu kommt, dass der älteste Sohn des Försters von einem Wildschützen erschossen worden ist und Seppel ebenfalls wildert. Nora hilft dem jungen Paar in beiden Hinsichten aus: Sie verspricht Rosel 1.000 Gulden, wenn dafür sie und ihre Nachkommen das Grab von Arthur pflegen. Später werden John und Seppel von Rosels Bruder Franz und Charles beim Wildern erwischt und die Angelegenheit kommt vor Gericht. Nora muss als Zeugin aussagen, wobei das Gerichtshaus und das Vorgehen darin ausführlich beschrieben werden; sie lügt, um ihren Cousin und Seppel nicht zu gefährden. Franz wiederum ist in die Müllerstochter Madeleine verliebt, die aber dem Gehilfen Seppel aus Tirol versprochen ist, da er dem Müller geholfen hat, Versicherungsbetrug zu begehen (auf die Häufigkeit des Namens ‚Joseph‘ wird im Roman selbst eingegangen). Auch Figuren, die für die Handlung weniger relevant sind, werden ausführlich beschrieben, um das Dorf realistischer erscheinen zu lassen, wie z.B. Madame Cramer. Sie betreibt einen Laden, in dem sie

Pfeifen, plumpe Messer, Schreibmaterialien, Bindfaden und Garn von den auffallendsten Farben, Tabak, Zwirn, Kasten ohne Deckel voll riesenhafter messingener und stählerner Fingerhüte, quarrirte Lederbälle, seidene Tücher und Proben von Kaffee, Zucker und Lackritzen

(Quitt, Bd. III, S. 2)

verkauft. Madame Cramer erklärt Nora auch das Preissystem in ihrem Laden:  

„Wenn ich es mit Ihnen zu thun habe, werde ich nicht zweierlei Preise brauchen, aber die Bauern sind so daran gewöhnt, zu feilschen und zu handeln, daß sie sich für betrogen halten würden, wenn ich nicht etwas von meiner Forderung nachließ, und ich verlange daher immer einen oder zwei Kreutzer mehr, wie ich nachher nehme, und dann gehen sie mit sich selbst und mit mir zufrieden fort.“

(Quitt, Bd. III, S. 5)

Aber auch künstlerischen Berufen wird Raum gelassen. Florian, der Sohn von Madame Cramer, ist Künstler und hat in München studiert, ähnlich wie der Sohn des Polizisten in Margaret von Ehrenberg, the Artist-Wife es plant. Florian muss aber aufgrund der hohen Konkurrenz nach Almenau zurückkehren und arbeitet als Dorfmaler: So restauriert er beispielsweise Objekte in der Kirche oder macht Kreuze für Gräber.

Vervollständigt wird das Bild durch Einblicke in das Leben der Dorfbewohner*innen außerhalb ihrer Arbeitstätigkeit. Jeden Morgen steht ein Kirchenbesuch an und am Sonntag wird das als Anlass genutzt, soziale Kontakte zu pflegen; unterhalb der Woche aber geht es danach zur Arbeit weiter. Auch das Leben der Kinder wird kurz angeschnitten. Nora beobachtet zwei Kinder, die von der Schule heimkehren: Nanerl und Hans, die zusammen ‚Wildschütz‘ spielen. Auf Nachfrage von Nora macht Nanerl aber klar, dass sie beim Spielen keine Sennerin, sondern ebenfalls Wildschütz ist.

Verfasst von: Johanna Hadyk