Albrecht Joseph in Egern
In seinen Essays über Carl Zuckmayer und Bruno Frank erinnert sich Albrecht Joseph auch an die Aufführung eines Dramas von Richard Billinger. Sein 1932 entstandenes und für die Ganghofer-Thoma-Bühne – „eine anspruchsvolle und fähige Dialektgruppe“ – geschriebenes Bauernstück Das Verlöbnis hat eines Tages in Egern Premiere. Albrecht Joseph ist der Regisseur:
Zuckmayer war von Henndorf herübergekommen, um sich das Stück anzusehen. Er schloss sich den Franks und mir zum Schwimmen und Mittagessen an. Nach dem Essen beschlossen wir, nicht zu unserem Haus zurückzukehren, sondern hier zu bleiben, in der Sonne zu liegen und zu dösen oder noch einmal zu schwimmen, falls wir Lust dazu bekämen. Dann wollten wir mit den Franks Kaffee trinken und später von hier zum Theater gehen. [...]
Als der Vorhang aufgehen sollte, hatte sich ein recht illustres Publikum im Saale eingefunden. Natürlich waren die Intellektuellen und Prominenten, die am See wohnten, gekommen, dazu eine Anzahl Schriftsteller, Kritiker und Journalisten aus München. Jeder schien ähnlich wie ich zu fühlen, dass dies ein außerordentlich schöner Tag sei, und eine solche Stimmung konnte der Aufnahme des Stücks nur förderlich sein. Die Aufführung lief gut. In Anbetracht der Bedeutung des Ereignisses hatte der Gastwirt eingewilligt, dass Bier und Speisen nur in der Pause ausgeschenkt wurden, normalerweise bewegten sich die stämmigen Kellnerinnen in ihren Dirndlkleidern durchs Publikum, während das Stück lief, und stellten die Maßkrüge und Teller mit Kalbsbraten und Kartoffelsalat auf die großen runden Tische, an denen die Zuschauer saßen. Rücksicht auf die Stimmung, welche die Schauspieler auf der Bühne zu beschwören versuchten, wurde dabei nicht genommen. [...] (Zit. aus: Albrecht Joseph: Portraits I. Carl Zuckmayer – Bruno Frank. Aachen 1993, S. 260-271. © Weidle Verlag, Bonn 1993)
Sekundärliteratur:
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 227, S. 253f.
Weitere Kapitel:
In seinen Essays über Carl Zuckmayer und Bruno Frank erinnert sich Albrecht Joseph auch an die Aufführung eines Dramas von Richard Billinger. Sein 1932 entstandenes und für die Ganghofer-Thoma-Bühne – „eine anspruchsvolle und fähige Dialektgruppe“ – geschriebenes Bauernstück Das Verlöbnis hat eines Tages in Egern Premiere. Albrecht Joseph ist der Regisseur:
Zuckmayer war von Henndorf herübergekommen, um sich das Stück anzusehen. Er schloss sich den Franks und mir zum Schwimmen und Mittagessen an. Nach dem Essen beschlossen wir, nicht zu unserem Haus zurückzukehren, sondern hier zu bleiben, in der Sonne zu liegen und zu dösen oder noch einmal zu schwimmen, falls wir Lust dazu bekämen. Dann wollten wir mit den Franks Kaffee trinken und später von hier zum Theater gehen. [...]
Als der Vorhang aufgehen sollte, hatte sich ein recht illustres Publikum im Saale eingefunden. Natürlich waren die Intellektuellen und Prominenten, die am See wohnten, gekommen, dazu eine Anzahl Schriftsteller, Kritiker und Journalisten aus München. Jeder schien ähnlich wie ich zu fühlen, dass dies ein außerordentlich schöner Tag sei, und eine solche Stimmung konnte der Aufnahme des Stücks nur förderlich sein. Die Aufführung lief gut. In Anbetracht der Bedeutung des Ereignisses hatte der Gastwirt eingewilligt, dass Bier und Speisen nur in der Pause ausgeschenkt wurden, normalerweise bewegten sich die stämmigen Kellnerinnen in ihren Dirndlkleidern durchs Publikum, während das Stück lief, und stellten die Maßkrüge und Teller mit Kalbsbraten und Kartoffelsalat auf die großen runden Tische, an denen die Zuschauer saßen. Rücksicht auf die Stimmung, welche die Schauspieler auf der Bühne zu beschwören versuchten, wurde dabei nicht genommen. [...] (Zit. aus: Albrecht Joseph: Portraits I. Carl Zuckmayer – Bruno Frank. Aachen 1993, S. 260-271. © Weidle Verlag, Bonn 1993)
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 227, S. 253f.