Die Essex
Wie die Titanic nach der Kollision mit einem Eisberg sank 1820 die Essex nach der Kollision mit einem Wal.
Owen Chase, Überlebender des Unglücks, schrieb ein Buch darüber: Owen Chase's Narrative of the Most Extraordinary and Distressing Shipwreck of the Whale-Ship Essex, of Nantucket; Which Was Attacked and Finally Destroyed by a Large Spermaceti-Whale (New York, 1821). Er beobachtete, „wie ein sehr großer Pottwal“ an die Wasseroberfläche kam, „still dalag, blies, verschwand, dann wieder aufstieg und direkt auf das Schiff zu schwamm: Sein Erscheinen und seine Stellung alarmierten uns zunächst nicht; aber während ich dastand, seinen Bewegungen zusah und, er war nicht mehr als eine Schiffslänge entfernt, beobachtete, wie er mit großer Schnelligkeit auf uns zustürzte, gab ich dem Jungen am Ruder unwillkürlich Befehl, es herumzureißen, um auszuscheren und das Tier zu schonen. Ich hatte kaum zu Ende gesprochen, als er mit voller Geschwindigkeit ankam und das Schiff mit dem Kopf traf, direkt vor den Vorschiffsketten; er gab uns einen so entsetzlichen und gewaltigen Ruck, dass wir fast alle auf die Nase fielen. Das Schiff hob sich so plötzlich und heftig, als ob es auf einen Felsen gelaufen wäre, und es zitterte einige Sekunden lang wie Laub.“
Chase kam zu dem Schluss, dass der Wal ein Loch in das Schiff gebohrt hatte, und ließ die Pumpen in Gang setzen. Selbst in dieser Notlage konnte er seine Augen nicht von dem Wal abwenden: „Er war umhüllt vom Schaum des Meeres, den sein fortgesetztes heftiges Stampfen im Wasser erzeugte, und ich konnte deutlich sehen, wie er seine Kiefer zusammenschlug, als wäre er voll Wut und Zorn. Er verharrte kurze Zeit und schwamm dann mit großer Geschwindigkeit über den Bug des Schiffes hinweg nach Luv davon.“
Als Chase gerade das Schiff verlassen wollte, rief ein Mann: „Da ist er – er kommt wieder auf uns zu.“ – „Ich drehte mich um und sah ihn etwa hundert Ruten [gut 500 Meter] direkt vor uns, scheinbar mit verdoppelter Geschwindigkeit auf uns zukommen, und mir erschien er in diesem Moment zehnfach wütig und rachedurstig. Der Gischt stob in alle Richtungen um ihn herum, und sein Kurs auf uns war von einem weißen, eine Rute breiten Streifen Schaum bezeichnet, den er mit seinem fortwährend heftig schlagenden Schwanz erzeugte; sein Kopf ragte etwa zur Hälfte aus dem Wasser, und auf diese Weise kam er zum Schiff und traf es erneut.“ Über „tausend Meilen vom nächsten Land entfernt und ausgestattet mit nichts als einem leichten, offenen Rettungsboot“ schickte Chase den Stewart los, um die Quadranten zu retten, bevor die Kajüte geflutet würde, und Chase selbst schnappte sich die beiden Kompasse aus dem Kompasshäuschen, bevor er und neunzehn Männer mit ihm das Schiff verließen. Die beiden anderen Boote kamen zu Wasser, wobei das Boot von Kapitän Pollard durch den unvergesslichen Schrei des Bootsführers aufgeschreckt wurde: „Oh, mein Gott, wo ist das Schiff?“ Pollards Worte an den Ersten Offizier waren: „Mein Gott, Mr. Chase, was ist los?“ Chases Antwort lautete: „Wir wurden von einem Wal gerammt.“
Dieses Buch drückte 1841 ein Sohn von Chase einem Matrosen auf dem Walfänger Acushnet in die Hand: Herman Melville. Noch mal zehn Jahre später hatte Melville den Fang verdaut und einen fetten, über das unerhörte Ereignis weit hinausweisenden Roman geschrieben.
Weitere Kapitel:
Wie die Titanic nach der Kollision mit einem Eisberg sank 1820 die Essex nach der Kollision mit einem Wal.
Owen Chase, Überlebender des Unglücks, schrieb ein Buch darüber: Owen Chase's Narrative of the Most Extraordinary and Distressing Shipwreck of the Whale-Ship Essex, of Nantucket; Which Was Attacked and Finally Destroyed by a Large Spermaceti-Whale (New York, 1821). Er beobachtete, „wie ein sehr großer Pottwal“ an die Wasseroberfläche kam, „still dalag, blies, verschwand, dann wieder aufstieg und direkt auf das Schiff zu schwamm: Sein Erscheinen und seine Stellung alarmierten uns zunächst nicht; aber während ich dastand, seinen Bewegungen zusah und, er war nicht mehr als eine Schiffslänge entfernt, beobachtete, wie er mit großer Schnelligkeit auf uns zustürzte, gab ich dem Jungen am Ruder unwillkürlich Befehl, es herumzureißen, um auszuscheren und das Tier zu schonen. Ich hatte kaum zu Ende gesprochen, als er mit voller Geschwindigkeit ankam und das Schiff mit dem Kopf traf, direkt vor den Vorschiffsketten; er gab uns einen so entsetzlichen und gewaltigen Ruck, dass wir fast alle auf die Nase fielen. Das Schiff hob sich so plötzlich und heftig, als ob es auf einen Felsen gelaufen wäre, und es zitterte einige Sekunden lang wie Laub.“
Chase kam zu dem Schluss, dass der Wal ein Loch in das Schiff gebohrt hatte, und ließ die Pumpen in Gang setzen. Selbst in dieser Notlage konnte er seine Augen nicht von dem Wal abwenden: „Er war umhüllt vom Schaum des Meeres, den sein fortgesetztes heftiges Stampfen im Wasser erzeugte, und ich konnte deutlich sehen, wie er seine Kiefer zusammenschlug, als wäre er voll Wut und Zorn. Er verharrte kurze Zeit und schwamm dann mit großer Geschwindigkeit über den Bug des Schiffes hinweg nach Luv davon.“
Als Chase gerade das Schiff verlassen wollte, rief ein Mann: „Da ist er – er kommt wieder auf uns zu.“ – „Ich drehte mich um und sah ihn etwa hundert Ruten [gut 500 Meter] direkt vor uns, scheinbar mit verdoppelter Geschwindigkeit auf uns zukommen, und mir erschien er in diesem Moment zehnfach wütig und rachedurstig. Der Gischt stob in alle Richtungen um ihn herum, und sein Kurs auf uns war von einem weißen, eine Rute breiten Streifen Schaum bezeichnet, den er mit seinem fortwährend heftig schlagenden Schwanz erzeugte; sein Kopf ragte etwa zur Hälfte aus dem Wasser, und auf diese Weise kam er zum Schiff und traf es erneut.“ Über „tausend Meilen vom nächsten Land entfernt und ausgestattet mit nichts als einem leichten, offenen Rettungsboot“ schickte Chase den Stewart los, um die Quadranten zu retten, bevor die Kajüte geflutet würde, und Chase selbst schnappte sich die beiden Kompasse aus dem Kompasshäuschen, bevor er und neunzehn Männer mit ihm das Schiff verließen. Die beiden anderen Boote kamen zu Wasser, wobei das Boot von Kapitän Pollard durch den unvergesslichen Schrei des Bootsführers aufgeschreckt wurde: „Oh, mein Gott, wo ist das Schiff?“ Pollards Worte an den Ersten Offizier waren: „Mein Gott, Mr. Chase, was ist los?“ Chases Antwort lautete: „Wir wurden von einem Wal gerammt.“
Dieses Buch drückte 1841 ein Sohn von Chase einem Matrosen auf dem Walfänger Acushnet in die Hand: Herman Melville. Noch mal zehn Jahre später hatte Melville den Fang verdaut und einen fetten, über das unerhörte Ereignis weit hinausweisenden Roman geschrieben.