Die Einsamkeit des Schriftstellers

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Foto: Ursula Hasenkopf

Als eine „enorm einsame Tätigkeit“ bezeichnet Gert Hofmann das Schreiben und erklärt:

Man ahnt das gar nicht, wenn man anfängt zu schreiben. Man kann natürlich ein geselliges Leben führen, aber die Arbeit selber zwingt einen eigentlich zum Alleinsein. Man sitzt am Schreibtisch, man kann nicht ständig etwas von dem vorlesen, was man geschrieben hat. Man sitzt eigentlich da und liest es selber durch, und das Schreiben erfordert sehr viel Zeit. Ich sehe jedenfalls sehr wenig Leute, und es ist ein ganz besonderer Tag, wenn mal jemand zu mir kommt. Sonst bin ich eigentlich mit meinen Papieren und mit meiner Feder ziemlich allein.

Schreiben Sie nach festem Plan, haben Sie ein festes Arbeitspensum pro Tag?

Das nicht. In einem Satz gesagt: Ich schreibe so viel, wie nur möglich. Solange ich den Eindruck habe, dass ich noch etwas aufs Papier bringen kann an diesem bestimmten Tag, so werde ich die Zeit nutzen und werde das niederschreiben.

Man kennt das Beispiel von Thomas Mann, der einen ganz bestimmten Arbeitsplan hatte und der sich immer nach dem Frühstück gleich an den Tisch begab und die Sachen niederschrieb, aber so kann ich es nicht. Manchmal wache ich eben früh um vier auf, und dann setze ich mich eben früh um vier hin und schreibe, solange es geht, bis ich total müde bin und nichts mehr schreiben kann. Dann ruhe ich mich aus und gehe spazieren oder mache sonstwas, aber den Rhythmus bestimme nicht ich, sondern der Rhythmus wird mir gewissermaßen aufgezwungen vom Ablauf des Erzählens der Geschichte, die ich gerade in der Mache habe.

Also irgendwann hat die Geschichte eine Eigendynamik und fordert etwas von Ihnen?

Ja, das kann man sehr gut so sagen. Die Geschichte erzählt sich in großen Teilen selbst, das stimmt, und sie will auch zu bestimmten Zeitpunkten erzählt sein und nicht zu anderen. Einen Schriftsteller, der einen gewissen Tagesablauf hat und auf die Uhr schaut und sagt, so, jetzt erzählen wir mal weiter oder, so, jetzt haben wir genug erzählt, jetzt hören wir auf, kann ich mir gar nicht vorstellen. Bei mir ist das Schreiben eine ziemlich stark zwanghafte Tätigkeit. Ich werde, glaube ich, ziemlich kontrolliert von dieser Tätigkeit. Leider bin ich nicht in der Lage, die Tätigkeit zu kontrollieren.

Verfasst von: Gunna Wendt