Oscar A. H. Schmitz im Höllental
Der einst angesehene Gesellschaftsschriftsteller Oscar A. H. Schmitz ist heute weitgehend vergessen. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entfaltet Schmitz eine ungeheure Produktivität: Er veröffentlicht Gedichte, phantastische Erzählungen und Novellen, verfasst eine Biografie über Benjamin Disraeli, schreibt Reiseberichte, einen Roman über die Münchner Bohème und Essays über Manieren und Mode, Lebens- und Liebeskunst. Gleichwohl entfaltet sich Schmitz nicht primär in seinen literarischen Werken, sondern im Beziehungsgefüge des sozialen Lebens, im Umgang mit interessanten oder bedeutenden Persönlichkeiten. Über Karl Wolfskehl lernt er 1897 in Paris den Dichter Stefan George kennen, in dessen Blättern für die Kunst Schmitz seine ersten Gedichte veröffentlicht; in München begegnet er der Schriftstellerin Franziska zu Reventlow sowie dem Kosmiker Ludwig Klages. Thomas Mann nennt ihn einen „hervorragend gescheiten Schriftsteller“. In seinen Tagebüchern hält Schmitz am 11. Juli 1901 auch eine Gebirgstour im Höllental fest:
Von der Gebirgstour zurück. Der Übergang vom Höllental über die Riffel nach Eibsee für mich lebensgefährlich, weil ich an Schwindel litt, während Nina vortrefflich kletterte. Dagegen hält sie schlecht Anstrengungen aus, die ich wieder sehr gut ertrage. Wir schliefen nachts beide kaum vor Aufregung über die ausgestandene Gefahr. Kleine Streitigkeiten, die aus momentaner Mißlaune entstehen, verschwinden so schnell, als sie kommen. Sie scheint bemüht, keine Verstimmungen mehr Herr werden zu lassen. Die nun noch zu erledigenden häuslichen Angelegenheiten belasten sie sehr, da wir in spätestens 14 Tagen unsere Sommerreise antreten wollen. (Zit. aus: Oscar A. H. Schmitz: Das wilde Leben der Boheme. Tagebücher, Bd. 1, 1896-1906. Hg. von Wolfgang Martynkewicz. Berlin 2006, S. 169.)
Sekundärliteratur:
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 143.
Weitere Kapitel:
Der einst angesehene Gesellschaftsschriftsteller Oscar A. H. Schmitz ist heute weitgehend vergessen. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entfaltet Schmitz eine ungeheure Produktivität: Er veröffentlicht Gedichte, phantastische Erzählungen und Novellen, verfasst eine Biografie über Benjamin Disraeli, schreibt Reiseberichte, einen Roman über die Münchner Bohème und Essays über Manieren und Mode, Lebens- und Liebeskunst. Gleichwohl entfaltet sich Schmitz nicht primär in seinen literarischen Werken, sondern im Beziehungsgefüge des sozialen Lebens, im Umgang mit interessanten oder bedeutenden Persönlichkeiten. Über Karl Wolfskehl lernt er 1897 in Paris den Dichter Stefan George kennen, in dessen Blättern für die Kunst Schmitz seine ersten Gedichte veröffentlicht; in München begegnet er der Schriftstellerin Franziska zu Reventlow sowie dem Kosmiker Ludwig Klages. Thomas Mann nennt ihn einen „hervorragend gescheiten Schriftsteller“. In seinen Tagebüchern hält Schmitz am 11. Juli 1901 auch eine Gebirgstour im Höllental fest:
Von der Gebirgstour zurück. Der Übergang vom Höllental über die Riffel nach Eibsee für mich lebensgefährlich, weil ich an Schwindel litt, während Nina vortrefflich kletterte. Dagegen hält sie schlecht Anstrengungen aus, die ich wieder sehr gut ertrage. Wir schliefen nachts beide kaum vor Aufregung über die ausgestandene Gefahr. Kleine Streitigkeiten, die aus momentaner Mißlaune entstehen, verschwinden so schnell, als sie kommen. Sie scheint bemüht, keine Verstimmungen mehr Herr werden zu lassen. Die nun noch zu erledigenden häuslichen Angelegenheiten belasten sie sehr, da wir in spätestens 14 Tagen unsere Sommerreise antreten wollen. (Zit. aus: Oscar A. H. Schmitz: Das wilde Leben der Boheme. Tagebücher, Bd. 1, 1896-1906. Hg. von Wolfgang Martynkewicz. Berlin 2006, S. 169.)
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 143.