Erikas Laienbund deutscher Mimiker

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Erika Mann als Pierrot in der späteren Pfeffermühle, 1934 (c) Archiv Monacensia

Am Neujahrstag 1919 gründeten Erika und Klaus Mann den „Laienbund Deutscher Mimiker“, kurz Mimikbund“, die Theatergruppe der Herzogparkbande, zu dem unter anderem Ricki Hallgarten, Wilhelm Emanuel Süskind  und die beiden Walter-Schwestern Lotte und Gretel gehörten. Auch ihr Bruder Golo, der erst zehn Jahre alt war, durfte mitspielen. Das Ensemble nahm die Arbeit sehr ernst und führte genau Buch über die Inszenierungen: Regieanweisungen, Diskussionen und Differenzen bei der Probenarbeit, Kritiken.  

Die erste Premiere fand am 12. Januar 1919 statt: Theodor Körners Komödie Die Gouvernante. Als Bühne diente die geräumige Diele im Haus der Familie Mann. Thomas Mann unterstützte die Aktivitäten der jungen Theatergruppe und verfasste selbst den Premierenbericht, in dem er Lob und Kritik ausgewogen verteilte. Seine Kritik bezog sich vor allem auf Unzulänglichkeiten in der Sprechweise, die „Unsitte“, gegen den Hintergrund zu sprechen, die er Klaus vorwarf. Lobend erwähnte er Erika und ihre Verkörperung der Rolle der Gouvernante „mit verständiger Distinktion“.

Theodor Körners publikumswirksame Stücke wurden sowohl an den großen Häusern als auch auf den Kleinstadt- und Dorfbühnen gespielt. Meistens handelte es sich um Verwechslungskomödien mit Travestie-Elementen, Slapsticks und viel Klamauk. In der Gouvernante war die Protagonistin ein junges Mädchen, das sich als alte Frau verkleidete und vor der strengen Gouvernante den desolaten Zustand der Welt, den Sittenverfall, die allgemeine Verdorbenheit anprangerte. Es bereitete dem jungen aufmüpfigen Ensemble riesigen Spaß, die pointenreiche Komödie einzustudieren.

Allmählich erweiterte die Gruppe ihr Repertoire, bevorzugte die Klassiker, Lessing, Molière, Shakespeare und ging auf „Gastspielreise“ im Münchner Herzogpark: Die Vorstellungen fanden in den Häusern der Mitglieder statt. Neujahr 1921 feierte Shakespeares Was ihr wollt Premiere. Erika verkörperte die Viola in dem Lustspiel, das unübersehbare Motive aus ihrem eigenen Leben enthielt: die enge Beziehung des Zwillingspaars Viola und Sebastian, das durch einen Schiffbruch voneinander getrennt wird und durch Violas List, Mut und Phantasie wieder zueinander findet.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Gunna Wendt