Makabre Spiele der Herzogparkbande
In seinem Werk Kind dieser Zeit schildert Klaus Mann den in seiner Kindheit üblichen alltäglichen Antisemitismus. „Die Juden entbieten“ zählte zu den beliebten Spielen der Herzogparkbande, deren Anführer seine Schwester Erika und er waren. Dafür kletterten sie in der Dämmerung, wenn es endlich dunkel genug war, an der Fassade einer Herzogpark-Villa empor, deren Bewohner ihre jüdischen Wurzeln gern verschwiegen. Sie klopften mit ihren Fäusten ans Fenster des Esszimmers, konnten zwar nicht hineinsehen, da die Vorhänge zugezogen waren, wussten aber, dass die Familie beim Abendessen saß. Dann schrien sie mit „grässlich rauen Stimmen“: „Judden, Judden“. Sie fanden es reizvoll, das Wort auf die eigenartige Weise zu betonen, wie es auch Therese Giehse erlebt hatte.
Erstaunlicherweise gibt Klaus Mann an keiner Stelle zu bedenken, dass zu den „Herrschaften“ des Bogenhausenerr Villenviertels „die zwar ein wenig semitisches Blut hatten, aber nicht gern viel davon hergemacht sahen“, auch seine Familie zählte. Die eigenen jüdischen Wurzeln kommen in seinen Erinnerungen nicht vor. Erika beruft sich niemals auf ihre jüdische Urgroßmutter, die feministische Essayistin Hedwig Dohm, sondern immer nur auf ihren Vater, wenn es um das Schreiben geht.
Katia Mann, geborene Pringsheim, gehörte zu der Generation deutscher Juden, die sich primär als Deutsche fühlten, sogar antisemitische Auffassungen teilten und sich selbst von deren Zuschreibungen nicht angesprochen fühlten. Ihre Identität als – großbürgerliche – deutsche Juden war gefestigt. Sie fühlten sich nicht bedroht. Juden – das waren in ihren Augen ganz andere Leute, zum Beispiel Therese Giehse, die eines Tages von Erika mit nach Hause gebracht wurde. Katia Mann bezeichnete die Freundin ihrer Tochter in ihren „ungeschriebenen Memoiren“ als „rein jüdisch“.
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In seinem Werk Kind dieser Zeit schildert Klaus Mann den in seiner Kindheit üblichen alltäglichen Antisemitismus. „Die Juden entbieten“ zählte zu den beliebten Spielen der Herzogparkbande, deren Anführer seine Schwester Erika und er waren. Dafür kletterten sie in der Dämmerung, wenn es endlich dunkel genug war, an der Fassade einer Herzogpark-Villa empor, deren Bewohner ihre jüdischen Wurzeln gern verschwiegen. Sie klopften mit ihren Fäusten ans Fenster des Esszimmers, konnten zwar nicht hineinsehen, da die Vorhänge zugezogen waren, wussten aber, dass die Familie beim Abendessen saß. Dann schrien sie mit „grässlich rauen Stimmen“: „Judden, Judden“. Sie fanden es reizvoll, das Wort auf die eigenartige Weise zu betonen, wie es auch Therese Giehse erlebt hatte.
Erstaunlicherweise gibt Klaus Mann an keiner Stelle zu bedenken, dass zu den „Herrschaften“ des Bogenhausenerr Villenviertels „die zwar ein wenig semitisches Blut hatten, aber nicht gern viel davon hergemacht sahen“, auch seine Familie zählte. Die eigenen jüdischen Wurzeln kommen in seinen Erinnerungen nicht vor. Erika beruft sich niemals auf ihre jüdische Urgroßmutter, die feministische Essayistin Hedwig Dohm, sondern immer nur auf ihren Vater, wenn es um das Schreiben geht.
Katia Mann, geborene Pringsheim, gehörte zu der Generation deutscher Juden, die sich primär als Deutsche fühlten, sogar antisemitische Auffassungen teilten und sich selbst von deren Zuschreibungen nicht angesprochen fühlten. Ihre Identität als – großbürgerliche – deutsche Juden war gefestigt. Sie fühlten sich nicht bedroht. Juden – das waren in ihren Augen ganz andere Leute, zum Beispiel Therese Giehse, die eines Tages von Erika mit nach Hause gebracht wurde. Katia Mann bezeichnete die Freundin ihrer Tochter in ihren „ungeschriebenen Memoiren“ als „rein jüdisch“.