Der schrille Schnellsprecher: Yannik Sellmann
Kaum jemand hat im Poetry Slam eine so steile Karriere hingelegt wie Yannik Sellmann (*1995). Das Studium führt ihn von Nordrhein-Westphalen nach München. Dort steht er im Oktober 2015 zum ersten Mal mit einem selbstgeschriebenen Text auf einer Poetry-Slam-Bühne. Nur sieben Monate später gewinnt er die bayerische Meisterschaft.
„Ich will zum Lachen bringen, unterhalten, reimen, rumpöbeln, mit Sprache spielen“, erklärt er seine Leidenschaft zum Slam in einem Interview mit Neue Stadt Online. Charakteristisch für seine Auftritte sind seine schrille Stimme, die gerne mal sehr laut wird – in gedruckten Texten dadurch sichtbar, dass oft ein beachtlich Anteil in Großbuchstaben geschrieben ist – und das unglaubliche Sprechtempo, das er oft an den Tag legt, um viele Worte in wenig Zeit zu packen.
In seinen Texten regt er sich gerne über die verschiedensten Dinge auf, zum Beispiel über Wandtattoos, Hochzeiten oder den Film LaLaLand. Oft geht es aber auch um sehr persönliche Dinge. So spricht er immer wieder über seine autismusähnliche Psychose, an der er seit seiner Jugend leidet, über Niederlagen, die er in den verschiedensten Situationen erlebt hat, und über seine Beziehung zum Poetry Slam. Als „Gefühlsexhibitionist“ haben die Bühnenauftritte für ihn fast so etwas wie eine therapeutische Wirkung, wie er in Wenn Pulsschlag sich im Raum verbreitet erzählt:
Wenn man das zwischen euch und mir schon eine Beziehung nennt und ich deshalb den Eindruck habe, ich würde euch schon ewig kennen, fange ich an, das was ich hab zu teilen. Weil ihr andächtig meiner Worte lauscht. Was mir den Eindruck gibt, dass ihr verzeiht und für zehn Minuten an mich glaubt. Ihr seid mein Mut und Selbstvertrauen, weil ihr vorgebt, mich zu verstehen. Und es hilft mir eben auch, dass wir uns nie mehr wiedersehen. Ihr gebt mir Macht und gebt mir Ruhe. Nehmt sie mir ab meine Gefühle, verarbeitet sie, reicht sie herum und tragt sie nun zurück zur Bühne, wo ich sie mit ein bisschen Scham, aber auch Wehmut wieder akzeptiere. In der Hoffnung, dass ich sie durch euch vielleicht ein bisschen besser kontrolliere.
(5:50-6:22 min)
Sellmanns Gefühlsausbrüche kann man dabei nicht nur bei Slam-Auftritten, sondern auch als Podcast erleben. So veröffentlicht er zusammen mit Philipp Potthast und Johannes Lenz in Kooperation mit Bayern 2 im Herbst und Winter 2018 einige chaotisch-kreative, slam-poetische Wochenrückblicke.
Sekundärliteratur:
Interview mit Neue Stadt Online (Mai 2017)
Yannik Sellmanns Facebookauftritt
Weitere Kapitel:
Kaum jemand hat im Poetry Slam eine so steile Karriere hingelegt wie Yannik Sellmann (*1995). Das Studium führt ihn von Nordrhein-Westphalen nach München. Dort steht er im Oktober 2015 zum ersten Mal mit einem selbstgeschriebenen Text auf einer Poetry-Slam-Bühne. Nur sieben Monate später gewinnt er die bayerische Meisterschaft.
„Ich will zum Lachen bringen, unterhalten, reimen, rumpöbeln, mit Sprache spielen“, erklärt er seine Leidenschaft zum Slam in einem Interview mit Neue Stadt Online. Charakteristisch für seine Auftritte sind seine schrille Stimme, die gerne mal sehr laut wird – in gedruckten Texten dadurch sichtbar, dass oft ein beachtlich Anteil in Großbuchstaben geschrieben ist – und das unglaubliche Sprechtempo, das er oft an den Tag legt, um viele Worte in wenig Zeit zu packen.
In seinen Texten regt er sich gerne über die verschiedensten Dinge auf, zum Beispiel über Wandtattoos, Hochzeiten oder den Film LaLaLand. Oft geht es aber auch um sehr persönliche Dinge. So spricht er immer wieder über seine autismusähnliche Psychose, an der er seit seiner Jugend leidet, über Niederlagen, die er in den verschiedensten Situationen erlebt hat, und über seine Beziehung zum Poetry Slam. Als „Gefühlsexhibitionist“ haben die Bühnenauftritte für ihn fast so etwas wie eine therapeutische Wirkung, wie er in Wenn Pulsschlag sich im Raum verbreitet erzählt:
Wenn man das zwischen euch und mir schon eine Beziehung nennt und ich deshalb den Eindruck habe, ich würde euch schon ewig kennen, fange ich an, das was ich hab zu teilen. Weil ihr andächtig meiner Worte lauscht. Was mir den Eindruck gibt, dass ihr verzeiht und für zehn Minuten an mich glaubt. Ihr seid mein Mut und Selbstvertrauen, weil ihr vorgebt, mich zu verstehen. Und es hilft mir eben auch, dass wir uns nie mehr wiedersehen. Ihr gebt mir Macht und gebt mir Ruhe. Nehmt sie mir ab meine Gefühle, verarbeitet sie, reicht sie herum und tragt sie nun zurück zur Bühne, wo ich sie mit ein bisschen Scham, aber auch Wehmut wieder akzeptiere. In der Hoffnung, dass ich sie durch euch vielleicht ein bisschen besser kontrolliere.
(5:50-6:22 min)
Sellmanns Gefühlsausbrüche kann man dabei nicht nur bei Slam-Auftritten, sondern auch als Podcast erleben. So veröffentlicht er zusammen mit Philipp Potthast und Johannes Lenz in Kooperation mit Bayern 2 im Herbst und Winter 2018 einige chaotisch-kreative, slam-poetische Wochenrückblicke.