Iwan Goll in Ehrwald

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Ehrwald in Tirol, 1960. Postkarte von Liesl Karlstadt an Erika Mann (Archiv Monacensia)

Der in Paris lebende Dichter Iwan Goll liebt die Vorarlberger Schriftstellerin Paula Ludwig. Häufig besucht er sie in ihrer Wohnung in Ehrwald und bleibt monatelang bei ihr, während seine Ehefrau Claire in Paris auf ihn wartet. Seit 1931 schreiben sich die beiden Liebenden gegenseitig Briefe und schicken sich ihre Werke zu:

Paris ist eine Stickhölle. Mein Zimmer eine schwarze Taucherglocke. Es muß bald enden. Ich denke: in 8 Tagen.

Ach was sind 8 Tage. Sage dir: voriges Jahr waren es um diese Zeit noch 8 Monate, bis ich kommen konnte. Ich sag es mir, denn ich möchte weg, weg, zu dir.

Ich fahre über die Schweiz. Die genauen Zeiten kenne ich noch nicht, denn ich konnte noch nicht aufs Reisebüro in die dumpfe Stadt. Ich schreibe bald ganz Genaues. Nur möchte ich dich gleich bitten, mich nur in Ehrwald zu erwarten, an dem Bahnhof, an dem du mich so lange schon erwartetest, an dem du voriges Jahr sooft den Atem von Paris fühltest ... und dann, wenn ich müde bin und schmutzig, spring ich schnell in dein kühles Haus, ja? Dein Haus voller Alpenveilchen und Erdbeermilch, dein Herz voller Milde und Sonne. (Zit. aus: Iwan Goll und Paula Ludwig: Ich sterbe mein Leben. Briefe 1931-1940. Literarische Dokumente zwischen Kunst und Krieg. Frankfurt am Main u.a. 1993, S. 98-102, S. 260-263. © LangenMüller, München 1993)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 50f., S. 251.