Wandern, Schwimmen, Bergsteigen, Jagen
Angefangen hatte die Landpartie bereits im 16. Jahrhundert. Damals verbrachten Münchner Adelige und Patrizier die Sommermonate auf ihren Herrensitzen im malerischen Umland. Sich aufs Land zurückzuziehen war aber keine Erfindung der Neuzeit. Die römische Aristokratie hatte es bereits vorgemacht, und mit der Renaissance wurden diese alten Gewohnheiten in Europa durch Adelige und wohlhabende Städter wiederbelebt. Im römischen Reich waren die Städte im Sommer stickig, stinkend und heiß. Wer auf sich hielt, zog sich während der Hitze auf den Landbesitz zurück, um inmitten der Bauern die „vita rustica“ zu leben. Feldarbeit, Bauen, Jagen und Fischen wechselten im Idealfall mit der geistigen Tätigkeit der Lektüre, der literarischen Schöpfung und dem Rezitieren im kleinen Kreis ab. Einsamkeit zu mehreren im ausgewählten Freundeskreis gehörte zur ältesten römischen Tradition. Ausonius, spätantiker gallo-römischer Staatsbeamter, Prinzenerzieher und Dichter, überliefert, dass es auf dem Land darum ging, „die angenehme Muße eines abgelegenen Ortes wiederzugewinnen, dazu das Vergnügen mit köstlichen Kleinigkeiten, ein Ort, wo man über seine Zeit verfügen kann, wo man Herr über das Nichtstun ist, oder eben tun kann, was man tun will“. Das Land stand für Kontemplation, die Stadt hingegen für das gesellschaftliche Leben unter Menschen. Diese innerlich gelebte Freiheit entsprach ganz den Idealen der Aufklärung.
Links: Liesl Karlstadt beim Bergsteigen, Alpspitze 1927 (Archiv Monacensia). Mitte: „Psychoanalyse“, Zeichnung von Karl Arnold. Simplicissimus, Jg. 31, Heft 1, 1926. Rechts: Ludwig Thoma und Ferdinand von Reznicek in Abwinkl, 1906. Bestand Ludwig Thoma (Archiv Monacensia).
Um 1800 fand die eigentliche Entdeckung der Landschaft statt. „Zurück zur Natur“ bedeutete für Adel und reiche Städter, für kurze Zeit den gesellschaftlichen Verpflichtungen des Hofes und der Großstadt zu entfliehen, um inmitten der freien Natur zu sich selbst zu finden. Die Sehnsucht der Stadtbewohner nach dem einfachen, unverfälschten Leben unter Bauern nahm mit der Industrialisierung der Städte enorm zu. Immer mehr Maler, Musiker und Literaten begaben sich aufs Land auf der Suche nach Inspiration, neuen Motiven und einer billigen Bleibe. Zu dieser Zeit entdeckten die Münchner Landschaftsmaler das besondere Licht vor der Alpenkulisse.
Sekundärliteratur:
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 9f.
Weitere Kapitel:
Angefangen hatte die Landpartie bereits im 16. Jahrhundert. Damals verbrachten Münchner Adelige und Patrizier die Sommermonate auf ihren Herrensitzen im malerischen Umland. Sich aufs Land zurückzuziehen war aber keine Erfindung der Neuzeit. Die römische Aristokratie hatte es bereits vorgemacht, und mit der Renaissance wurden diese alten Gewohnheiten in Europa durch Adelige und wohlhabende Städter wiederbelebt. Im römischen Reich waren die Städte im Sommer stickig, stinkend und heiß. Wer auf sich hielt, zog sich während der Hitze auf den Landbesitz zurück, um inmitten der Bauern die „vita rustica“ zu leben. Feldarbeit, Bauen, Jagen und Fischen wechselten im Idealfall mit der geistigen Tätigkeit der Lektüre, der literarischen Schöpfung und dem Rezitieren im kleinen Kreis ab. Einsamkeit zu mehreren im ausgewählten Freundeskreis gehörte zur ältesten römischen Tradition. Ausonius, spätantiker gallo-römischer Staatsbeamter, Prinzenerzieher und Dichter, überliefert, dass es auf dem Land darum ging, „die angenehme Muße eines abgelegenen Ortes wiederzugewinnen, dazu das Vergnügen mit köstlichen Kleinigkeiten, ein Ort, wo man über seine Zeit verfügen kann, wo man Herr über das Nichtstun ist, oder eben tun kann, was man tun will“. Das Land stand für Kontemplation, die Stadt hingegen für das gesellschaftliche Leben unter Menschen. Diese innerlich gelebte Freiheit entsprach ganz den Idealen der Aufklärung.
Links: Liesl Karlstadt beim Bergsteigen, Alpspitze 1927 (Archiv Monacensia). Mitte: „Psychoanalyse“, Zeichnung von Karl Arnold. Simplicissimus, Jg. 31, Heft 1, 1926. Rechts: Ludwig Thoma und Ferdinand von Reznicek in Abwinkl, 1906. Bestand Ludwig Thoma (Archiv Monacensia).
Um 1800 fand die eigentliche Entdeckung der Landschaft statt. „Zurück zur Natur“ bedeutete für Adel und reiche Städter, für kurze Zeit den gesellschaftlichen Verpflichtungen des Hofes und der Großstadt zu entfliehen, um inmitten der freien Natur zu sich selbst zu finden. Die Sehnsucht der Stadtbewohner nach dem einfachen, unverfälschten Leben unter Bauern nahm mit der Industrialisierung der Städte enorm zu. Immer mehr Maler, Musiker und Literaten begaben sich aufs Land auf der Suche nach Inspiration, neuen Motiven und einer billigen Bleibe. Zu dieser Zeit entdeckten die Münchner Landschaftsmaler das besondere Licht vor der Alpenkulisse.
Tworek, Elisabeth (2011): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 9f.